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Schloss Caputh: Faun, Harlekin und Seiltänzer

Im Schloss Caputh werden in einer neuen Ausstellung Bilder von Jochen Haas gezeigt. Anlass ist dessen 100. Geburtstag.

Caputh - Menschen in Bildern, Menschen hinter den Bildern: So könnte man die anregende Ausstellung zu Jochen Haas’ 100. Geburtstag im Seitenflügel des Schlosses Caputh überschreiben. Am Wochenende wurde sie von Hinrich Enderlein, Vorsitzender des Brandenburgischen Kulturbundes, eröffnet. Die Laudatio hielt der 96-jährige Ludwig Deiters, Freund und Weggefährte des Malers, Denkmalpflegers und Restaurators.

Das Werk von Jochen Haas entstand frei aller kulturpolitischen Zwänge quasi „daheim im Wohnzimmer“. Keine Galerie bekam die Werke zu Haas’ Lebzeiten zu sehen, wohl aber viele seiner Freunde, denen er freiherzig schenkte. Diese nun haben, zusammen mit dem Kulturbund und der Schlösserstiftung, eine große Gedächtnisausstellung (Leihgaben aus drei Privatsammlungen) organisiert und gestaltet, wie es liebevoller nicht geschehen kann. Der Raum wird durch zwei Querwände geteilt, die Bilder sind von ganz verschiedener Größe und Rahmung und in Petersburger Hängung ausgestellt – ja, Haas hat leidenschaftlich alte Bilderrahmen gesammelt und all seine Freunde gebeten, es ihm gleichzutun. Drei Motivkreise in Öl, Acryl und Aquarell: Er selbst als Harlekin, Faun und Seiltänzer, Stillleben, sowie Landschaftsbilder, welche ihre Herkunft aus der „Weimarer Malschule“ mitnichten verleugnen.

Jochen Haas wurde 1917 in Tilsit geboren. Begann Philologie zu studieren, war Kriegssanitäter, danach der Entschluss, Maler zu werden. Studium in Weimar bei Otto Herbig und Hermann Kirchberger in alter Bauhaus-Tradition, wovon diese Schau auch erzählt. Durch Hermann Weidhaas kam er mit Kunstgeschichte und Denkmalpflege in Berührung, später auch mit Hermann Henselmann, Stadtaufbauer von Ost-Berlin. Haas war an der Restauration des Berliner Doms und der Potsdamer Nikolaikirche beteiligt, auch beim Entwerfen neuer Kirchen-Glasfenster. Er starb im Jahre 2000.

Er war ein Denkmalpfleger aus Leidenschaft. Und ein Maler desselben Kalibers. Der Art nach vielleicht ein Harlekin und Seiltänzer in der Arbeitswelt – ein Faun dann aber daheim, wo er ohne jeden Zwang malen konnte, was und wie er wollte. Da hatte er es besser als viele seiner Malerkollegen draußen, im Land des „sozialistischen Realismus“. Insofern staunt man schon, wenn man die eher dunklen Bilder in ihrer gedeckten Tönung anschaut, kaum mal Sonne, ernste, bedachte Gesichtszüge, hier und da ein paar abstrahierende Striche im Gefüge dieser Natur. Hier drückt etwas aus seinem Innern heraus, da drängt etwas in ihn hinein. Unruh ist wohl ihr Grund. Die Motive füllen den Rahmen, sprengen ihn gar. Und immer wieder Harlekin, das Außen, die Welt. Faszinierend, wie dieser Mann sich selbst umkreist!

Auch ein Privatier aus Radebeul mit ein paar Haas-Bildern im Stoffbeutel hatte sich angesagt. Hellwach die Veranstalter. Verkaufen? Ja, nein ... Darauf ein Dritter: Vielleicht sollten Sie noch warten, bis Jochen Haas von der Wissenschaft erkannt und gewürdigt wird! Gemurmel als Antwort. Beispielhaft für die heutige Zeit: Der Maler verschenkte freigiebig, heut wird für manchen wird ein Geschäftchen daraus. 

Gerold Paul

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