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Raumnot an der Schule: Schüler müssen auf dem Flur lernen

In der Heinrich-Zille-Schule in Stahnsdorf können nicht mehr alle Schüler in Klassenräumen unterrichtet werden. Auch weiterführende Schulen in der Umgebung kommen an die Grenzen ihrer Kapazitäten.

Stahnsdorf - Die Raumnot an der Grundschule „Heinrich Zille“ wird die Stahnsdorfer Gemeindevertreter auch in ihrer Sitzung am Donnerstag wieder beschäftigen. „Förderunterricht findet systematisch und nicht nur als Ausnahme in den Fluren vor den Klassenräumen statt“, teilte der SPD-Ortsverein mit. „Die Gemeinde Stahnsdorf ist als Schulträger verpflichtet, unverzüglich Abhilfe zu schaffen.“ Um eine Lösung des Problems voranzutreiben, fordern die SPD-Gemeindevertreter, die Machbarkeitsstudie zur Überbauung des Säulengangs der Grundschule bis Ende September überarbeiten zu lassen. Außerdem soll sich die Gemeinde um ein Förderprogramm des Landes Brandenburg bewerben, durch das sie 60 Prozent der Baukosten bezahlt bekäme.

An der Heinrich-Zille-Schule werden derzeit rund 560 Schüler in 23 Klassen unterrichtet. Der Unterricht erfolgt nach dem Prinzip „Gemeinsames Lernen“, Kinder mit und ohne Behinderungen sitzen also im selben Klassenraum. Pädagogische Fachkräfte holen einzelne Kinder während des Unterrichts aus den Klassenräumen, um den Lernstoff angepasst an ihre Fähigkeiten individuell mit ihnen zu erarbeiten.

Eltern beklagen die Raumproblematik schon länger

Eltern beklagen schon seit Längerem, dass die Schulräume für diese Form des Unterrichts nicht ausreichen würden. Regelmäßig müssten sich die Lehrer mit Schülern in den Flur setzen, wo zu diesem Zweck bereits Tische und Stühle bereitstünden, wie Elternvertreterin Berit von Hören erzählt. „Mangels entsprechender Förderräume stehen aktuell in den Fluren der Heinrich-Zille-Grundschule neben den Türen der einzelnen Klassenräume der Klassen 1 bis 3 jeweils ein Tisch und zwei Stühle“, beschreibt die SPD Stahnsdorf die Situation in ihrer Pressemitteilung. Die Situation sei „nicht hinnehmbar“. Mehr Platz zum Lernen soll der Ausbau eines Säulengangs schaffen, der das Schul- mit dem Hortgebäude verbindet.

Einen Ausbau des Säulengangs hatte der Runde Tisch zur Schulentwicklung in Stahnsdorf bereits vor zwei Jahren empfohlen. Vor zwei Monaten, am 8. Mai, waren alle Fachausschüsse der Gemeinde zu einer gemeinsamen Sitzung in der Aula der Heinrich-Zille-Grundschule zusammengekommen, um die Raumsituation der Schule erneut zu erörtern. Viele der Gemeindevertreter vertraten in der Diskussion die Position, dass eine kurzfristige Lösung für die Heinrich-Zille-Schule gefunden werden müsse, auch angesichts dessen, dass der Neubau der Lindenhof-Grundschule erst 2022/2023 abgeschlossen sein wird.

Ausbau des Schulgebäudes würde 2,1 Millionen Euro kosten

Die zweite Grundschule Stahnsdorfs, die Lindenhof-Schule, soll eine neue, modernere Sporthalle und ein neues Hortgebäude bekommen. Durch die Neubauten sollen bis 2022/2023 genug Räume für eine dreizügige Grundschule entstehen – bislang ist die Schule ein- bis zweizügig. Sobald die neuen Gebäude fertig sind, bräuchte die Heinrich-Zille-Schule weniger Kapazitäten, da mehr Stahnsdorfer Kinder auf die Lindenhof-Schule gehen könnten. Nur müsse bis dahin noch eine Generation Grundschüler mit den derzeitigen Bedingungen leben, beklagen viele Eltern von Zille-Schülern.

Fraglich ist jedoch, ob sich die Gemeinde neben der Investition von rund zehn Millionen Euro für die Erneuerung der Lindenhof-Schule noch den Ausbau des Säulengangs an der Zille-Schule für 2,1 Millionen wird leisten können. „Wenn wir beides bauen, ist Stahnsdorf bald pleite“, sagte etwa Gemeindevertreter Peter Weiß (CDU) im Mai bei einer gemeinsamen Sitzung von Bau-, Finanz- und Schulausschuss. Die Verwaltung geht zudem davon aus, dass eine Dreizügigkeit bei beiden Stahnsdorfer Grundschulen langfristig ausreichen wird, um den Bedarf an Schulplätzen zu decken.

Weiterführende Schulen an den Grenzen ihrer Kapazitäten

Dennoch scheint auch die Gemeinde um Deeskalation bemüht: „Die Verwaltung wird zu weiteren Möglichkeiten des Ausbaus mit der Schulleitung intensive Gespräche führen“, sagte der Sprecher der Gemeinde Stahnsdorf, Stephan Reitzig. Wegen Terminschwierigkeiten der Schulleitung könnten diese Gespräche jedoch erst nach den Schulferien, also ab Anfang September, stattfinden.

Auch die weiterführenden Schulen in der Region Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf sind in den vergangenen Jahren an ihre Kapazitätsgrenzen gekommen. So war die Maxim-Gorki-Gesamtschule in Kleinmachnow derart überlastet, dass Hunderte Eltern eine Petition für den Bau einer weiteren Gesamtschule für die Region auf den Weg brachten. Erst nachdem jahrelang immer wieder Schüler abgewiesen werden mussten, hatte der Landkreis sich dem Druck gebeugt und nach einer Überarbeitung des Schulbedarfsplans dem Bau einer neuen Schule zugestimmt. Nun wird die Mühlendorf-Oberschule ab 2018/19 geschlossen und eine neue Gesamtschule für die Region bis 2022/23 errichtet. Übergangsweise sollen die neuen Gesamtschüler teils in den Räumen der Mühlendorf-Oberschule, teils in Containern unterrichtet werden.

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