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Richter Recycling darf Betrieb erweitern: Müll wird jetzt offiziell geschreddert

Schwielowsee - Neustart bei der Firma Richter Recycling in Geltow: Nachdem im November der Geschäftsführer und der Betriebsleiter des Unternehmens wegen des unerlaubten Betreibens zweier Anlagen vor dem Potsdamer Amtsgericht zu Geldstrafen verurteilt worden waren, werden Schredder und Ballenpresse vor Ort schon bald erneut in Betrieb gehen. Diesmal jedoch mit Genehmigung.

Schwielowsee - Neustart bei der Firma Richter Recycling in Geltow: Nachdem im November der Geschäftsführer und der Betriebsleiter des Unternehmens wegen des unerlaubten Betreibens zweier Anlagen vor dem Potsdamer Amtsgericht zu Geldstrafen verurteilt worden waren, werden Schredder und Ballenpresse vor Ort schon bald erneut in Betrieb gehen. Diesmal jedoch mit Genehmigung.

Kurz nach dem Urteilsspruch und fünf Jahre nach Antragstellung hat das Landesumweltamt den Plänen unter Auflagen zugestimmt. Laut dem 56 Seiten umfassenden Papier dürfe das Unternehmen seinen Recyclingbetrieb ausweiten und 10 000 bis 15 000 Tonnen mehr Müll pro Jahr in Geltow aufbereiten, sagte Geschäftsführer Jens Bahnemann den PNN.

Ob damit auch der Streit zwischen der „Interessensgemeinschaft Erholungsort Geltow“ und dem Unternehmen beendet ist, bleibt offen. Diese Woche endete die erste Frist der Widerspruchsmöglichkeit gegen den Bescheid. Bis zum Freitag lag Benedikt Pauschert, Customer Service Manager bei Richter Recycling, kein Einspruch vor. Auch das Unternehmen selbst werde nicht widersprechen und das Schreiben sowie die Nebenbestimmungen akzeptieren, erklärte er. Die Interessensgemeinschaft, der die Unterlagen mit einer Woche Verzögerung zugegangen waren, hat noch ein paar Tage Zeit. Wie sich die Initiative entscheiden wird, wollte Sprecher Gunter Jung nicht sagen.

Die Bürgerinitiative hatte sich vor einigen Jahren gegründet, weil sie sich um ihr Wohnumfeld sorgte. Die Ausweitung des Produktionsstandortes in der Trinkwasserschutzzone des Wasserwerks Wildpark-West ließ die Anwohner aktiv werden, die das Geschehen auf dem Grundstück fortan kritisch unter die Lupe nahmen. Eine Anzeige beim Landesumweltamt führte schließlich zur Anklage der leitenden Angestellten und zu deren Verurteilung. Vor Ort waren eine Ballenpresse und ein Schredder ohne Genehmigung, zum Teil trotz vorheriger Versiegelung durch die Umweltbehörde, betrieben worden (PNN berichteten).

Vor Gericht räumten die Angeklagten Fehler ein, jedoch hätte sie die lange Bearbeitungsdauer ihres Antrags unter Zugzwang gesetzt. Seit 2011 habe das Unternehmen die erweiterte Betriebserlaubnis angestrebt, auch die Inbetriebnahme der Maschinen sei den Behörden ein Jahr vorab angezeigt worden. Durch das Ausbleiben der Bescheinigung sei die Firma aber unter Druck geraten. „Um Garantieansprüche zu sichern, mussten wir die Anlage probehalber in Betrieb nehmen“, erläutert Pauschert. Nur durch die Tests hätten wichtige Einstellungen für schwierig handhabbare Kunststofffraktionen vorgenommen werden können. An keiner Stelle sei jedoch mehr Material verarbeitet worden als bis dahin erlaubt.

Seit 2001 fungiert Richter Recycling als Entsorgungsfachbetrieb. Seit 2009 ist die seit mehr als 20 Jahren in Geltow ansässige Firma im Besitz einer Betriebserlaubnis, die die Verarbeitung von 50 000 Tonnen Müll zulässt. Mit mehr als 100 Arbeitsplätzen sei Richter Recycling ein bedeutender Arbeitgeber der Region, erklärt der Enkel des Firmengründers, Franz Richter. Durch die Bürgerinitiative sehen diese ihre Arbeitsplätze gefährdet. Die Firmenspitze fühlt sich schikaniert: „Über Jahre hinweg behinderte dieser Zusammenschluss besorgter Bürger einen reibungslosen Betriebsablauf durch Betriebsspionage und schlechte Nachrede.“ Die Gerichtsverhandlung bildete ihrer Ansicht nach „den Höhepunkt der Kampagne“. Inzwischen hat das Unternehmen einen Teil des Betriebs ins Industriegebiet am Rande Potsdams verlegt. Die dort betriebene Kunststoffmühle soll in Potsdam verbleiben, Ballenpresse und Schredder würden wie geplant in Geltow „vollumfänglich genutzt“. Solveig Schuster

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