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Antrittsbesuch. Die Kleinen aus der Kita „Waldsternchen“ in Seddiner See hatten viele Fragen an Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), der zusammen mit Jugendministerin Britta Ernst (SPD) bei ihnen zu Besuch war.

© Ralf Hirschberger/dpa

Potsdam-Mittelmark: Woidke zu Besuch in Neuseddiner Musterkita

Zum Start der Beitragsfreiheit besuchte Ministerpräsident Woidke die „Waldsternchen“ in Neuseddin.

Seddiner See - Viel Personal, individuelle Betreuungsmöglichkeiten und eine Eingewöhnungszeit von vier Wochen - Von den traumhaften Verhältnissen in der Neuseddiner Kita „Waldsternchen“ konnten sich am Mittwoch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und die Ministerin für Bildung, Jugend und Sport, Britta Ernst (SPD), ein Bild machen.

Seit dem gestrigen 1. August ist das neue Kita-Gesetz in Kraft, das den Eltern Beitragsfreiheit für das letzte Jahr vor der Einschulung zusichert. „Wir wollen die Kita von einem Aufbewahrungsort zu einer Bildungseinrichtung machen“, so Woidke. Dafür habe sich die Landesregierung zum Ziel gesetzt, bis Mitte der 2020er den Betreuungsschlüssel zu verbessern und die komplette Beitragsfreiheit umzusetzen.

Die Gemeinde Seddiner See habe bereits im Vorfeld positive Rückmeldungen zum neuen Kita-Gesetz bekommen, erklärt Christian Motz, Hauptamtsleiter der Gemeinde Seddiner See. Die Gemeinde ist der Träger der Kita „Waldsternchen“. Von den betreuten Kindern seien 41 in ihrem letzten Jahr vor der Einschulung. „Damit profitieren 39 Eltern von dem neuen Gesetz.“ Auch die Erzieher sind froh über die Beitragsbefreiung. „Ich freue mich auf die Entlastung für die Eltern, aber auch auf die Entlastung des Personalschlüssels“, so die Leiterin Katrin Breitag. 162 Kinder von eins bis sechs Jahren werden in der 1994 eröffneten Einrichtung betreut. „Wir sind voll ausgelastet und können leider nicht alle Nachfragen bedienen.“ Ab 5.45 Uhr früh bis 18 Uhr. Rund 35 Betreuer inklusive zwei Auszubildenden, Heil- und Sprachpädagoginnen sowie einer Kunstpädagogin sind dafür zuständig.

„Wir gucken immer, dass genug Betreuerinnen und Betreuer da sind“, erzählt die stellvertretende Leiterin Heidi Benda. Auch in der Umgebung gäbe es immer mehr Eltern, die ihre Kinder acht bis zehn Stunden abgeben müssten. Doch durch die hohe Dichte an Erzieherinnen und Erziehern sei die Kita in der Lage die Zeiten abzudecken. Den genauen Betreuungsschlüssel der Kita hat sie nicht parat, aber es seien genug Mitarbeiter da, um auch Engpässe zu vermeiden. „Falls einmal ein Kollege ausfallen sollte, haben wir die Möglichkeit zu regulieren und ein anderer Kollege könnte zum Beispiel mit den Arbeitsstunden hoch gehen“, so Benda. Regelmäßig überprüfen die Mitarbeiter außerdem die tatsächlichen Bedürfnisse der Kinder und Eltern und justieren nach. Im August und September sollen noch einmal insgesamt vier neue Kollegen dazu kommen, darunter ein männlicher Erzieher. Bislang hat die Kita nur einen.

Die nötige Unterstützung bekommt die Einrichtung von ihrem Träger, der Gemeinde Seddiner See. Die will sich auch bemühen, zeitnah weitere Kita-Plätze zur Verfügung zu stellen, wie Breitag erzählt. Die Gemeinde finanziert außerdem aus eigener Tasche die zusätzlich geschaffenen Stellen der Heil-, Sprach- und Kunstpädagoginnen, die in der Kita das Thema Inklusion voranbringen und für die individuellen Bedürfnisse der Kinder da sind. „Die Pädagogen sind nicht an eine Gruppe in der Kita gebunden und nicht nur fokussiert auf Kinder mit Beeinträchtigungen“, erklärt Breitag. So könnten sich die Pädagoginnen gezielt um die Kinder kümmern, die mehr Unterstützung brauchen. Weil sich etwa die Eltern haben scheiden lassen, ein neues Geschwisterchen geboren wurde oder es einen Todesfall in der Familie gab, so Breitag.

Auch für die Eingewöhnung der Kinder nehmen sich die Erzieher viel Zeit und Geduld: vier Wochen lang schnuppern die Kleinen in die Kita rein, lernen ganz langsam die Einrichtung, die Betreuer und die anderen Kinder kennen. „Die Kinder müssen vertrauen haben und erst einmal eine gute Bindung zum Erzieher aufbauen, sonst klappt das nicht gut“, so Benda. Fünf Häuser hat die Kita insgesamt, die alle sternenförmig vom Hauptfoyer abgehen. Daher auch der Name der Einrichtung, die an einem Wald liegt. „Die Gruppen verteilen sich hier im Haus sehr gut. Die Kinder haben dadurch genügend Freiräume und Rückzugsmöglichkeiten“, so Breitag. Seit diesem Jahr habe die Kita auch Vollverpflegung.

Die Kinder können sich ihr Frühstück selbst zubereiten. Gegessen und getrunken wird mit richtigem Porzellangeschirr. So lernen die Kinder schneller den Umgang damit. „Das klappt mittlerweile ganz gut. Es geht kaum noch etwas zu Bruch“, sagt Breitag lachend. Nach dem Frühstück gehen die Kinder in die Räume, die ihren Interessen entsprechen. Sie können Musik machen, malen, bauen, im Sprachraum eine Geschichte anhören oder sich im Snoozle- und Entspannungsraum zurückziehen. Auf letzteren sind die Erzieher besonders stolz. In dem Raum, der gemeinsam mit dem Träger entstanden ist, gibt es Dinge für alle Sinne. Eine Wassersäule blubbert gemütlich in der Ecke, die Vorhänge sind zugezogen. Ein Beamer projiziert Fische an die Wand. Dazu erklingt klassische Musik aus den Boxen. „Hier können sich die Kinder eine Auszeit von der reizüberfluteten Welt nehmen“, erklärt eine der Erzieherinnen. Sowas wie der Raum oder die individuelle Betreuung sei eine Investition in die Zukunft, sagt Beitrag zum besonderen Konzept der Kita. „Wir brauchen starke Kinder, die gut für sich selbst sorgen können.“

Sarah Stoffers

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