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Stefan Biastock, Vorsitzender des Ruderclubs Kleinmachnow-Stahsdorf-Teltow, steht auf maroden Anlegern. Die Installation einer neuen Ein- und Ausstiegshilfe wird vom Berliner Schifffahrtsamt wegen Sicherheitsbedenken abgelehnt.

© S. Schuster

Prozess um Bootsanleger in Kleinmachnow: Kein Land in Sicht

Seit Jahren kämpft ein Ruderclub um bessere Bedingungen. Ein neues Gutachten verzögert nun aber den Prozess im Streit um Bootsanleger. Denn das Schifffahrtsamt hat Sicherheitsbedenken.

Kleinmachnow/Stahnsdorf - Keine weiteren Auskünfte. Mit Verweis auf das aktuell laufende Verfahren gibt sich der Sachbereichsleiter des Berliner Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA), Stefan Sühl, betont zugeknöpft. Im Streit um einen neuen Bootsanleger für den Ruderclub Kleinmachnow-Stahnsdorf-Teltow (RCKST) ist auch nach einem weiteren Jahr gerichtlicher Auseinandersetzung keine Einigkeit erzielt und erst einmal auch nicht in Sicht. Stattdessen werde die Situation immer abstruser, die Mittel, die die Behörde auffahre, um den Steg zu verhindern, immer unlauterer, sagt der Vorsitzende des Ruderclubs, Stefan Biastock.

Seit etwa sechs Jahren kämpft der an der Kleinmachnower Schleuse beheimatete Sportclub um bessere Bedingungen für seine Ruderer. Der genutzte Anleger ist in die Jahre gekommen, marode, muss ständig aus dem Wasser geholt und repariert werden. Für 35 000 Euro will der Club im Wasser vor seinem Grundstück eine neue „Ein- und Ausstiegshilfe“ für die Ruderboote installieren, die Gemeinden ringsum haben finanzielle Hilfe signalisiert. Das Geld ist da, das Ja-Wort des Schifffahrtsamtes nicht.

Vermeintliche Gefahr, dass große Schiffe den Steg rammen

Wegen Sicherheitsbedenken verweigert die Behörde dem Ruderclub den für die Wasserfläche benötigten Pachtvertrag. Der Club klagte vor dem Amtsgericht Potsdam, um so die Verweigerungshaltung des WSA aufzubrechen. Der Richter folgte jedoch zunächst der Behörde und forderte beim TÜV Süd ein unabhängiges Gutachten an, das klären sollte, inwieweit die Sicherheitsbedenken zutreffen. Die geplante Steganlage würde in den Manövrierbereich der Warte- und Koppelstelle der Berufs- und Fahrgastschifffahrt eingreifen, erklärte Bereichsleiter Stefan Sühl vor einem Jahr. Es bestünde die Gefahr, dass große, aus der Schleuse kommende Schiffe den Steg rammten. Für den Ruderclub-Vorsitzenden Biastock ein völlig undenkbares Szenario. Das mittlerweile vorliegende TÜV-Gutachten gibt ihm recht. Die Wahrscheinlichkeit eines solchen Ereignisses liege bei 1:5 000 000. Das vom Schifffahrtsamt ins Feld geführte Risiko, erklärte nunmehr auch der Richter, existiere faktisch nicht. „Das Amt sollte sich bewegen und seine ablehnende Haltung aufgeben“, fordert inzwischen auch der Bürgermeister der Gemeinde Stahnsdorf, Bernd Albers (Bürger für Bürger). Auch die Gemeinde sehe die Gefahren nicht. Sie unterstütze die Ruderer und will einen dauerhaften Verbleib des Clubs sichern.

Das WSA lenkte dennoch nicht ein, bemühte neue Unfallszenarien und beschrieb Gefahren, die Schiffe mit sich brächten, die den Kanal aus anderer Richtung befahren. Zum Beweis habe das Amt Fotos vorgelegt, die Ruderer zeige, die zwischen manövrierenden Schiffen umherfahren. „Das ist völliger Quatsch“, sagt Biastock. Wenn ein Schiff rangiert, würden die Ruderer warten. Niemand begebe sich freiwillig in Gefahr. Die Fotos seien gefälscht.

Ruderclub muss für teures Gutachten blechen

Nun soll ein zweites Gutachten her und auch im zweiten vom Schifffahrtsamt vorgebrachten Unfallszenario Klarheit bringen. Bezahlen muss das Gutachten vorerst der Ruderclub. Schon 12 000 Euro hat der Verein als Kläger für das erste Gutachten hinlegen müssen. Zudem stünden noch weitere Investitionen an, etwa für den Ausbau der alten Laube auf dem vereinseigenen Gelände zum Vereinsgebäude.

Der Ruderclub-Vorsitzende geht davon aus, dass das Wasser- und Schifffahrtsamt den Prozess verliert, rechnet aber auch fest mit einer Revision. Dann jedoch würden weitere Jahre ins Land gehen, bis der Ruderclub seinen neuen Steg ins Wasser lassen kann – „wenn die Behörde nicht vorher politisch gestoppt wird.“ Doch auch das scheint wenig realistisch. Politiker waren schon zahlreich vor Ort. Weder die Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein (SPD) noch die parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesverkehrsministerium, Katherina Reiche (CDU), haben eine Änderung bewirkt. Die Suche nach Alternativen scheint aussichtslos. Pfähle zur Befestigung der frei schwimmenden Anlage erwiesen sich als untauglich. Ein vom WSA errichteter Anleger für Sportboote in unmittelbarer Nähe wäre aufgrund seiner Uferlage ebenfalls nicht nutzbar. Damit die Ruderer ihre Boote nicht meterweit durchs Gelände tragen müssten, bot das WSA an, vor Ort eine Bootshalle zu errichten. Dafür, so Biastock, würde der Club zahlreiche Bäume fällen, den Uferweg verlegen und nicht zuletzt auf einer Länge von mindestens sechs Metern Uferböschung vom Hang abtragen müssen. Das sieht auch die Gemeinde Kleinmachnow problematisch, bietet aber finanzielle Hilfe an, sollte sich der Club für die Anschaffung einer Transporthilfe, etwa eines Boottransportwagens, entscheiden.

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