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Aus Sicht der Radinitiative Michendorf sollte bald mit den Planungen begonnen werden (Symbolbild).

© dpa

Route zwischen Michendorf und Potsdam: Radschnellweg dringend gebraucht

Laut Zählungen sind auf der B2 deutlich mehr Menschen auf dem Rad unterwegs als angenommen - das untermauert die Forderungen nach einer sichereren Fahrradroute.

Michendorf - 1740 Radfahrten an einem Tag – so viele zählte die ADFC-Ortsgruppe Michendorf am 24. Mai auf der B2 zwischen Michendorf und Potsdam. Der Dienstag, zwei Tage vor Himmelfahrt, erreichte den Spitzenwert bei den 14-tägigen Messungen der Initiative. Gezählt wurde vom 23. Mai bis zum 5. Juni auf der Höhe des Tierheims Potsdams im Süden der Stadt. Werktags registrierte die Ortsgruppe 1369 Radfahrten. Das sei fast das Vierfache von dem, was die Machbarkeitsstudie zu den Radschnellverbindungen in Potsdam bisher theoretisch angenommen habe. Diese ging von 383 Radfahrten pro Tag aus.

Die Initiative rechnet damit, dass der Radverkehr weiter zunimmt auf deutlich über 2000 Fahrten pro Tag, sagte Hartwig Paulsen von der Radinitiative Michendorf und Sprecher der Ortsgruppe. Damit wäre die Bedingung für eine Radschnellverbindung erreicht. Die Messungen zeigten, dass es sich um eine Pendlerstrecke handle. Der Höchststand der Fahrten pro Stunde lag demnach bei 180 Fahrten. Werktags lag die Zahl laut den Daten gegen 8 und 16 Uhr sogar noch darüber. Am wenigsten Radfahrer wurden – wenig überraschend – von 23 bis 5 Uhr registriert. Samstags kamen die Beobachter:innen auf 877 Fahrten, sonn- und feiertags waren es 1022 am Tag.

Es müssen kaum Bäume gefällt werden

Aus Sicht von Paulsen sollte mit Blick auf die Zahlen zeitnah mit der Planung der Radschnellverbindung Michendorf-Potsdam begonnen werden. Diese könnte weitestgehend parallel zu dem bestehenden Radweg entlang der Trasse für die Gasleitung gebaut werden. „Diese Trasse hat den Vorteil, dass kaum Bäume für die Radschnellverbindung gefällt werden müssen. Der bestehende Radweg könnte dann als Fußweg bestehen bleiben.“

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Da die Planung des Radschnellwegs lange Zeit in Anspruch nehme, sei kurzfristig die vom Landesbetrieb Straßenwesen geplante Sanierung und Verbreitung des Radwegs auf 2,5 Meter sinnvoll. „Der jetzige Zustand des Radweges ist für die Verkehrsbelastung nicht mehr hinnehmbar“, sagte Paulsen. Nach Angaben der Stadt Potsdam läuft die Machbarkeitsstudie zum Schnellweg noch bis in den Herbst.

Michendorf will Vorhaben vorantreiben

Auch Michendorfs Bürgermeisterin Claudia Nowka (Bündnis für Michendorf) spricht sich für den Radschnellweg aus. „Für die Mobilitätswende müssen wir uns überlegen, wie führen wir die Radfahrer sicher?“, erklärte sie. Dafür seien gute Radwege sowie Straßen mit Tempolimit 30 nötig. Für die L77 durch den Ortsteil Langerwisch, die L73 durch Stücken sowie die Caputher Chaussee zwischen Caputh und Michendorf habe die Gemeinde bereits Anträge auf Tempolimits gestellt. 

„Die Strecke ist gerade, keine Bäume, da kann man Gas geben“, sagte Nowka. Begrenzungen seien dort wichtig, wo Schulwege verliefen oder kreuzten. Aber auch ältere Menschen fühlten sich auf den Straßen nicht sicher, sagt sie. Doch bislang sind die Tempolimit-Anträge vom Kreis abgelehnt worden. Zur Begründung hieß es laut Gemeinde, es gebe dort kaum Unfälle. Man könne davon ausgehen, dass sich Verkehrsteilnehmer:innen an die Regeln hielten. „Das Risiko wird nicht gesehen“, sagte Nowka.

Michendorfs Bürgermeisterin Claudia Nowka (Bündnis für Michendorf).
Michendorfs Bürgermeisterin Claudia Nowka (Bündnis für Michendorf).

© Privat

Um das Vorhaben voranzutreiben, will sich Michendorf der Städteinitiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“ anschließen. Auf seiner Seite schreibt der Deutsche Städtetag zur Initiative: „Wir wollen in unseren Städten nicht flächendeckend Tempo 30 einführen. Und wir wollen keine pauschalen Regelungen für alle Städte. Aber wir wollen, dass Städte selbst entscheiden und neue Modelle von Geschwindigkeiten erproben können.“ 

Seit langem wisse man, dass eine Höchstgeschwindigkeit von Tempo 30 erhebliche positive Auswirkungen habe. Unter anderem würden Straßen wesentlich sicherer und leiser, die Luft könne sauberer und Verkehrsregeln besser lesbar werden, heißt es im Positionspapier. „Es geht darum, die Straßen für alle Verkehrsteilnehmer sicherer zu machen“, so Nowka. Am 19. September soll der Antrag für den Beitritt zur Initiative in die Gemeindevertretersitzung eingebracht werden. 

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