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Tickende Zeitbombe. Der Zustand der Teltower Rammrath-Brücke ist so desolat, dass eine Sperrung für den Verkehr jederzeit möglich ist.

© Solveig Schuster

Rammrath-Brücke in Teltow: Kurz vor dem Kollaps

Die 40 Jahre alte Rammrath-Brücke verbindet Teltow und Kleinmachnow miteinander und muss dringend erneuert werden. Doch noch ist unklar, wer den Neubau zahlt.

Teltow - Sie ist schon so baufällig, dass eine Tragekonstruktion unter der Rammrath-Brücke in  Teltow installiert werden musste. Doch selbst mit dieser Behelfskonstruktion tickt unaufhörlich die Uhr. Christian Jöckel vom für die Unterhaltung zuständigen Wasserstraßen-Neubauamt Berlin kann nicht ausschließen, dass die Rammrath-Brücke wegen des fortschreitenden Betonkrebses demnächst gesperrt werden muss. Dann wäre eine der wichtigsten Verkehrsadern der Region unterbrochen.

Allen Beteiligten ist klar: Ein Neubau der fast 40 Jahre alten Brücke, die Teltow und Kleinmachnow über die Warthestraße und den Thomas-Müntzer-Damm miteinander verbindet, ist unausweichlich. Doch seit Jahren wird über das Wie und die Finanzierung gestritten. Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes ist lediglich gewillt, den Bau in der bisherigen Breite für 3,5 bis 4 Millionen Euro zu ersetzen. Doch im Teltower Rathaus wünscht man sich eine Verbreiterung. Dann allerdings würde die komplette Baulast der Brücke an die Stadt wandern, die dann auch den Großteil der Gesamtkosten zu tragen hätte.

Eine gemeinsame Lösung muss her

Die ursprüngliche Brücke sei unter einer Verkehrsbelastung gebaut worden, die der heutigen nicht mehr entspricht, hält Rathaussprecherin Andrea Neumann entgegen. Deshalb müsse auch die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung als Baulastträger auf die gestiegenen Anforderungen reagieren und ein entsprechendes Bauwerk planen und umsetzen. In Kleinmachnow sieht man das ähnlich. Man sei von dem Willen getragen, eine gemeinsame Lösung mit der Gemeinde Kleinmachnow für eine mögliche Verbreiterung der Brücke zu finden, erklärte Neumann gegenüber den PNN.

Zunächst hatten die Teltower Stadtverordneten im März 2011 noch entschieden, sich für den Bau einer Brücke einzusetzen, die die von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung vorgegebene Gesamtbreite nicht überschreitet und somit auch nicht zu Kosten für die Stadt Teltow führt. Doch seitdem sich die ADFC-Ortsgruppen aus Kleinmachnow und dann auch Teltow zu Wort meldeten, setzte ein Umdenken in der Stadtpolitik ein. Die Fahrradfahrerlobby wies auf die Gefahren für Radfahrer und Fußgänger auf der Brücke hin. Die geplante Fahrbahnbreite von drei Metern mit kombiniertem Geh- und Radweg von 2,50 Metern entspreche nicht den Erfordernissen, sagte der stellvertretende Sprecher der ADFC-Ortsgruppe Kleinmachnow, Peter Weis, den PNN.

Bis zu zwei Jahren Bauzeit

Weis, der auch für die gemeinsame Fraktion FDP/BIK-BIT im Kreistag sitzt, setzte alle Hebel in Bewegung und brachte die Rammrath-Brücke auch im Kreistag auf die Tagesordnung. Zudem intervenierte er beim Bundesverkehrsministerium, bislang jedoch blieben alle Bemühungen erfolglos. Das Wasser- und Schifffahrtsamt bleibt mit Verweis auf die bestehende Rechtslage bei seiner Position.

Eine offene Frage ist auch, was während der Bauphase geschieht, die je nach Planungsvariante 18 bis 24 Monate betragen wird. Die Kommunen fordern eine Behelfsbrücke, um den dringend benötigten Verkehrsweg während des Baus offen zu halten. Rund 1,2 Millionen Euro würde eine solche provisorische Brücke kosten. Doch auch die lehnt die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung ab. „Es besteht keine Verpflichtung zu einem solchen Bau“, sagt Jöckel.

Mögliche Vollsperrung birgt Risiken

Teltow und Kleinmachnow suchen nun auch hier nach Wegen, um örtliche Konflikte zu vermeiden, so Neumann. Eine Vollsperrung sei kritisch, nicht nur für den Busverkehr der Beelitzer Verkehrs- und Servicegesellschaft, deren Hauptlinie über die Brücke verläuft. Umleitungen würden zu erheblichen Verkehrsproblemen in den Gemeinden führen, vor allem am Stahnsdorfer Hof, befürchtet auch ADFC-Mann Weis. Auch die Rettungsversorgung sei nicht gewährleistet, das berge ein erhebliches Risiko.

Während Teltow und Kleinmachnow weiter nach Lösungen in der Finanzierungsfrage suchen, wartet das Wasserstraßen-Neubauamt erst einmal ab. „Wir werden die Planungen fortsetzen, wenn die beiden wesentlichen Planungsparameter der Brückenbreite und der Frage der Behelfsbrücke feststehen“, sagt Jöckel. Mit einem Baubeginn sei nicht vor 2017 zu rechnen.

Selbst wenn in Kürze Entscheidungen über Brückenvarianten und Kostenbeteiligungen in den Kommunen getroffen würden, würden die dann noch erforderlichen Planungs- und Genehmigungsschritte sowie das Vergabeverfahren etwa zwei Jahre erfordern. Fraglich ist, ob die Brücke so lange hält. Zwar bestünde bei einem Versagen durch die erfolgte Sicherung praktisch keine Gefährdung für die Nutzer, so Jöckel. Allerdings müsste die Brücke in einem solchen Fall sofort für den Verkehr gesperrt werden. Somit könnten die prognostizierten Probleme schneller da sein als die gesuchten Lösungen.

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