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Absturzgefahr. Die Witterung führt zu Astabbrüchen bei Bäumen.

© S. Gabsch

Potsdam-Mittelmark: Hitze lässt Äste abbrechen

Die Stadtverwaltung von Kleinmachnow warnt bereits davor, sich unter Bäumen aufzuhalten.

Von Eva Schmid

Kleinmachnow - Es knarrzt kurz, dann kracht es: In vielen Kommunen Potsdam-Mittelmarks fallen derzeit dicke Äste von den Bäumen. Die langanhaltende Trockenheit macht vor allem alten Bäumen zu schaffen. Die Hitze lässt das Wasser im Baum schneller verdunsten, der Druck in den Zellen sinkt, die Spannung im Holz lässt nach, gesunde, kräftige Äste brechen ab. Bis auf einen Unfall in Kammerode bei dem vor wenigen Tagen ein Ast mit einem Umfang von 20 Zentimetern auf die Windschutzscheibe eines vorbeifahrenden Autos krachte und die Glassplitter den Beifahrer verletzten, ging es bisher überwiegend glimpflich aus.

Aber auch wer aufpasst, ist vor einem herabstürzenden Ast nicht gefeit: Ohne äußere Anzeichen würden die Äste abbrechen, erklärt Schwielowsees Bauamtschefin Kerstin Murin gegenüber den PNN. In den vergangenen Wochen hätte es bereits mehrere Starkastabbrüche in ihrer Gemeinde gegeben. „So eine Situation hatten wir bisher noch nicht.“

Auch in Teltow, Kleinmachnow und Werder (Havel) sowie an Alleebäumen entlang vieler Kreisstraßen kracht es derzeit häufiger als sonst. „Beim Grünastbruch handelt es sich um nicht vorhersehbare Schäden, die auch durch regelmäßige Baumkontrollen nicht vermieden werden können“, so Ralf Dieter, der in Teltow für die öffentlichen Bäume zuständig ist. Einige ältere Alleebäume hätten laut Dieter in Teltow bereits ihre Äste verloren.

In Werder sind derzeit Mitarbeiter des Bauhofs und der Verwaltung zur Baumschau unterwegs. Das vergangene, recht windige Wochenende hätte einen Kontrollgang nötig gemacht. In Kleinmachnow ist man nach einigen heruntergefallenen Ästen jetzt dazu übergegangen, die Anwohner zu warnen: „Sich unter Bäumen im Wald oder in Parks aufzuhalten, oder auch das Auto unter Bäumen abzustellen, ist zur Zeit gefährlich“, sagt Kleinmachnows Pressesprecherin Martina Bellack. Sie wisse, dass derartige Warnungen bei der aktuellen Hitze nicht leicht einzuhalten seien. Auch in Kleinmachnow seien die Mitarbeiter der Grünabteilung und des Bauhofs derzeit ständig unterwegs und würden beim Wässern auf den Zustand der Bäume achten.

Neben den Astabbrüchen kämpft Kleinmachnow mit einem weiteren Problem: Das Laub und die Früchte der Bäume fallen bereits jetzt schon und damit viel früher als sonst ab. Viele Anwohner würden das Blattwerk vom Gehweg in Richtung Straße kehren, statt es zu entsorgen. Das Laub lande so in der Schmutzrinne und verstopfe die Abflüsse. Sollte es stark regnen, seien kleine Überschwemmungen vorprogrammiert, erklärt die Gemeindesprecherin. Das Rathaus bitte daher die Anwohner das Laub selbst zu entsorgen. Der Bauhof sei laut Bellack erst im Herbst darauf eingerichtet, Laub einzusammeln. „Jetzt haben wir mit dem Bewässern alle Hände voll zu tun“.

Tatkräftig hingegen zeigen sich die Anwohner vieler Kommunen beim Gießen der Straßenbäume. Tatsächlich hilft nur kräftiges Bewässern vor drohenden Astabbrüchen. Vielerorts packen auch die Feuerwehren mit an. Und in Wildpark-West hat die Initiative zum Erhalt der Waldsiedlung sich einen Traktor und ein 1000 Liter Fass besorgt und ist seit Anfang August einmal täglich mit dem Gefährt unterwegs.

Den Bäumen entlang der Kreisstraßen hilft so viel Elan wenig. Sie leiden weiter. „Ausreichendes Bewässern ist da nicht möglich“, so der Teamleiter der Kreisstraßenmeisterei, Frank Drese. Besonders Laubbaumarten wie Pappel und Robinie würden Äste verlieren. Die Straßen würden von der Meisterei regelmäßig befahren, man achte verstärkt auf die Baumkronen und versuche hängengebliebene Äste schnellstmöglich zu beseitigen.

Weniger Probleme mit herunterfallenden Ästen hat der Landesstraßenbetrieb. Es handelt sich noch nicht um ein flächendeckendes Phänomen. Abbrüche habe es nur in Einzelfällen gegeben. Einmal im Jahr entferne der Landesstraßenbetrieb das Totholz, vielleicht mache sich diese Pflege derzeit bezahlt, heißt es dort. Auch in Stahnsdorf und Michendorf sind bisher nicht mehr Äste als sonst heruntergekommen.

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Hintergrund: Straßenbaumkonzept

Stahnsdorf hat ein Straßenbaumkonzept erstellen lassen und dieses am gestrigen Montag vorgestellt. In dem rund 30 Seiten starken Papier sind alle 97 Straßen in Stahnsdorf und seinen Ortsteilen unter die Lupe genommen worden. Untersucht wurde der vorhandene Baumbestand sowie Standorte für Neupflanzungen. Der beauftragte Baumgutachter Andreas Plietzsch hat in dem Konzept auch festgehalten, an welcher Stelle welche Baumarten sich als Neupflanzungen anbieten würden. Zudem hat der Experte die bestehenden Bäume auf ihre Reststandzeit hin überprüft. Zwar sei Stahnsdorf mit seinem Baumkatastar und seiner Baumschutzsatzung schon gut ausgerüstet, mit dem Konzept würde der Sachbereich Baumschutz jetzt eine solide Grundlage bekommen, betonte Bürgermeister Bernd Albers (BfB) am Montag. Das Konzept hat die Gemeinde 15 000 Euro gekostet. Am 30. August um 18 Uhr wird es unter anderem auf einer Bürgerinformation im Rathaus vorgestellt. 

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