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Phillip Brändle, Jungbauer, Timo Kaphengst, Jochen Fritz (v.l.n.r).

© Sarah Stoffers

Regionalwert AG unterstützt Landwirte finanziell: Ökologische Lebensmittelproduktion stärken

Die Regionalwert AG will Lebensmittel vor allem sozial und ökologisch produzieren. Das funktioniert über Beteiligungen.

Von Sarah Stoffers

Werder (Havel) - Der Jungbauer Phillip Brändle möchte gerne einen eigenen Ökobauernhof in Brandenburg aufbauen. Gemeinsam mit seiner Freundin wollte der 34-jährige dafür in diesem Jahr einen bestehenden Betrieb in Brandenburg östlich von Berlin übernehmen. Doch weil die beiden zu wenig Eigenkapital vorweisen konnten, wurde ihnen kein Darlehen gewährt. Gemeinsam mit der Regionalwert AG Berlin-Brandenburg gründete Brändle eine Firma und konnte durch deren finanzielle Unterstützung einen Kredit bekommen.

Deutschlandweit gibt es mehrere Regionalwert AGs

Die Regionalwert AG Berlin-Brandenburg ist eine Bürger-Aktiengesellschaft. Die Idee dahinter ist, Bürger an Investitionen vor allem in regionale ökologische und sozialverträgliche Landwirtschaftsbetriebe, Lebensmittelverarbeitung, den Handel sowie in der Gastronomie zu beteiligen. Regionalwert AGs gibt es seit 2006. Die erste wurde in Freiburg gegründet. Die AG Berlin-Brandenburg wurde 2018 von dem Landschaftökologen Timo Kaphengst und dem Agraringenieur Jochen Fritz ins Leben gerufen. Das große Ziel ist es, die regionale Wertschöpfungskette zu auszubauen.

Es gibt einige Herausforderungen für die Landwirtschaft

Dabei sehen die beiden Vorstandsmitglieder Fitz und Kaphengst große Herausforderungen auf die Landwirtschaft zu kommen. Sei es der Rückgang der Artenvielfalt oder im Bereich des Klimaschutzes. „Es geht darum, Ökobetriebe, aber auch konventionelle Betriebe, die im Sinne des Arten- und Klimaschutzes bewirtschaften, zu stärken“, so Kaphengst. „Wir wollen nicht darauf warten, bis die Politik sich bewegt, sondern die Agrarwende gemeinsam mit den Bürgern selbst in die Hände nehmen und in die Betriebe investieren.“ Egal ob in Maschinen, den Bodenerwerb oder Gebäude.

Auch der Biohof aus Werder ist dabei

Aktuell ist die AG an der Mikrobrauerei „Die braut“ aus Steglitz in der Uckermark sowie am Hof Apfeltraum in Müncheberg beteiligt. Auch der Werderaner Biohof, den Fritz seit 2014 gemeinsam mit Roland von Schmeling betreibt und dort unter anderem Wasserbüffel, Weidehühner und Kirschbäume auf seinen Flächen bewirtschaftet, wird den Ausbau seiner mobilen Hühnerhaltung mithilfe der Regionalwert AG finanzieren. Bürger können derzeit bis zum 6. September Aktien der AG zeichnen. Eine Aktie kostet 1,05 Euro, jeder Aktionär muss mindestens 500 Aktien bestellen. Damit soll das Eigenkapital auf 1,5 Millionen Euro erhöht werden. Ziel ist es, so sind in den nächsten fünf bis zehn Jahren rund 10 Millionen Euro einzusammeln.

Brandenburg Spitzenreiter bei Biolandwirtschaft

Rund zwölf Prozent der Landwirtschaft in Brandenburg werde nach den Maßstäben des Ökolandbaus betrieben, erklärt Kaphengst. Damit sei das Bundesland deutschlandweit zwar Spitzenreiter, doch bleibe weit hinter seinen Möglichkeiten. „Es sind zu wenige Flächen. Vor allem wenn man bedenkt, dass es in Berlin den europaweit größten Biomarkt gibt“, so Kaphengst. Leider ist das Vorhaben von Brändle trotz Hilfe der AG gescheitert: Der Besitzer hatte sich wenige Tage vor dem Notartermin umentschieden. Doch durch die Zusammenarbeit mit der Regionalwert AG habe er zumindest eine Chance bekommen. „Die Regionalwert AG gibt jungen Leuten wie mir die Möglichkeit, etwas auf die Beine zu stellen“, so Brändle.

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