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Mittelpunkt Mensch. Die drei jungen Künstler Helena Zubler, Johann Spengler und Sarah Weinberg (v.l.) zeigen in der Galerie Töplitz Illustrationen, Malerei und Skulpturen. Die meisten Werke stellen das Thema Mensch in den Mittelpunkt. 

© Andreas Klaer

Saisonabschluss in der Galerie Töplitz: Im Zentrum der Mensch

Die Galerie Töplitz zeigt ihre letzte Ausstellung in diesem Jahr. Drei junge Künstler haben sich auf vielfältige Weise mit dem Thema Mensch auseinandergesetzt.

Von Sarah Stoffers

Töplitz - Zusammengesunken sitzen die vier Männer um den runden Pokertisch, einige mit den Oberkörpern auf der Platte liegend. Zerstreute Bierflaschen und Spielkarten zeugen von einer langen Nacht. Auf einem anderen Bild sitzt ein junger Mann in ähnlicher Pose auf einem Hocker. Der Oberkörper auf dem Bartresen. Drumherum ein Aschenbecher und eine leere Bierflasche. Die frühen monochromen Arbeiten des Künstlers Johann Spengler erinnern an Tatort-Szenen aus Kriminalgeschichten. Alle sind aus der Vogelperspektive aufgenommen. Immer scheinen die Figuren tot zu sein oder ihren Rausch einer durchzechten Nacht auszuschlafen. In ihrem Stil erinnern sie ein wenig an die Cover und Illustrationen von amerikanischen Detektivgeschichten, den Noir-Krimis aus den 50er Jahren.

Rund 100 Besucher pro Schau

Ab Samstag sind Spenglers Aquarelle und Radierungen neben Plastiken von Sarah Weinberg und Ölgemälden von Helena Zubler in der Galerie Töplitz zu sehen. Die Ausstellung ist in diesem Jahr die dritte und letzte, die in der Galerie präsentiert werden wird. Nach der Schau werden die Türen für die Gäste erst wieder im kommenden Jahr im April öffnen, wie Kuratorin und Marianne Kreutzberger erklärt. „Die Galerie ist leider nicht beheizbar“, so Kreutzberger. In der kurzen Zeit, die der Galerie in jedem Jahr bleibt, zeigt sie in drei, maximal vier Ausstellungen vor allem junge Künstler. „Wir wollen den jungen Leuten eine Bühne geben.“ Die Ausstellungen in diesem Jahr seien bisher sehr gut angenommen worden. Rund 100 Besucher pro Schau, sagt Hans-Joachim Walter, Mann von Marianna Kreutzberger und viele Jahre der Vorsitzende des Vereins Havel-Land-Art, der die Galerie betreibt. Die Künstler suchen sie gemeinsam auf Ausstellungen im ganzen Land. Die drei jungen Künstler der neuen Schau habe sie auf den ersten Blick zeigen wollen, sagt Kreutzberger. „Ich entscheide das nach meinem Bauchgefühl.“

Der Mensch als Zerrbild

Für den 23-jährigen Spengler, der zurzeit an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule in Halle studiert, ist es die erste Ausstellung. In seinen Werken, in denen fast immer Menschen im Mittelpunkt stehen, sieht man die Entwicklung, die er während seines Grafikstudiums bereits vollzogen hat. Die „Tatort-Bilder“ entstanden 2016. Im Kontrast dazu hängen in der Galerie seine Arbeiten aus diesem Jahr. Fast schon superrealistische Aquarelle zeigen die Neonlichter einer Stadt oder eines Theaters in Kalifornien. „Mich hat in der vergangenen Zeit das Nachtleben sehr fasziniert und der Kontrast zwischen den grellen Neonfarben der Reklame, der vielen Lichter und der Nacht“, so Spengler. Einen ganz anderen Stil verwendet Spengler bei seinen Radierungen. Die Figuren in den Werken sind verzerrt, haben etwas Gruseliges, Mythisches. „Die Zerrspiegel auf Jahrmärkten interessieren mich sehr. Sie zeigen eine andere Wahrheit.“ Spengler nimmt sich die Proportionen vor, verzerrt sie, bis sie interessant werden und dennoch schlüssig sind. „Alles passt dann auf einer ganz anderen Ebene und macht viel mehr Sinn, als die eigene Realität.“

Intime Momente. Meisterschülerin Helena Zubler zeigt in einigen Werken Pärchen, die sich zärtlich, verlangend oder auch verzweifelt umarmen.
Intime Momente. Meisterschülerin Helena Zubler zeigt in einigen Werken Pärchen, die sich zärtlich, verlangend oder auch verzweifelt umarmen.

© Sarah Stoffers

Körper, Emotionen, intime Momente

Die Meisterschülerin Helena Zubler zeigt im Gegensatz dazu sehr weltliche, alltägliche Dinge. Ihr großes Thema, das sich durch ihre Arbeiten in Öl zieht, ist der Mensch. Sein Körper, seine Emotionen, seine Interaktionen mit anderen. Ihre Bilder zeigen intime Momente. Pärchen, die sich liebevoll, manchmal, so scheint es, aber auch verzweifelt im Arm halten oder nur ganz zaghaft berühren. Mit Umarmungen hat sich die 26-jährige Zubler in der ersten Hälfte dieses Jahres auseinandergesetzt. Andere, ältere Gemälde zeigen Figuren, die ihren Kopf zwischen den Händen vergraben halten oder ihr Gesicht zwischen den Fingern zerknautschen. „Ich versuche mit meinen Bildern immer Emotionen zu wecken, ohne dem Betrachter dabei etwas vorgeben zu wollen.“ Auf allen Bildern stehen nicht die Gesichter im Fokus, die oft nur angedeutet sind oder komplett fehlen. Das sei eine bewusste Entscheidung, so Zubler. „Wenn ein Körper ein Gesicht hat, hat er eine Identität, wird zu einer individuellen Person. Ohne eine eigene Identität, ist es für den Betrachter leichter, sich mit dem Dargestellten zu identifizieren.“ 

Skulpturen, die Raum und Licht verändern

Um den Menschen kreisen auch die Darstellungen der Bildhauerin Sarah Weinberg, die wie Johannes Spengler an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle studiert. Ihre detailliert ausgearbeiteten Plastiken und Büsten aus Gips zeigen Freunde, Bekannte und Verwandte. „Ich finde es faszinierend, wie die Skulpturen in den Raum hereinragen, wie sich durch sie Licht und Schatten ändern“, sagt die 26-Jährige. Ihre Mutter habe bereits für einige ihrer Plastiken Modell gestanden. Auch sich selbst hat die junge Mutter einer dreijährigen Tochter nach alten Kohlezeichnungen als Schwangere in einer Figur verewigt. Sitzend, während sie sich den kugelrunden Bauch hält. In ihrer Jugend habe sie viel gemalt. Bis sie einen französischen Film über den großen Bildhauer Auguste Rodin gesehen und für seine Kunstform Feuer gefangen habe. 

Wie es Tradition ist, wird die Vernissage um 16 Uhr von einem Konzert in der Dorfkirche neben der Galerie eröffnet werden. Das Duo Xiangchen Ji und Karoline Pawul spielen auf Flöte und Bratsche Werke von Francois Devienne, Franz Anton Hoffmeister, Max Reger und Marin Marais. Ab 17 Uhr öffnet die Galerie dann die Schau in Anwesenheit der Künstler. Die Ausstellung ist noch bis zum 16. September von Montag bis Freitag zwischen 16 und 18 Uhr und Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.

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