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Radverkehr in Teltow: Brennpunkt Oderstraße

An den Ein- und Ausfahrten zum Teltower Einzelhandelskomplex in der Oderstraße kommt es immer wieder zu Unfällen. Grund ist ein Zweirichtungsradweg an der verkehrsreichen Straße.

Von Eva Schmid

Teltow - Der Sprecher der Radlervereinigung ADFC in Teltow, Stefan Overkamp, hat nach dem schweren Radunfall vor gut einer Woche die Nase voll. Wieder einmal hat ein Autofahrer an der Teltower Oderstraße einem Radfahrer die Vorfahrt genommen. Bei dem Unfall vor dem Real-Supermarkt verletzte sich der 62-jährige Radler schwer an der Halswirbelsäule. Wenn der Teltower ADFC-Sprecher von solchen Unfällen hört, wird er wütend: „Nicht umsonst heißt es in der Straßenverkehrsordnung, dass Zweirichtungsradwege innerhalb geschlossener Ortschaften mit besonderen Gefahren verbunden sind und deshalb grundsätzlich nicht angeordnet werden sollen.“

Oderstraße: Unfallschwerpunkt in der Region

Die Teltower Oderstraße ist entlang der großen Einzelhandelsketten ein Unfallschwerpunkt in der Region. Ausgerechnet dort, wo durch die vielen ein- und ausfahrenden Autos die Situation bereits recht unübersichtlich ist, müssen Radler, aus unterschiedlichen Richtungen kommend, sich auch noch einen Radweg teilen. Das Chaos, so scheint es, ist komplett: Radler kommen von links und rechts, Autofahrer, die zum Einkaufen auf den an die Oderstraße angrenzenden Parkplatz einbiegen wollen, sind überfordert. Oftmals herrscht so viel Verkehr, dass Autofahrer schon kleinste Lücken nutzen, und sportlich auf das Einzelhandelsgelände zu fahren, um den fließenden Verkehr hinter ihnen nicht weiter zu stauen – auf Kosten der Radler.

Overkamp hat sich die Unfallstatistiken der Polizei aus den letzten Jahren genauer angesehen. „Mit 52 Unfällen in den vergangenen sechs Jahren weist die Oderstraße mehr als 1,5-mal so viele Unfälle mit Radfahrern auf, wie die danach am stärksten belastete Straße in der Region.“ Das sind die Mahlower Straße in Teltow und die Potsdamer Allee in Stahnsdorf. Zum  Vergleich: Auf dem Zehlendorfer Damm in Kleinmachnow, auf dem es auch oft zu Vorfahrtsunfällen zwischen Radlern und Autofahrern kommt, sind in den vergangenen sechs Jahren 33 Radler verunglückt.

Teltower Rathaus will Situation für Auto- und Radfahrer vor Real-Supermarkt verbessern

Dass die Oderstraße nicht nur für Radler gefährlich ist, zeigen weitere Zahlen, die Overkamp aus der Unfallstatistik entnommen hat: „Mit insgesamt 900 Unfällen zwischen 2010 und 2015 ereigneten sich mehr als zehn Prozent aller Unfälle in der Region in der Oderstraße.“ Die Polizei konnte auf Anfrage am Mittwoch keine konkreten Zahlen nennen.

Auch im Teltower Rathaus gesteht man sich ein, dass der sogenannte Zweirichtungsradweg zwischen der Warte- und Bober-/Nuthestraße ein Unfallschwerpunkt ist. „Es handelt sich um eine innerstädtische Verkehrslage, die als Konfliktfläche bezeichnet werden kann und die durchaus eine besondere Aufmerksamkeit aller Verkehrsteilnehmer erfordert“, so Rathaussprecherin Andrea Neumann. Das Rathaus arbeite derzeit an mehreren Varianten, wie die gefährliche Verkehrssituation gelöst werden könne. Intern würden bereits mehrere Lösungen vorliegen, die könnten bereits nächste Woche im Bauausschuss diskutiert werden – so zumindest steht es auf der Tagesordnung des Gremiums. Rathaussprecherin Neumann lässt am Mittwoch lediglich durchblicken, „dass die in Rede stehende Situation so aufgegriffen wird, dass langfristig Abhilfe geschaffen werden kann“.

ADFC fordert getrennten Radweg

Overkamp ist das nicht genug. Seit Monaten fordert er Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) auf, kurzfristig den Brennpunkt an der Oderstraße zu entschärfen. Und zwar indem auf der südlichen Seite der Straße ein Fahrradstreifen auf der Fahrbahn markiert werde. Platz dafür gebe es auf der dreispurigen Fahrbahn. Zudem will Overkamp erreichen, dass Radler nicht mehr gezwungen sind, den Zweirichtungsradweg zu benutzen. Wer bisher sicherheitshalber auf der Straße fährt und von der Polizei angehalten wird, muss mit einem Bußgeld von 15 Euro rechnen.

Dabei sei das Fahren auf der Straße innerorts oft sicherer, sagt Overkamp. „Die viel gescholtene Ruhlsdorfer Straße, die keinen Radweg besitzt, hatte im vergangenen Jahr keinen Fahrradunfall gehabt.“ Der Teltower ADFC-Sprecher hat mittlerweile zudem den Verdacht, dass Teltow, das seit 2008 eine eigene Verkehrsbehörde hat, mit einem Verwaltungsmitarbeiter „personell und fachlich nicht in der Lage ist, seinen Pflichten nachzukommen“. Er beanstandet, dass regelmäßige Verkehrsschauen nicht stattfinden würden und dass es trotz der vielen Unfälle keine Unfallkommission gebe.

Das Teltower Rathaus hält dagegen, dass Verkehrsschauen nur nach Bedarf durchgeführt würden – die nächste bereits in der kommenden Woche. Die 2008 eingerichtete Unfallkommission habe jedoch nicht regelmäßig getagt, räumte Teltows Bürgermeister jüngst auf eine Anfrage der Fraktion B.I.T ein. Warum das Gremium, bestehend aus Vertretern der Polizei und des Straßenbaulastträgers, bisher nicht über die örtlichen Unfallschwerpunkte diskutierte, konnte Schmidt nicht sagen.

Der Sprecher des Teltower ADFC hat indes schon eine nächste Lösung parat: Statt auf der viel befahrenen Oderstraße zu radeln, sollte es eine Alternativ-Route entlang des Teltowkanals geben, von der aus sichere Wege in das Wohn- und Gewerbegebiet in der Oderstraße führen.

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