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Endlich ein Ort zum Tanzen. Demo für legale Technopartys im Juli 2018 in Stahnsdorf.  

© PRIVAT

"Reversal"-Open Air: Aus für Technopartys in Stahnsdorf?

Wegen eines zu hohen Bürokratieaufwandes will der Veranstalter auch die nächste Party im August absagen und stößt damit viele vor den Kopf - aber es gibt Hoffnung.

Von Eva Schmid

Stahnsdorf - Die für August geplante Technoparty auf dem Motocross-Gelände in Schenkenhorst wird voraussichtlich ins Wasser fallen. Der Veranstalter, Marco Oede aus Stahnsdorf, hat am Freitag die Feier abgesagt – zuvor wurde schon die Party im Juni gestrichen. Der Grund für die erneute Absage: Zu hohe Auflagen der Kommunen Teltow und Kleinmachnow, die die Feste mit jeweils 3000 Euro finanziell unterstützen wollen. Oede spricht von einer „bürokratischen Krake“. „Die Forderungen, die an uns gestellt werden, können wir zur Zeit nicht erfüllen“ so der Vater, der zusammen mit seinem Sohn und anderen rund zehn Jugendlichen im Mai die erste legale Technoparty in der Region mit rund 820 Partygästen feierte. 

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Absage kommt überraschend
Das erneute Aus kam überraschend, denn nach einem ersten Krisengespräch in Stahnsdorf war man laut dem Teltower Stadtsprecher Jürgen Stich „eigentlich auf einem guten Weg“. Abgemacht wurde, dass Stahnsdorf die erste Party im Mai finanziert – was bereits geschehen ist, Kleinmachnow die auf den August verschobene Party und Teltow das dritte Open-Air im September. Alle drei Kommunen hatten zuvor ihre Unterstützung zugesagt. 
Doch das Wort „Unterstützung “ wurde von den Verwaltungen und dem Veranstalter offenbar anders interpretiert. Oede – der seit vergangenem Jahr zusammen mit Schülern, Azubis und Studenten der Region für einen Ort für Jugendliche kämpft und mehrere Demos dazu veranstaltet hat – ging davon aus, dass die Verwaltungen ohne größeres Tamtam das Geld für die Party dem Verein MCC Schenkenhorst, auf dessen Gelände gefeiert werden sollte, überweist. Als er hörte, dass man Anträge ausfüllen und Finanzierungspläne vorlegen müsse, um das Geld – der Steuerzahler wohlgemerkt – zu erhalten, wurde er skeptisch. Davon sei zuvor keine Rede gewesen, so sein Vorwurf. Es kam zu ein einem klärenden Gespräch: Bürgermeister Bernd Albers (BfB) brachte alle Beteiligten an einen Tisch. Vereinbart wurde, dass der MCC Schenkenhorst die Anträge schreibt und den Kommunen vorlegt. 

Bürokratische Mühlen mahlen zu langsam
Doch das ging Oede wohl zu langsam: Um eine Party zu planen, müsse er rechtzeitig die Soundanlage reservieren, Einlassbändchen drucken lassen, viele verbindliche Zusagen machen. „Nochmals in Vorleistungen zu gehen, wollte ich nicht schon wieder“, sagt Oede gegenüber den PNN. Für die erste Party im Mai will er 1000 Euro vorgestreckt haben. 
Hinzu kommt die lange Liste an Forderungen, die Teltow von Oede verlangt: ein Sicherheitskonzept, eine Veranstalterhaftpflichtversicherung mit ausreichender Deckung, eine Veranstaltungsausfallversicherung, ein Kosten- und Finanzierungsplan, einen Nachweis über die Beauftragung von ausgebildetem Sicherheitspersonal, Feuerwehr, Rettungsdienst in ausreichender Menge sowie ein ausführliches Veranstaltungskonzept. „Wir sind keine professionelle Veranstaltungsagentur, sondern ein paar Jugendliche mit Eltern“, so Oede. 

Tanzen für Liebe und mehr Platz. Die erste Techno-Demo in Teltow.
Tanzen für Liebe und mehr Platz. Die erste Techno-Demo in Teltow.

© Andreas Klaer

Auflagen verschärft nach Love-Parade Katastrophe
In Teltow und Kleinmachnow kann man den Rückzug nicht verstehen. Die Verwaltung hätte immer wieder signalisiert, dass sie beim Ausfüllen der Anträge helfen würde, so Teltows Stadtsprecher Stich auf Anfrage. Die Liste der Anforderungen sei zwar lang, aber einfach zu bewältigen. Zudem würde es sich um ganz normale Veranstaltungsvorschriften handeln. Nach der tragischen Katastrophe auf der Love-Parade in Duisburg, bei der vor neun Jahren 21 Menschen bei einer Massenpanik ums Leben gekommen und mehr als 500 Feiernde verletzt worden sind, seien die Sicherheitsauflagen verständlicherweise verschärft worden. 
Auch in Kleinmachnow war die Verwunderung groß. Dort stellte man sich auf eine Auszahlung noch in dieser Woche ein, Rosemarie Kaersten (Linke), die Mitorganisatorin der Partys war, wollte die fast fertigen Anträge jetzt eigentlich einreichen. Auch sie zeigte sich auf Rückfrage der PNN sehr enttäuscht. Vor allem für die Jugendlichen tut es ihr Leid. Die Zeit, die für den 3. August geplante Party zu organisieren, hätte aus ihrer Sicht jetzt noch immer ausgereicht. 

MCC Schenkenhorst als neuer Veranstalter?
Das sieht auch Robert Korr vom MCC Schenkenhorst ähnlich und ist verwundert über Oede: „Ich finde es komisch, wenn jemand sofort die Flinte ins Korn schmeißt, wenn es mal Probleme gibt.“ Der Vorsitzende für Jugend und Sport im Verein hat den Antrag für Stahnsdorf geschrieben, zwei Tage später wurde das Geld überwiesen. „Wir haben Rücken- und nicht Gegenwind.“ Für Irritationen hätte anfangs eine falsche Kommunikation gesorgt: Korr und dem MCC Schenkenhorst wurde von dem Veranstalterteam gesagt, dass das Geld vor der Party ausgezahlt werde. Als nichts kam, gab es zunächst Verwirrung. „Dann stellte sich heraus, dass man es hätte beantragen müssen.“ 

Vollgas. Rennen in der Motocross-Arena in Schenkenhorst.
Vollgas. Rennen in der Motocross-Arena in Schenkenhorst.

© MCC Schenkenhorst-Berlin

Anträge sind "keine große Sache"

Für Korr und den Verein sind weder solche Anträge noch die Auflagen der Kommunen ein Schloss mit sieben Siegeln. „Es ist keine Riesensache“, so Korr, zudem sei „soweit alles organisiert“. Korr hätte für die nächste Party einen günstigen Shuttle-Service gefunden, auch eine Security-Firma aus Schenkenhorst hätte ihre Dienste bereits angeboten. Und er will die Hoffnung noch nicht ganz aufgeben: Wenn das Team hinter Oede mitmachen würde, könnte man die Party noch retten. 

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