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Teamarbeit. Carola Pauly (l.) und Jelena Jamaikina (r.) hängen die letzten Bilder für die Jubiläumsausstellung auf. Im Museumsverein packt jeder gern mit an.

© Sebastian Gabsch

Potsdam-Mittelmark: Erste Adresse für märkische Kunst

Das Museum der Havelländischen Malerkolonie hat sich in seinem ersten Jahrzehnt etabliert.

Ferch - Wäre die Metalltube nicht erfunden worden, hätte es auch das Museum der Havelländischen Malerkolonie womöglich nie gegeben. Denn das kleine, aber äußerst praktische Behältnis ermöglichte Malern ab Mitte des 19. Jahrhunderts, ihre Ölfarben mit in die Natur zu nehmen. Künstler in ganz Europa begannen bald darauf, in ländlichen Gegenden Kolonien zu gründen, um sich der Freiluftmalerei zu widmen – so auch in Ferch. Seit 2008 zeigt das Museum der Havelländischen Malerkolonie das Werk jener Künstler, die die Landschaft rund um den Schwielowsee als Sujet wählten. Nun wird mit der neuen Ausstellung „Zehn Jahre Museum der Havelländischen Malerkolonie“ bis zum 28. Oktober das erste zweistellige Jubiläum gefeiert.

Kuratorin Jelena Jamaikina hat dafür neue Schenkungen und Leihgaben zusammengetragen, die zeigen sollen, welch hohes Renommee das Museum inzwischen unter Kunstsammlern genießt. „Wir wollen in dieser Ausstellung eine Bilanz unserer Bemühungen der letzten zehn Jahre zeigen“, so die Kunsthistorikerin. Offenbar gilt das Museum inzwischen vielen Kunstkennern als erste Adresse, wenn es um die Malerkolonie Ferch geht: Immer wieder kommen Erben der havelländischen Künstler auf den Museumsverein zu und bieten ihre Bilder als Leihgaben an, sagt Jamaikina. So würden von Zeit zu Zeit auch neue Künstler entdeckt, die zur Malerkolonie gehörten, wie zuletzt der 1863 in Berlin geborene Eugen John. Der Künstler malte, während er vorübergehend in Ferch lebte, unter anderem die Nuthewiesen und eine Birnenallee am Fahrlander See. Beide Bilder hatten Nachkommen von John dem Museum als Exponate angeboten.

In einem der Ausstellungsräume im Erdgeschoss hat Jamaikina ausschließlich kleine und mittelformatige Bilder aufgehängt. „Dieses Format konnten die Künstler auf ihren Streifzügen durch die Natur am einfachsten transportieren“, sagt die Kuratorin. Die Exponate stammen allesamt von Schülern des Malers Eugen Bracht, der seit 1882 als Dozent für Landschaftsmalerei an der Königlichen Berliner Kunstakademie lehrte. Mit seinen Malschülern unternahm er gern Studienreisen ins märkische Umland, um die Landschaft bildlich festzuhalten.

Mit besonderem Stolz zeigt die Kuratorin ein Werk, das der Museumsverein selbst erworben hat. Es handelt sich um „Die Bäuerin im Rübenfeld“ vom einstigen Begründer der Havelländischen Malerkolonie: Karl Hagemeister, der sich 1878 als erster Landschaftskünstler in Ferch niederließ. „Das Werk hat den Museumsverein einen fünfstelligen Betrag gekostet“, sagt Jamaikina. Auch daran lasse sich erkennen, wie gut sich das Museum in seinem ersten Jahrzehnt etabliert habe. Auch wenn der Verein nach wie vor fast ausschließlich aus Ehrenamtlichen besteht, so wachsen doch die Anzahl der Förderer, die Höhe der Fördersummen und insbesondere die Besucherzahlen der Ausstellungen von Jahr zu Jahr, wie die Kuratorin erklärt. Im vergangenen Jahr seien mehr als 6000 Kunstliebhaber in die Ausstellungen geströmt. Und die kämen nicht nur aus Berlin und Brandenburg, sondern reisten zum Teil aus München oder dem Rheinland an.

„Als wir hier zum ersten Mal reingekommen sind, war das Haus eine Ruine“, erinnert sich Stefan Charné von der Veranstaltungsagentur freybeuter, die das Museum seit der ersten Ausstellung im Juli 2008 begleitet. Das frühere Kossätenhaus an der Ecke Beelitzer Straße/Dorfstraße war 2003 teilweise abgebrannt und musste mit Fördergeld von Bund, Land und Gemeinde erst wieder hergerichtet werden. Das Geld zusammenzutragen dauerte allein drei Jahre, die Sanierung ging jedoch deutlich schneller. Schon damals sei es vor allem die Leidenschaft für das Museumsprojekt gewesen, die alle angetrieben habe, sagt die Vereinsvorsitzende Carola Pauly. „Das ist etwas, was unseren Verein wirklich auszeichnet und was ich bei großen Häusern oft weniger spüre.“

Die ehrenamtlichen Helfer des Vereins bringen sich auch heute noch immer wieder tatkräftig ein, etwa indem sie zu jeder Ausstellungseröffnung selbstgebackenen Kuchen beisteuern. „Es ist dadurch immer eine sehr familiäre Atmosphäre“, sagt Jamaikina. Viele der Sammler würden sich außerdem inzwischen persönlich kennen. Wenn sie sich bei einer der Eröffnungen begegnen, sei das jedes Mal ein freudiges Wiedersehen, bei dem sich ausgetauscht und auch mal miteinander gehandelt wird.

Nachdem das erste Jahrzehnt so erfolgreich zu Ende geht, hat Jelena Jamaikina für die kommenden Jahre schon vielfältige Pläne. Der Museumsverein zählt seinen Forschungen zufolge inzwischen mehr als 160 Künstler zur Havelländischen Malerkolonie. In den kommenden Ausstellungen sollen teils einzelne Maler im Mittelpunkt stehen, teils will die Kuratorin thematisch zusammenfassen. Im Anschluss an die Jubiläumsausstellung möchte sie das Museum ganz ins Zeichen havelländischer Winterbilder stellen. „Allen Künstlern fiel es schwer, den Schnee zu malen, da er ja alle Farben des Regenbogens in sich vereint“, sagt Jamaikina. Am besten sei es aber dem Gründer der Havelländischen Malerkolonie, Karl Hagemeister, gelungen.

Das Museum ist mittwochs bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

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