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Prozess nach Traktorfahrt: „Sie sind gerannt wie die Hasen“

Acht Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung erhielt ein Geltower, der zwei Männer mit seinem Traktor verfolgt hat.

Geltow - Alexander und Siegfried H. hatten hinter Bäumen Schutz gesucht, während Ralf-Peter B. weiter mit seinem Traktor auf sie zurollte. Immer wieder soll er im April 2016 um die Baumgruppe herum und in diese hineingefahren sein. Als Siegfried H. versuchte zu fliehen, um aus dem Auto ein Handy und damit Hilfe zu holen, setzte B. ihm nach und erfasste den heute 71-Jährigen mit dem Traktor von hinten. Dadurch fiel der Rentner zu Boden und zog sich Prellungen und Schürfwunden an Gesicht und Beinen zu.

Am gestrigen Dienstag wurde der 63-jährige Landwirt aus Geltow vom Potsdamer Amtsgericht wegen gefährlicher und versuchter gefährlicher Körperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von acht Monaten verurteilt, die der Richter für zwei Jahre auf Bewährung aussetzte. Er war dabei der Forderung der Anklage gefolgt, die sich bei dem niedrig angesetzten Strafmaß davon leiten ließ, dass es die erste Freiheitsstrafe für den Geltower sei. B. bedauerte die Tat, hatte sich vor Gericht aber umfassend eingelassen.

Er habe sich bedroht gefühlt und war in Rage, erklärte Ralf-Peter B. Die beiden Geltower Männer, Alexander und Siegfried H., waren gerade auf Gassi-Runde mit ihrem Hund, als er gegen 18.40 Uhr auf der Straße Am Pappeltor mit seinem Traktor vorfuhr. „Der Hund hatte sich in meine Wiese gebuddelt“, erzählt er. Zwischen den dreien kam es zum Gerangel. Wie genau es sich zugetragen hat, ließ sich gestern nicht vollends klären. Während Alexander H. erklärte, Schläge gegen seinen Vater abgewehrt zu haben, gab B. an, von diesem zuerst getroffen worden zu sein.

„So wie der aussah, war dem alles zuzutrauen“

B. sei daraufhin zu seinem Traktor gelaufen und hätte einen Hammer geholt, mit dem er nach Aussagen der beiden Zeugen wiederum auf sie losgegangen sei. Nachdem Alexander H. die Angriffe erneut habe abwehren können, stieg der Landwirt in seinen Traktor und fuhr auf sie zu. „Dann sind sie gerannt wie die Hasen“, erzählte B. Ob er die beiden Männer nur von seiner Wiese verjagen wollte oder tatsächlich beabsichtigte, sie mit dem Traktor zu überfahren, blieb vor Gericht offen. „So wie der aussah, war dem alles zuzutrauen“, erklärte Alexander H.

Es war nicht das erste Mal, dass Ralf-Peter B. zu rabiaten Mitteln griff. Schon im Jahr 2013 war der Geltower wegen versuchter Nötigung zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Ein bei Gericht erschienener Nachbar erzählte zudem, von B. schon einmal mit einer Machete bedroht worden zu sein. „Doch bisher gab es nie Zeugen.“ Einen weiteren Anklagepunkt ließ die Staatsanwältin fallen, da er im Vergleich nicht so schwer gewogen habe: Gut zwei Monate vor dem Angriff mit dem Traktor soll B. mit einem VW Caddy auf dem Weg von Geltow nach Werder (Havel) von der Bundesstraße auf den parallel verlaufenen Radweg ausgeschert sein und dort zwei Radfahrern den Weg abgeschnitten haben.

Auch wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz hatte sich der Landwirt schon zu verantworten. Im März 2014 hatte ihm das mittelmärkische Veterinäramt seine 59 Rinder vom Hof geholt. Vorausgegangen war ein Urteil des Oberverwaltungsgerichtes Berlin-Brandenburg, das diesen Schritt angeordnet hatte.

Achtmal hatten die Amtstierärzte den Betrieb zuvor kontrolliert und dabei erhebliche Mängel festgestellt. Unter anderem soll B. seine Rinder nicht ausreichend gefüttert und getränkt haben.

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