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Der DRK ist nach 28 Jahren raus aus Potsdam-Mittelmark.

© Andreas Klaer

RETTUNGSDIENST IN POTSDAM-MITTELMARK: Sanitäter werden besser bezahlt

Promedica, Johanniter und Malteser gewinnen Vergabe des Rettungsdienstes im Landkreis. Mit einer übertariflichen Bezahlung soll die Abwanderung von Sanitätern gestoppt werden.

Von Enrico Bellin

Bad Belzig - Der Rettungsdienst im Landkreis wird ab Oktober von der Firma Promedica, der Johanniter Unfallhilfe und dem Malteser Hilfsdienst erbracht. Einer entsprechenden Vergabe haben die Kreistagsmitglieder in ihrer Sitzung am Donnerstag mehrheitlich zugestimmt. Nötig wurde die neue Ausschreibung, da die bestehenden Verträge auslaufen. Mit der neuen Vergabe, für die der Landkreis in vier Lose aufgeteilt wurde, soll auch die Abwanderung von Rettungskräften in benachbarte Landkreise gestoppt werden.

„Alle Bieter zahlen über Tarif“, sagt Ottheiner Kleinerüschkamp (CDU), Vorsitzender des Ausschusses für Sicherheit, Ordnung und Verkehr, den PNN. Die neuen Verträge laufen über fünf Jahre mit einer Verlängerungsoption um weitere fünf Jahre. Für die Mitarbeiter im Rettungsdienst, die von den künftigen Betreibern übernommen werden, gebe es nur Verbesserungen. Den Kreishaushalt belastet das Kleinerüschkamp zufolge nicht, da der Kreis nur die von den Krankenkassen gezahlten Leistungen an die Betreiber weiterreicht.

Nach 28 Jahren hört der DRK in Potsdam-Mittelmark auf

Von Abwanderung der Mitarbeiter war in den vergangenen Jahren vor allem das Deutsche Rote Kreuz (DRK) betroffen, das derzeit den Rettungsdienst in der Region Teltow/Michendorf/Brück betreibt. Im benachbarten Landkreis Teltow-Fläming wurde der Rettungsdienst vor Jahren kommunalisiert. Mitarbeiter konnten dort mehr verdienen, als das DRK nach eigenen Angaben zahlen konnte. Deshalb wurde das neue Angebot mit höheren Löhnen kalkuliert. „Wir müssen jedoch davon ausgehen, dass die Gehälter jetzt so hoch waren, dass andere Bieter darunterlagen“, so Wolfgang Klamt, Geschäftsführer des Mittelmärkischen DRK-Rettungsdienstes. Künftig werden die Malteser die Wachen betreiben.

Laut Vorlage der Kreisverwaltung floss der Preis zu 40 Prozent in die Vergabeentscheidung ein, das Konzept etwa zum Mitarbeitereinsatz machte die restlichen 60 Prozent aus. „Bei der Qualität wurde unser Konzept von der Kreisverwaltung als sehr gut eingeschätzt“, so Klamt weiter. Er sei sehr enttäuscht, das nach 28 Jahren die Arbeit des DRK-Rettungsdienstes im Landkreis endet. Vorgehen werde er gegen die Entscheidung aber nicht. „Wir gehen davon aus, dass der Kreis die Vergaberichtlinien beachtet hat.“

Potsdamer Bergmann-Klinikum will gegen Ausschreibungsverfahren vorgehen

Ein anderer unterlegener Bieter, die Ernst von Bergmann Klinikum gGmbH, hat das Ausschreibungsverfahren jedoch gerügt. Warum, war am Freitag nicht zu erfahren. Das Klinikum wollte sich zum laufenden Verfahren nicht äußern. Kurios: Landrat Wolfgang Blasig (SPD) ist stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der gGmbH, die auch Mehrheitseigner des Klinikums in Bad Belzig ist.

Gewinner der Rettungsdienstvergabe ist die Firma Promedica: Neben den bisherigen Wachen in Werder (Havel), Groß Kreutz, Kloster Lehnin und Päwesin, wo etwa 60 Rettungskräfte beschäftigt sind, wird das Unternehmen künftig auch vier Wachen zwischen Bad Belzig und Ziesar betreiben. Für diese war bisher die Johanniter Unfallhilfe zuständig, die über den Oktober hinaus noch die Rettungswachen in Beelitz, Niemegk und Treuenbrietzen betreiben wird.

„Wir sind natürlich sehr froh, dass wir unser Einsatzgebiet jetzt erweitern konnten“, sagt Promedica-Geschäftsführer Ingo Lender den PNN. Sein Unternehmen habe einen Tarifvertrag mit der Gewerkschaft Verdi geschlossen, der etwa in Höhe der Tarife des öffentlichen Dienstes liegt. Daher hatte Promedica schon in der Vergangenheit kaum Probleme mit der Abwanderung von Mitarbeitern. Für Notfallsanitäter etwa liegt Verdi zufolge die untere Gehaltsgrenze bei 2400 Euro brutto und reicht bis 3450 Euro. Einige Mitarbeiter würden künftig sogar übertariflich bezahlt: So beinhaltet der normale Tarif bei Promedica Lender zufolge etwa keine Kinderzuschläge, die die derzeit noch bei den Johannitern arbeitenden Sanitäter bekommen. Da der neue Betreiber erworbene Privilegien der Mitarbeiter übernehmen muss, werden diese Zuschläge weiterhin bezahlt.

Kreis prüft Station für Rettungswagen in Werderaner Havelauen

Im Vertrag mit Promedica ist auch eine Erweiterungsoption vorhanden: Wie berichtet prüft der Landkreis, in den Werderaner Havelauen einen Rettungswagen mit Besatzung zu stationieren. „Wir gehen davon aus, dass das passieren wird. Wann und wo der Wagen stationiert werden soll, ist aber noch offen“, so Lender.

Im Vorfeld der Vergabe hatte es wie berichtet eine Diskussion über eine Kommunalisierung des Rettungsdienstes im Landkreis gegeben, Linke, Grüne und Teile der SPD hatten sich dafür ausgesprochen. Dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Dietman Otto zufolge hat die Fraktion nun aber geschlossen für die jetzige Vergabe gestimmt. Neben der guten Bezahlung sei ein Grund dafür gewesen, dass sich die privaten Träger auch für die Arbeit von Ehrenamtlichen engagieren. So kündigte der Malteser Hilfsdienst am Freitag den PNN gegenüber an, sich im ehrenamtlichen Katastrophenschutz in der Region etablieren zu wollen.

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