zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Neuauflage des Teltower Pappel-Streits

Auf dem ehemaligen Mauerstreifen sprießen wieder Bäume. Die Stadt versäumte Schutzfolie einzubauen - zum Ärger einiger Anwohner.

Lichterfelde, Teltow - Der Nachbarschaftsstreit um die Pappeln auf dem ehemaligen Grenzstreifen zwischen Teltow und Berlin ist neu entfacht. Mehr als sechs Jahre dauerte es, bis die Stadt Teltow auf dem heute als Kirschbaumallee bekannten Areal 13 Zitterpappeln fällen ließ, die sich dort nach der Wende unkontrolliert ausgebreitet hatten. Nicht nur, dass sie auf Lichterfelder Seite lange Schatten warfen, auch sorgten die Austriebe der Bäume in den angrenzenden Gärten Jahr für Jahr für Ärger und bohrten sich dort durch Rasen und frisch angelegte Beete.

Die Freude über die Fällung im März dieses Jahres wehrte nicht lang. Inzwischen gleicht das Areal erneut einem Dschungel. Die gefällten Pappeln haben wieder ausgetrieben. Und zwar noch stärker als zuvor.

„Eine Katastrophe": Sorge um Kirschbäume bringt Teltower auf die Palme

Auf einem Quadratmeter Fläche ragen rund 20 Pappelsprösslinge aus der Erde. Schon nach fünf Monaten haben die schnell wachsenden Pflanzen eine Höhe zwischen zwei und drei Metern erreicht und wachsen in japanische Zierkirschen hinein. Der 82-jährige Wolfgang Paul klagt: „Auf unsere Sorge um die Kirschbäume haben wir bereits mehrfach hingewiesen.“ Außerdem hat der Rentner mit den unmittelbar vor dem Gartenzaun hochschnellenden Pflanzen viel Arbeit. Auf einem zehn Meter breiten Streifen hätten sich auf einer Länge von rund 45 Metern etwa 9000 Austriebe gebildet, berechnete der Lichterfelder. „Eine Katastrophe“, meint er. Auch Nachbar Günter Nawrot (58) klagt: „Überall müssen wir die Triebe rauszotteln.“ Am schlimmsten seien sie in der Hecke: „Da müssen wir richtig hineinkriechen.“

Die Stadt Teltow hatte zunächst zugesichert, nach der Fällung der Bäume eine Wurzelschutzfolie in die Erde zu bringen, die genau dies verhindern sollte. Bislang kam Teltow der vor knapp einem Jahr zwischen beiden Parteien geschlossenen Vereinbarung in diesem Punkt aber nicht nach. In dem ökologisch sensiblen Bereich könnten solche Arbeiten nur während der Vegetationsruhe durchgeführt werden, erklärt Teltows Pressesprecherin Andrea Neumann. Deshalb seien die Arbeiten nun für Herbst avisiert. Aus Sicht der beiden betroffenen Berliner Familien habe die Stadt jedoch zu lange gewartet. Auch im Frühjahr hätte die Stadt die Folie schon einziehen können, meint Paul. Nachdem im März die Zeichen noch auf Versöhnung standen, wird der Ton nun wieder rauer. „Typisches Politikerverhalten“, nennt Nachbar Günter Nawrot Teltows Zögern. „Erst wird zugesagt und dann relativiert.“

Auch Eschenahorn und Traubenkirsche bereiten manch einem Probleme

Wie berichtet hatte sich der Lichterfelder Wolfgang Paul vor sechs Jahren an die Stadt Teltow gewandt und um Fällung der zu dicht an seinem Gartenzaun wachsenden Bäume gebeten. Doch Teltow fürchtete zudem einen Präzedenzfall. Es folgten Gerichts- und Gütetermine, zahlreiche Briefe und Gespräche. Auch schaltete der Lichterfelder den damaligen Steglitzer Bezirksbürgermeister Norbert Kopp (CDU) und zuletzt auch den Brandenburger Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD) ein. Vor zwei Jahren einigten sich beide Seiten darauf, den Streit außergerichtlich beizulegen.

Doch nicht nur die Pappeln sind über die Zeit zum Ärgernis geworden. Auch Eschenahorn und Traubenkirsche würden sich ungehindert ausbreiten, erklärt Paul. Damit verstoße die Stadt seit Jahren gegen ihren eigenen Grünordnungsplan, wonach ortsfremde Gewächse zu entfernen seien, sagt er. Die Stadt Teltow sieht das ein Stück weit gelassener. Teltow würde dem Grünordnungsplan durch eine regelmäßige, aber nicht übermäßige Pflege der Flächen entsprechen, erwiderte Stadtsprecherin Andrea Neumann. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false