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Eigentümer unbekannt. Das Ankerhauswurde zwangsversteigert.

© A. Klaer

Potsdam-Mittelmark: Rätsel um das Ankerhaus in Caputh

Der Wohnort junger Flüchtlinge wurde zwangsversteigert. Der neue Eigentümer ist bisher unbekannt. Bei anderen Heimen herrscht mehr Klarheit

Seit Monaten geht die Zahl der geflohenen Menschen, die nach Brandenburg kommen zurück. Diese Entwicklung macht sich auch im Landkreis Potsdam-Mittelmark bemerkbar. Nichtsdestotrotz ist die Unterbringung von Flüchtlingen ein wichtiges Thema für die Kreisverwaltung. So laufen einige Mietverträge in Kürze aus, an anderen Orten dauern die Baumaßnahmen für neue Unterkünfte an. Ein Überblick.

ANKERHAUS IN CAPUTH 

Das Anker-Haus im Schwielowseer Ortsteil Caputh, ehemals Hotel zum Goldenen Anker, hat den Eigentümer gewechselt. Bereits Ende April wurde das Gebäude an der Fritz-Ebert-Straße zwangsversteigert. Laut Kreisverwaltung wohnen dort aktuell 22 Jugendliche von dem Verein Job e. V. des Paritätischen betreut.

Kurios: Im Juli 2016 hieß es noch, der Landkreis habe das alte Hotel gekauft. Auch die Bürgermeisterin der Gemeinde Schwielowsee, Kerstin Hoppe (CDU), war davon ausgegangen. Erst Ende April war sie vom Landkreis über die Zwangsversteigerung informiert worden, wie sie den PNN mitteilte. Aus der Kreisverwaltung heißt es dazu, der Landkreis habe sich gegen den Kauf entschieden, weil der Preis zu hoch gewesen sei. Außerdem habe eine Grundschuld auf dem Haus gelegen und es stünden diverse Investitionen an. Aufgrund von Mängeln, insbesondere beim Brandschutz des Gebäudes hat der Landkreis den eigentlich bis zum 30. Juni 2020 geltenden Mietvertrag vor ein paar Wochen gekündigt, sagt Landkreissprecher Kai-Uwe Schwinzert.

Wie es jetzt mit den dort wohnenden Jugendlichen und dem Haus weitergeht, ist derzeit noch unklar. Denn: Wer das ehemalige Hotel gekauft hat, konnte weder Bürgermeisterin Hoppe, noch die Kreisverwaltung oder das Amtsgericht Potsdam mitteilen. Mehrere Stellen berichten, dass der Käufer aus der Gemeinde Schwielowsee stamme. Eine offizielle Bestätigung gibt es dafür aber nicht. „Zum neuen Eigentümer gibt es leider keine verlässlichen Daten“, heißt es aus der Kreisverwaltung.

Der Landkreis ist laut Schwinzert bestrebt, die jetzige Nutzung beizubehalten – wenn der neue Eigentümer die entsprechenden Umbauten vornimmt. „Wir suchen das Gespräch mit dem Eigentümer“, erklärt Landkreissprecher Schwinzert. Auch Bürgermeisterin Hoppe hätte gerne Klarheit. „Wir müssen wissen, was geplant ist“, sagte sie den PNN. Sie nennt die Unterkunft ein „positives Beispiel für Integration“.

Sollten sich der neue Eigentümer und der Landkreis nicht einig werden, hieße das für die 22 Jugendlichen, dass sie Ende kommenden Monats ausziehen müssen.

POTSDAMER STRASSE IN TELTOW

In der Potsdamer Straße in Teltow gibt es zwei Unterkünfte, Hausnummer 5 und Nummer 5A. Laut Landkreis läuft der Mietvertrag für letzteres Haus Ende Juni aus. Derzeit sind demnach dort 197 Personen untergebracht. Diese sollen auch nach Ende des Mietvertrags im Raum Teltow-Kleinmachnow-Stahnsdorf bleiben und durch den Landkreis auf andere Häuser verteilt werden. Insbesondere verfügt das modernisierte Haus in der Teltower Oderstraße 67 über 60 freie Plätze. In Stahnsdorf gibt es laut Landkreisamt ebenfalls Kapazitäten. Landkreissprecher Kai-Uwe Schwinzert: „Die Planungen laufen, die Bewohnerinnen und Bewohner sind informiert.“

SENS CONVENT MICHENDORF

Ursprünglich sollten bereits im April 2016 die ersten geflüchteten Menschen in das ehemalige Sens Convent Hotel in Michendorf ziehen. Anfang 2016 war der Hotelbetrieb eingestellt worden, die Umbauarbeiten begannen. Nach etlichen Verzögerungen soll die Gemeinschaftsunterkunft jetzt ab Juni bezugsfertig sein. Ob dann allerdings tatsächlich die Belegung beginnt, bezweifelt Kai-Uwe Schwinzert. Da derzeit kein Notstand bei der Unterbringung bestehe, wolle sich der Landkreis bei der Planung Zeit lassen, um die soziale Einbindung der Geflohenen in ihren jetzigen Wohnorten zu berücksichtigen.

WOHNHEIM IN WERDER

Die Flüchtlingsunterkunft auf der Jugendhöhe in Werder (Havel) wird weiter umgebaut. Ursprünglich sollten bereits im März dieses Jahres die ersten Flüchtlinge in das ehemalige Lehrlingsheim einziehen. Zuletzt war der 1. Juli als Termin im Gespräch, erzählt Landkreissprecher Schwinzert. Doch da die Bauarbeiten noch andauern, wird auch dieser Termin „wohl eher nicht“ eingehalten werden können. Der Umbau auf der Jugendhöhe soll den „Wohncharakter“ des Heims forcieren. Langfristig sollen dort Sozialwohnungen entstehen.

FLÜCHTLINGSZAHLEN IM LANDKREIS

Nach aktuellen Angaben der Kreisverwaltung sind derzeit 1292 geflohene Menschen in zwölf Unterkünften des Landkreises untergebracht. Weitere 186 leben mit Unterstützung des Landkreises in privaten Wohnungen. Hinzu kommen 110 unbegleitete jugendliche Flüchtlinge, die in Unterkünften wie dem Ankerhaus in Caputh wohnen. Bis Ende April hat der Landkreis demnach 48 neue Flüchtlinge aufgenommen. Im Mai werden nach bisherigen Erkenntnissen noch einmal acht Menschen hinzukommen. Im vergangenen Jahr nahm Potsdam-Mittelmark mehr als 200 Flüchtlinge auf. Zum Jahresende 2015 zählte der Landkreis noch 2453 geflüchtete Menschen.mea

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