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Magere Ausbeute. Landwirt Axel Szilleweit zieht ein mickriges Teltower Rübchen aus der Ernte. Normalerweise erntet er in der Saison, die von Oktober bis März andauert, bis zu 21 Tonnen des fein-nussig schmeckenden Gemüses. In diesem Jahr rechnet er mit maximal drei Tonnen. Schuld daran ist das trockene Wetter.

©  Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark nach dem Dürresommer: Teltows letzte Rübchen

Ernteausfälle, hungrige Wildschweine und Bienen: Die Auswirkungen des Dürresommers auf die Region sind immens. Und an vielen Stellen zeigt sich das gesamte Ausmaß erst jetzt.

Von Eva Schmid

Teltow - Ein kleiner, grüner Farbklecks inmitten von brauner Dürre. Die Felder des Teltower Landwirts Axel Szilleweit sehen traurig aus. Hier sollten eigentlich Teltower Rübchen wachsen, das Lokalgemüse, das in den vergangenen Jahren einen regelrechten Aufwind erlebt hat. Kurz vor Saisonstart am kommenden Donnerstag herrscht gähnende Leere auf den Feldern, die Trockenheit der vergangenen Monate hat die Ernte auf ein Minimum reduziert.

Nur etwa ein Prozent der ausgesäten Pflanzen könne er ernten, meint Szilleweit. Der Landwirt mit den langen Haaren weiß noch nicht einmal, wie er den Rübchenanstich und das darauffolgende große Fest für das Lokalgemüse überstehen soll. „Ich werde gute Miene zum bösen Spiel machen“, sagt er und zuckt mit den Schultern. Ihm bleibt nicht viel übrig, als die Rübchen für die beiden Feste als Suppe zu verarbeiten. Die kann man wenigstens noch etwas strecken. Die leicht nussig schmeckende lokale Delikatesse müssen wenigstens für die Grüne Woche im Februar kommenden Jahres reichen. In den Einzelhandel werde dieses Jahr nichts kommen, mit etwas Glück gibt es einige der Lokaldelikatessen auf den Märkten der Region.

Das bisher „übelste Jahr“

Es sei das „übelste Jahr“, das er als Rübchenbauer bisher erlebt habe. Seit April habe es nicht mehr nennenswert geregnet. Eigentlich ist das Gemüse mit seinen Wurzeln, die bis zu einem halben Meter in das Erdreich ragen, gut ausgestattet für heiße Perioden. Doch dieses Jahr war es noch nicht mal in tieferen Schichten des Erdreiches feucht. Und auf den ganzen sieben Hektar, auf denen er das Gemüse ausgesät habe, hätte er nicht künstlich beregnen können. Die Anlage habe nur 1,5 Hektar bewässern können. Drei Mal sei die Pumpe seiner Wasseranlage in dieser Saison bereits verschlissen, der Motor jedes Mal durchgebrannt. Den Dauereinsatz habe die Anlage nicht verkraftet.

Szilleweit schaut auf eine grüne Gemüsekiste, in der normalerweise die ersten Rübchen sich schon stapeln müssten. Doch sie ist leer. Normalerweise kommt er in der Saison von Oktober bis März auf einen Ertrag von 14 bis 21 Tonnen. In diesem Jahr rechnet Szilleweit mit maximal drei Tonnen. Und sein Betrieb lebt von den Teltower Rübchen. Szilleweit ist der einzige Landwirt, der das Gemüse in der Region in größerem Maße anbaut.

Ein zweiter Rübchenbauer, der Teltower Ronny Schärecke, pflanzt in seinem Garten das Gemüse nebenher an – im Gegensatz zu Szilleweit muss er zum Glück nicht davon leben. Für den kleinen Landwirtschaftsbetrieb von Szilleweit sei der Ernteausfall ein harter Einschnitt. Lange habe er noch darauf gehofft, dass das Saatgut aufgehen würde. Dass es doch noch etwas mehr regnen würde – der Regen aber kam nicht. Und jetzt ist es zu spät.

Egal ob es eine Dürrehilfe gibt: Der Gürtel wird enger geschnallt

Auf die von der Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) versprochene Dürrehilfe setzt er nicht, davon hätten kleine Betriebe nichts, meint Szilleweit. Für ihn heißt es jetzt, den Gürtel enger zu schnallen. Mitarbeiter müsse er nicht entlassen, zusätzliche Hilfe bei der Ernte wird es aber nicht geben. Mit Wintergemüse wie Spinat, Mangold, Rucola und Feldsalat will er die Ausfälle etwas kompensieren. Zumindest gibt er sich optimistisch, dass er es schaffen wird, sein Betrieb nicht dauerhaft unter den Einbußen leiden wird.

Ein Blick über die Felder von Szilleweit hinweg zeigt, dass es auf den Äckern anderer Landwirte auch recht kahl ist. Schon lange haben die Bauern alles eingefahren, was ausgesät wurde. Viel zu früh und mit viel zu wenig Ertrag. Für Wildtiere blieb wenig übrig. Dass nun aber vermehrt hungrige Wildschweine in den Ortslagen – ein bekanntlich großes Problem von Stahnsdorf und Kleinmachnow – zu finden sind, will der zuständige Jagdpächter Peter Hemmerden nicht bestätigen. Natürlich würden sie sich über Komposthaufen oder Fallobst in den Gärten hermachen, „aber nicht stärker als sonst“. Hemmerden hat im Vergleich zum Vorjahr bisher viel weniger Tiere erlegt. Woran das liegt und wohin genau sich die Wildschweine zurückgezogen haben, kann Hemmerden nicht sagen. Auch er könne sich den Rückgang nicht genau erklären.

Nicht nur den Wildschweinen, auch den Bienen hat die Trockenheit zu schaffen gemacht. Statt der klassischen Sorten wird es in diesem Jahr Honig geben, den man aus klimatisch viel wärmeren Gebieten kennt, sagt der Kleinmachnower Imker Bodo Wackrow. Die Bienen hätten sich in diesem Jahr vor allem vom Saft der Blätter in den Wäldern ernährt, daher gebe es jetzt vermehrt Waldhonig. Das Jahr habe mit einem kalten März und der darauffolgenden Blütenexplosion dank eines warmen Aprils die Bienenvölker durcheinandergebracht: „Als sie soweit waren, ist schon viel verblüht gewesen.“

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