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Saison eröffnet: Heidelbeerflächen in Beelitz sollen verdoppelt werden

Landwirt Ernst-August Winkelmann will seine Beerenflächen vergrößern - Heidelbeeren sind inzwischen die zweitwichtigsten Strauchbeeren in Brandenburg.

Von Eva Schmid

Klaistow - Nach reifen Heidelbeeren muss man noch etwas suchen: Ein Spätfrost im Mai mit Temperaturen bis minus acht Grad hat die ersten reifen Beeren aus Beelitz erfrieren lassen. Landwirt Ernst-August Winkelmann rechnet mit einem Ernteverlust von rund 20 Prozent und hofft dennoch rund 100 Tonnen mehr als im Vorjahr und damit insgesamt 900 Tonnen zu ernten. Am Mittwoch wurde die Heidelbeersaison offiziell auf dem Hof von Buschmann & Winkelmann eröffnet.

Was zum Saisonstart auch deutlich wird: Der Klimawandel mit langen und heißen Dürreperioden macht auch den Landwirten in Beelitz zu schaffen. „Wir werden uns umstellen müssen“, sagte Winkelmann, der seit 15 Jahren in den Wäldern um Klaistow Heidelbeeren anbaut. Er werde die Pflanzen mehr bewässern müssen, wofür es Genehmigungen bräuchte, weil Grundwasser aus dem Boden genommen werde. Zudem erwägt Winkelmann den Einsatz von Frostschutzberegnungsanlagen, die verhindern, dass die jungen Beeren durch Nachtfröste zerstört werden. Auch dafür braucht es mehr Wasser. Womöglich muss er auch auf andere, hitzeresistentere Heidelbeersorten umsatteln. „Das wird kein Spaziergang“, sagt Winkelmann.

Dennoch glaubt der Landwirt, dass sich die Investition in die blauen Beeren weiterhin lohnt. „Ich glaube fest daran, dass die Kunden regional kaufen.“ Die Beeren, die von weit her, aus Peru oder Marokko kommen, würden oft an nicht-natürlichen Standorten angebaut werden, zum Teil in Wüstenregionen. „Gegen die Natur kann man nicht wirtschaften.“

So bräuchte die Heidelbeere – übrigens die zweitwichtigste Strauchbeerenart in Brandenburg nach dem Sanddorn – den Mykorrhiza-Pilz, der in Nadelwald-Böden und Mooren vorkomme. Mithilfe des Pilzes und durch die tiefreichenden Wurzeln der Heidelbeere holt sich die Pflanze die Nährstoffe aus dem Boden. Wächst sie an natürlichen Standorten, bräuchte es „fast keine Pflanzenschutzmittel“, so Winkelmann.

Winkelmann, der seine Flächen seit 2004 von anfangs zehn auf heute 180 Hektar erweitert hat, will mit seinem Expansionskurs weitermachen. In den nächsten Jahrzehnten will er die heutige Anbaufläche in Beelitz verdoppeln auf rund 360 Hektar. In Kremmen und in Nordrhein-Westfalen hat er derzeit weitere rund 300 Hektar auf denen er Heidelbeeren anbaut.

Potsdam-Mittelmark hat größte Anbaufläche in der Mark

Die gesamte Anbaufläche in Deutschland liegt bei rund 2800 Hektar, davon entfallen 330 Hektar auf Brandenburg. Der Klaistower Betrieb gehört zu den größeren Heidelbeerbauern im Land. Rund 25 Betriebe – immer mehr auch in Beelitz – haben sich auf die Kulturheidelbeere spezialisiert. Potsdam-Mittelmark hat im Vergleich zu anderen Kreisen die größte Anbaufläche in der Mark.

Für sein Ausbauvorhaben will Winkelmann demnächst die Anträge stellen. Seine Idee: Um so viel Fläche mitten in den Wäldern rund um Beelitz als Plantagen genehmigt zu bekommen, schlägt er vor, mit den Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen den von vielen Seiten geforderten Waldumbau zu forcieren. Statt Monokieferkulturen will er Mischwälder pflanzen. Zuvor jedoch muss Winkelmann die Genehmigungsbehörden von seinem Vorhaben noch überzeugen.

„So einfach ist das nicht“, sagt der Sprecher des Landwirtschaftsministeriums Jens-Uwe Schade gegenüber den PNN zu Winkelmanns Plänen. Den zunächst handele es sich um einen Kahlschlag in den Wäldern. „Es wird sich aber dennoch bestimmt ein Kompromiss finden lassen.“ Winkelmann hätte gute Argumente und ein gutes Produkt. Dennoch müsse man auch den Forst verstehen, sagt Schade. Deren wichtigstes Ziel sei der Walderhalt. Nicht umsonst seien gesetzlich die Hürden zum Schutze des Waldes hoch. Bei dem Vorhaben komme es vor allem auf die Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen an, über die dann im Detail gesprochen werden müsse, so Schade.

Besserer Geschmack erwartet

Die heißen Tage haben aber auch ihr Gutes: der Geschmack der Heidelbeere wird durch viel Sonne intensiver. Die ersten Heidelbeeren aus Klaistow werden in den kommenden Tagen im Handel sein, ab dem 10. Juli startet die Selbstpflücke in den Plantagen rund um den Spargelhof. Das Kilo selbstgepflückter Beeren kostet 6,50 Euro.

Geerntet werden die Beeren, denen zahlreiche gesundheitsfördernde Wirkungen wegen ihrer Vitamine und Mineralstoffe nachgesagt werden, noch bis Anfang Oktober. Winkelmann baut Früh-, Mittel- und Spätsorten an, um den Appetit auf die vitaminreichen Heidelbeeren so lange wie möglich stillen zu können. Der Juli sei der Haupterntemonat, erklärt der Landwirt.

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Hintergrund

Trotz der Hitze der vergangenen Tage geht der Landesbauernverband in diesem Jahr laut ersten Prognosen nur von leichten Ernteverlusten bei der Getreide- und Rapsernte aus. „Die gute Nachricht ist, dass wir in diesem Jahr keine Dürre zu beklagen haben, die unsere Betriebe in ihrer Existenz bedroht. Aber von Entspannung kann dennoch keine Rede sein“, so der Präsident des Landesbauernverbandes Henrik Wendorff in einer Pressemitteilung am Mittwoch. Erwartet werden in diesem Jahr zudem regional sehr unterschiedliche Ernteerträge. Jeder Liter Regen werde an den Erträgen zu sehen sein, so Wendorff. Die Gerstenernte ist in diesen Tagen im Land Brandenburg fast flächendeckend angelaufen. Danach folgen Weizen, Roggen und Raps. Die Erzeugerpreise für Getreide würden zum Erntebeginn nur leicht über dem unbefriedigenden Vorjahresniveau liegen, so der Verbandspräsident. Positive Signale zur Preiserholung auf dem Weltmarkt seien nicht zu erwarten, so dass die Ertragsverluste kaum über einen höheren Preis ausgeglichen werden könnten. Auch die zu erwartenden Qualitätsbeeinträchtigungen, insbesondere bei der Kornausbildung, dürften die Erlöse weiter drücken. Vor diesem Hintergrund appellierte der Landesbauernverband erneut an die Politik, die Rahmenbedingungen für landwirtschaftliches Handeln nicht weiter zu verschlechtern.

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