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Potsdam-Mittelmark: Schleusenerinnerungen

In Kleinmachnow gibt es neuerdings Exponate aus dem einstigen Alltag an der Schleuse zu bestaunen

Kleinmachnow - Peter Richter führt durch einen mit Bildern und Schautafeln behangenen Raum. Vor einer glasumrandeten Vitrine stoppt er kurz und winkt zu sich herüber. „Die hier, die habe ich eingetauscht“, erklärt er und deutet mit der Hand auf eine auf Hochglanz polierte Silbermünze. „Eine Sonderprägung der Potsdamer Sparkasse, herausgegeben zur 100-Jahr-Feier des Teltowkanals“, erzählt er stolz. Gegen eine seiner alten Pfeifen hätte er sie hergegeben, erklärt der 70-Jährige und weist auf eine Box mit weiteren, mittlerweile kaum mehr erhältlichen Tabakpfeifen. Gleich über dem Treppenaufgang hat er sie angebracht. „Aus Daffke“ hätte der ehemalige Schleusenmitarbeiter einst angefangen, die Dinge zu sammeln. Zu schade für den Schrott seien sie gewesen, erzählt er. Heute sind die Sammelstücke Bestandteil eines neuen Kleinmachnower Museums. Die Exponate sind im denkmalgeschützten Bau der Kleinmachnower Schleuse untergebracht.

Nachdem Wasserstraßenschifffahrtsamt und Gemeinde Kleinmachnow bereits vor neun Jahren die über 111 Jahre alte, zwischen den beiden Süd- und Mittel-Kammern liegende Schleusnerbude für Schaulustige geöffnet hatten, kann nun auch der historische Schleusenbau wieder betreten und von innen begutachtet werden. Dort, wo die Turmuhr, eingeschlossen in ihren Original-Holzkasten, noch immer pünktlich zur vollen Stunde schlägt, haben die beiden Kooperationspartner eine Dauerausstellung zur Geschichte der 1906 errichteten Schleuse und dem Teltowkanal eingerichtet, die seit wenigen Wochen jeden Samstag, Sonn- und Feiertag von 12 bis 18 Uhr zu besichtigen ist. Peter Richter gehört neben dem gelernten Wasserbauer Werner Polzin und Otfried Becker, einem Berliner Beamten, zu den „Dreien von der Schleusnerbude“, die an diesen Tagen im Auftrag der Gemeinde Besucher durch das Bauwerk führen. Mehr als 100 000 Gäste hätten sie seit Eröffnung des Infopunkts in der kleinen runden Schleusnerbude schon gezählt. In Spitzenzeiten sind es bis zu 200 am Tag, sagt Richter. Dann kommt auch der Routinier ins Schwitzen. Als gelernter Elektriker war der Teltower vor über 35 Jahren vom Teltower Reglerwerk zur Kleinmachnower Schleuse gekommen und arbeitete dort bis zu seinem 60. Lebensjahr.

Doch die Exponate im neuen Museum stammen nicht nur aus Richters eigener Sammlung. Einiges wurde bei Baggerarbeiten im Teltowkanal aus dem Schlamm gefischt, erzählt der Rentner. Auch Sonderbares, wie Handschellen und Fußfesseln, aber vor allem altes Werkzeug, wie eine Eissäge. „Früher gab es ja noch kein Heizwerk“, erklärt Peter Richter. „Bei strengen Wintern hätten die zugefrorenen Kammern die Tore zerdrückt, also musste das Eis aufgesägt werden.“ Die Achse einer so genannten Laufkatze fand ein Vater mit seinen Kindern vor einigen Jahren im Wald. Mit dem heute stark verrosteten Metallteil hatten die Schleusenknechte früher die Schiffe in die Schleuse gezogen, erzählt Richter.

Wieder anderes trug das Schifffahrtsamt bei, wie Chroniken und alte Verkehrsvorschriften. Einen Briefbeschwerer der Wasserverwaltung stiftete die Tochter eines früheren Regierungsbaumeisters. Viele Aspekte der langjährigen Geschichte des Bauwerks sind in dem neu geschaffenen Ausstellungsraum im Schleuseninnern mit Schautafeln und Bildern unterlegt, manches soll in Kürze noch hinzugefügt werden. Die Ehrenbürgerurkunde der Stadt Teltow für Ernst von Stubenrauch etwa, dem Vater des 1906 eröffneten Kanals. Auch die Schautafel zur Eröffnung der Wasserstraße muss noch gefüllt werden, sagt Peter Richter.

Die Idee, die Schleusenanlage auch für Ausflügler aus der näheren Umgebung attraktiv zu machen, ist ebenso alt wie das historische Bauwerk selbst. Schon die Königlichen Bauräte Max Contag und Christian Havestadt sollen das landschaftlich schön gelegene Schleusenbauwerk als „behaglichen Ruhepunkt“ im Blick gehabt haben.

Links am Ufer, wo heute die Wasserbauschule ihr Domizil hat, ließ der Kreis Teltow ein Schleusenwirtshaus mit großem Biergarten errichten. Im Unterhaupt der Schleuse entstand eine Aussichtsgalerie, die wegen späterer technischer Einbauten jedoch geschlossen werden musste. Das Wirtshaus musste 1939 der geplanten Erweiterung der Schleuse weichen. Nunmehr ist auch die damals neu gebaute Kammer zu klein geworden. Seit einigen Jahren wird daher ein weiterer Ausbau der Schleuse diskutiert, der jedoch wegen des zu erwartenden Eingriffs ins grüne Uferareal umstritten ist. Dass die Schiffe an ihre Grenzen gekommen sind, hat auch Peter Richter festgestellt. „Die Kähne sind voll bis oben hin“, sagt er. „Sie kommen mit Holzhackschnitzeln aus Holland und schiffen sie bis nach Rudow“, erzählt er.

Ins Herz hat der 70-Jährige jedoch ein ganz anderes Schiff geschlossen, das er unbedingt noch als Museumsobjekt gewinnen will. Ein Segelschiff-Modell, das Kaiser Wilhelm II. Landrat Ernst von Stubenrauch anlässlich der Eröffnung des Teltowkanals einst als Gastgeschenk übergab. An seiner statt steht im Kleinmachnower Schleusenmuseum ein ähnliches, aber deutlich kleineres, dreimastiges Schiffsmodell.

Das Original hing lange an der Decke der alten Schleusenkneipe am Kanal. Heute soll es im Kleinmachnower Seniorenwohnheim Augustinum zu finden sein.

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