zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: „Ich sehe die Autobahn nicht als Problem“

Katja Schmidt ist die Geschäftsführerin der kommunalen Wohnungsgesellschaft gewog in Kleinmachnow. Im PNN-Interview hat sie erzählt, warum Wohnungen am Stahnsdorfer Damm sinnvoll sind und wo die Schwierigkeiten auf dem Wohnungsmarkt liegen.

Frau Schmidt, die Gemeinde will mit der gewog auf der Industriebrache an der Autobahn bis zu 140 Wohnungen bauen, ist das ein guter Plan?

Ja, wir sehen es als unseren klaren Auftrag an, breite Schichten der Bevölkerung mit Wohnraum zu versorgen. Diesem Auftrag folgend ist es erforderlich, auch neuen Wohnraum zu schaffen. Das Problem in Kleinmachnow sind die beschränkten Baukapazitäten. Die gewog steht für bezahlbaren, qualitativ hochwertigen Wohnungsbau. Wir haben einen hohen Anspruch an Architektur und Grundrissgestaltung, der sich nicht zwingend auf die Miete durchschlägt. Uns ist es wichtig, dass sich die Menschen wohlfühlen, dazu gehören auch große Grünflächen, Spielplätze und ein Wohnumfeld, das wir insgesamt ansprechend gestalten.

Und das lässt sich auf dem Areal am Stahnsdorfer Damm trotz der Autobahn realisieren?

Ich sehe die Autobahn nicht als Vermietungsproblem. Wir haben Ecken in Kleinmachnow, die gefühlt lauter sind. Beim Bau müssen wir uns an gesetzliche Standards halten, sonst gibt es keine Baugenehmigung. Natürlich müssen wir auch wirtschaftlich denken. Wir wollen die Wohnungen am Stahnsdorfer Damm auch in den nächsten 50 Jahren noch gut vermieten können. Jeder Mieterwechsel ist mit einem Geldverlust verbunden, da liegt es in unserem eigenen Interesse, dass sich die Mieter wohlfühlen. Es wird darauf ankommen, wie die Gebäude geplant werden, da mache ich mir keine Sorgen, die gewog baut schöne und zeitgemäße Wohnungen. Wir würden dort gern investieren, wenn der Bebauungsplan Geschossbauten zulässt.

Da besteht der größte Bedarf?

Die Gemeinde Kleinmachnow ist geprägt durch einen starken Siedlungscharakter, es gibt nur wenige Geschosswohnbauten. Die gewog als kommunale Gesellschaft hat derzeit 1500 eigene Wohneinheiten. Früher haben wir Wartelisten geführt, aber kurzfristig können wir die Nachfrage nicht bedienen. Heute kommen auf eine Wohnung zehn bis 15 Interessenten.

Wer gehört zum Interessentenkreis?

Wir haben eine starke Nachfrage nach kleinen Zwei- bis Dreiraumwohnungen. Von jungen Leuten, die eine erste eigene Wohnung suchen, aber im Wohnumfeld bleiben wollen, oder auch von älteren Menschen, die ihre Häuser nicht mehr bewirtschaften können. Auch der Zuzug junger Familien hält an. Wir sehen es jedoch als unseren Auftrag an, den Bedarf, der aus dem Ort heraus entsteht, zu decken. Wir sind oft Retter in der Not, etwa für Familien, die sich trennen und kurzfristig Wohnraum in der Nähe benötigen oder auch für Geflüchtete.

Kritiker meinen, der erforderliche Lärmschutz treibt die Kosten in die Höhe und mindert die Attraktivität der Wohnungen...

Es gibt viele bauliche und schallschutztechnische Möglichkeiten. Das ist für einen Bauherren keine große Herausforderung. Gemeinsam mit Architekten lässt sich die Kubatur vernünftig planen. Wichtiger ist, dass nicht zu kleinteilig gebaut wird. Um die Betriebskosten gering zu halten, sollten zum Beispiel mehrere Mietparteien über einen Fahrstuhl zu erreichen sein. Die hohen Baukosten schlagen sich in der Nettokaltmiete nieder, aber die gesetzlich vorgeschriebenen Wartungsarbeiten an technischen Bauteilen auf die Betriebskosten. Gleiches gilt für die Heizungsanlagen. Wir wollen energetisch bauen, was oftmals aber auch teurer ist. Das ist der Spagat. Vernünftige bezahlbare Mieten und ein hoher ökologischer Standard.

Bezahlbarer oder sozialer Wohnungsbau, da wird viel in einen Topf geworfen...

Als sozialen Wohnungsbau bezeichnet man den staatlich geförderten Bau von Wohnungen, insbesondere für soziale Gruppen, die ihren Wohnungsbedarf nicht am freien Wohnungsmarkt decken können. Geförderte Wohnungen unterliegen Mietpreis- und Belegungsbindungen und können nur mit Vorlage eines Wohnberechtigungsscheins bezogen werden und unterliegen bestimmten Einkommensgrenzen. Für einen Single-Haushalt 12 000 Euro, in einigen Förderprogrammen plus 40 Prozent. Wer Arbeit hat, fällt heute kaum noch in diesen Bereich. Die größere Nachfrage gibt es im mittleren Einkommensbereich. Nehmen wir eine Familie mit zwei Verdienern und zwei Kindern mit einem Nettoeinkommen von 3000 Euro. Die kann nicht mehr als 1000 Euro Miete zahlen. Umgerechnet auf eine Wohnung mit 90 Quadratmetern bedeutet das einen Mietpreis von 8 bis 8,60 pro Quadratmeter nettokalt.

Das wäre dann das, was unter bezahlbar zu verstehen ist?

Die Rechengröße für Familien ist die Gesamtmiete. Sie sollte nicht mehr als ein Drittel des Familieneinkommens betragen. Über die Größe und den Grundriss einer Wohnung lässt sich viel steuern. Eine Zweiraumwohnung muss nicht 70 Quadratmeter groß sein. Das ist auch ein Planungsauftrag an die Architekten.

Auch am Stahnsdorfer Damm sollen die Mieten nicht über 8,50 Euro liegen. Ist das realistisch?

Die größten Herausforderungen zum Auftrag „bezahlbare Mieten“ liegen derzeit in den hohen Bau- und Grundstückspreisen, die besonders in Kleinmachnow mit dem Bauboom und der Nachfrage einhergehen. In den Bestandsbauten der gewog liegt die Durchschnittsnettomiete bei 6,20 Euro. Bei Neubauten ist das ohne Förderprogramme oder Zuschüsse nicht mehr zu realisieren. Wo die Mieten am Stahnsdorfer Damm liegen könnten, lässt sich derzeit schwer sagen. Vieles hängt vom Bebauungsplan ab und welche Anforderungen an die Gebäude gestellt werden. Die Mietpreise dürfen aber nicht zu hoch sein, sonst kippt die Nachfrage.

Das Gespräch führte Solveig Schuster

Katja Schmidt ist seit 2014 Geschäftsführerin der Kleinmachnower Wohnungsgesellschaft. Zuvor war die 44-jährige Rechtsanwältin bei der Brandenburgischen Ingenieurkammer tätig.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false