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Saisonstart in Werder: Mit Tempo übers Erdbeerfeld

Startschuss für die Erdbeersaison in Werder: Das warme Frühjahr hat die Beeren wachsen lassen, die Bauern erwarten in diesem Jahr deutlich höhere Erträge. Doch müssen die Beeren jetzt schnell vom Feld.

Glindow – Bezogen auf das vergangene Jahr nimmt der Werderaner Obstbauer Gerd Barth kein Blatt vor den Mund: "Es war eine Scheiß-Ernte", erklärte er. Die Hoffnungen ruhen nun auf der aktuellen Erdbeersaison, die der regionale Obst- und Gartenbauverein gestern auf dem Feld des Familienbetriebes Barth/Remus am Werderaner Ortsrand offiziell eröffnete. Zwei Wochen vor dem üblichen Start.

Doch trotz des frühen Erntebeginns könnte es für die Bauern schwierig werden, die Verluste der Vergangenheit auszugleichen. Zwar erwarten sie eine deutlich bessere Ernte, doch ist es weiter zu heiß und zu trocken. Das Ergebnis sind verhältnismäßig kleine Früchte: "Die Beeren wachsen kaum noch, werden nur noch reif", sagt Barth. Das aber in einem immensen Tempo.

Auf rund zwei Hektar bauen Gerd Barth und Sven Remus Erdbeeren an. Die drei ersten Sorten Clery, Korona und Asia können ab sofort auf dem Hof des über 25 Jahre alten Familienbetriebes und im Frischemarkt gekauft werden, teils werden sie auch nach Potsdam und Berlin geliefert. Im Verlauf der Saison holen die beiden Bauern mit der Pegasus und Malwiner noch zwei spätere Sorten vom Feld.

Die Erdbeeren müssen schnell vom Feld geholt werden

Nach dem der Berlin-Brandenburger Gartenbauverein die Saison bereits am vergangenen Freitag auf einem Hof in Altlandsberg (Märkisch-Oderland) einläutete, werden neben dem Familienbetrieb Barth/Remus nunmehr auch hierzulande alle anderen Obstbauern damit beginnen, ihre Freiland-Beeren zu ernten, so der Vorsitzende des Werderschen Obst- und Gartenbauvereins Walter Kassin. Sie alle eint dabei ein Problem: Die Beeren müssen schnell vom Feld. Wegen der anhaltenden Hitze drohen sie sonst zu vertrocknen. Und: Wachsen die verschiedenen Sorten normalerweise nacheinander und zeitlich etwas versetzt, so könnte sich die Erntezeit in diesem Jahr überlappen. Denn wegen der Hitze werden alle Beeren schneller reif. Bleibt es weiter so warm, könnte in zwei bis drei Wochen Erntezeit schon alles vorbei sein, erklärt Obstbauer Heiko Wels. Eine übliche Erdbeersaison währt in der Regel doppelt so lang.

Wels will ein Drittel seiner 1,5 Hektar Anbaufläche in diesem Jahr zur Selbstpflücke anbieten. Was nicht geerntet werden kann, bleibt hängen, meint er. Stückweise werde er sein Acker in der Ziemensstraße ab dem morgigen Donnerstag für Interessierte öffnen, sagt er. Jeweils donnerstags bis sonntags können dann vor Ort selbst Körbe mit frisch gepflücktem Obst gefüllt werden. Ob und welche Werderaner Obstbauern sich der Selbstpflücke anschließen, ist aber noch offen, sagt Walter Kassin. Dies werde in den kommenden Tagen entschieden.

"Alle, die regionale und lokale Produkte wollen, müssen sie auch kaufen"

Gerd Barth und Sven Remus verzichten in diesem Jahr darauf. Es sei zuviel Arbeit, erklärt Barth, der in Kürze aber noch zehn Erntehelfer erwartet. Wegen der schwierigen vorangegangenen Saison, als Frost und kühle Temperaturen den Start verzögerten, dann teils starke Regengüsse die Ernte regelrecht verhagelten, zählt nun mehr jedes Kilo, so Walter Kassin. Doch reicht es nicht, die Früchte vom Feld zu holen, das Obst muss auch verkauft werden. Für Kilopreise von fünf bis sechs Euro sind die frischen Früchte zurzeit zu haben, die erwartete Menge könnte aber in Kürze noch auf den Preis drücken.

Werders stellvertretender Bürgermeister Christian Große appellierte daher an die Verbraucher und potenziellen Kunden der Beeren. "Alle, die regionale und lokale Produkte wollen, müssen sie auch kaufen", erklärte er und verwies auf den alljährlich erlebbaren Überlebenskampf der Obstbauern. "Irgendwann schaffen wir uns selbst ab", warnte er. Auch müsste die vom Land gezahlte Förderung für Ernteausfälle schneller und unbürokratischer fließen.

Gerd Barth und Sven Remus haben sie wie viele andere Bauern nicht beantragt. "Wir wollen keine staatliche Förderung", meint Gerd Barth. Zudem sei das Antragsverfahren viel zu kompliziert, erklärte er.

Mitten in die Erdbeerernte könnte die Kirschernte platzen

Die aktuelle Hitzeperiode habe der Familienbetrieb dank der eigenen Bewässerungsanlage noch ganz gut Griff. Könnte nicht bewässert werden, wäre die Ernte längst hinüber, meint Walter Kassin. Auch er hat Forderungen an das Land. "Man sieht jetzt, wie wichtig das Wasser für die Region und die Bauern ist", sagte er. Schon seit langem setzt sich der Obst- und Gartenbauverein neben anderen Gruppierungen aus Werder daher dafür ein, das marode Brauchwasserwerk in Glindow zu ertüchtigen und langfristig zu sichern. Zuletzt war ein Betrieb nur noch durch erhebliche Zuschüsse der Stadt möglich. Derzeit bemüht sich Werder um Fördermittel für die Sanierung des in den 1930er erbauten Werkes.

Noch mitten in die Erdbeerernte könnte in diesem Jahr zudem die Kirschernte platzen. Auch hier werden die ersten Früchte bereits rot. Usprünglich hatte der Werdersche Obst- und Gartenbauverein die Krönung der neuen Kirschkönigin etwa eine Woche nach Erntebeginn für Ende Juni vorgesehen. Aufgrund des schnellen Reifeprozesses werde der Verein Zeremonie und Eröffnung nun aber um etwa zwei Wochen vorziehen, so Walter Kassin.

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