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Abfahrbereit. Damit auf es auf Spritztouren mit den Oldtimern zu keinen bösen Überraschungen kommt, werden sie in der Carfactory in Schuss gehalten.

© Sebastian Gabsch

Oldtimer in Kleinmachnow: Ein Hotel für Autos

Ein sicherer Ort für Oldtimer, Youngtimer und Liebhaberwagen. Ein Besuch in der Kleinmachnower Carfactory im Europarc.

Von Eva Schmid

Kleinmachnow - Es ist wie in einem Hotel: Die Schiebetür geht auf, eine Frau lächelt einem von der Rezeption in der Empfangshalle entgegen. „Guten Tag, was kann ich für Sie tun?“, fragt sie mit freundlicher Stimme. Es ist wie in einem Hotel, nur dass hier nicht Menschen, sondern Autos einchecken. Besitzer von Liebhaberfahrzeugen können in der Carfactory im Europarc Dreilinden ihre Wagen sicher abstellen. Das Fahrzeugdepot hat etwas von einem Hochsicherheitstrakt. Zumindest wenn es per Autoaufzug in die oberen Stockwerke geht.

Was hier in Gitterkäfigen Reihe an Reihe steht, hat seinen Wert – nicht nur für Liebhaber. Neben einer alten Mercedes E-Klasse aus den 70er Jahren, steht ein schnittiger Porsche neueren Baujahres, dahinter ein alter Chevrolet, gefolgt von einem schicken, alten Mercedes Cabrio. Der Lack der Wagen glänzt, überall hängen Kameras. Das ganze Gebäude werde von Sicherheitspersonal rund um die Uhr bewacht. Sicherheit, Anonymität und ein Rund-Um-Service – damit will Geschäftsführer Moritz Gädeke Autoliebhaber von seinem Geschäftsmodell überzeugen.

210 Euro im Monat pro Stellplatz

Seit April ist das Fahrzeugdepot geöffnet, von den 118 verfügbaren Stellplätzen sind nur noch zehn Stück frei. Viel Werbung musste der 33 Jahre alte Unternehmer, selber großer Fan von Liebhaberfahrzeugen, nicht machen. Auf zwei Oldtimermessen habe er sich vorgestellt, die Szene kenne sich, sei gut vernetzt – ab Herbst vergangenen Jahres kamen die ersten Anmeldungen.

Wer seinen Wagen in den stets zwischen 12 und 15 Grad warmen Hallen parken möchte, muss dafür rund 210 Euro im Monat pro Stellplatz bezahlen. Zum Vergleich: In Berlin kostet der Stellplatz zur Neubauwohnung mittlerweile auch gerne bis zu 150 Euro im Monat. Für die Besitzer von Liebhaberwagen ist der Preis vermutlich nicht ausschlaggebend, ihnen geht es um Sicherheit und um einen guten Service, weiß Geschäftsführer Gädeke. Auch Motorräder können in der Carfactory sicher geparkt werden, der Preis für den Garagenplatz bleibt jedoch gleich.

Der Chef des Fahrzeugdepots kommt aus einer Investorenfamilie, die sich vor allem mit dem Bau von Hotels einen Namen gemacht hat. Gädeke weiß, welche Konditionen die Versicherungen für Liebhaberwagen verlangen. Besonders für viele Berliner ist das sichere Unterstellen der Autos oft ein Problem. „Zuhause hat man in der Garage oft nur Platz für ein oder zwei Wagen“, so Gädeke. Seine Kunden indes würden im Durchschnitt drei Fahrzeuge in der Carfactory parken. Die Besitzer der Wagen kommen hauptsächlich aus dem Berliner Süden: Zehlendorf, Wannsee, Charlottenburg, aber auch aus Potsdam.

Eine angeschlossene Autowerkstatt 

Und im Gegensatz zu anderen Fahrzeugdepots, in denen interessierte Autoliebhaber die Schmuckstücke der anderen öffentlich betrachten können, ist das Depot hinter dem ehemaligen Kommandantenturm der DDR-Grenzübergangsstelle für die Öffentlichkeit tabu. Nur im Erdgeschoss herrscht, besonders unter der Woche, reger Betrieb.

Gädeke hat dort ein kleines Bistro untergebracht, die „esswirtschaft“ wird von einem Cateringunternehmen betrieben. Dankbar nehmen Mitarbeiter aus anderen Firmen im Europark das Mittagsessenangebot im Autodepot an. Exklusiv wird es erst ein paar Treppenstufen weiter. Hier plant der junge Unternehmer eine Lounge im englischen Stil. Kunden mit Stellplatz können hier in kleinen Schließfächern Schuhe, Handschuhe, Zigarre und allerlei Anderes, was für die Spritztour benötigt wird, einschließen. Die Lounge ist mit einer Bar bestückt, nach einer Ausfahrt kann hier mit Hochprozentigem angestoßen werden, Fachliteratur liegt neben den Ledersesseln. Beim Plausch gerät das Rauschen der nahen Autobahn in den Hintergrund.

An die Garage angeschlossen ist eine Autowerkstatt, die allen offensteht, also auch Nicht-Mietern. Die Techniker dort sind unter anderem auch auf Oldtimer ausgerichtet. Hier geht es vor allem um die Karrosserie, erklärt Gädeke bei einem Rundgang. Die Werkstatt bietet technische Instandsetzungen, daran angegliedert ist ein Servicebereich. Hier werden die Autos gereinigt, poliert und gepflegt. Besonders sei auch die Lederreparaturwerkstatt, betont Gädeke.

Kunst in der Empfangshalle geplant

Da viele der Autoliebhaber auf Originalteile großen Wert legen und das mitunter schon abgewetzte Leder erhalten wollen würden, gebe es in der Carfactory die Möglichkeit das Leder nachzufärben. Würde man die abgewetzte Sitzbank bei einem Sattler restaurieren lassen, so würde der oft neues Leder dafür nutzen. Insgesamt zehn  Mitarbeiter hat Gädeke angestellt.

Das Konzept der Carfactory ist nicht neu, jedoch würde es sich von anderen Modellen dadurch unterscheiden, dass die Werkstatt an das Depot angegliedert sei und dass die Autos nicht öffentlich ausgestellt werden, erklärt Gädeke. Der Unternehmer weiß, dass ein guter Reparaturservice gerade für Liebhaberfahrzeuge Vertrauenssache ist. „Der Service muss stimmen, deshalb machen wir das auch selbst.“

Damit das Ambiente nicht allzu PS-lastig wird, plant Gädeke die Empfangshalle im grauen Industriedesign mit Kunst zu bestücken. Dafür soll es eine Zusammenarbeit mit der Berliner Galerie Michael Schultz geben, die zeitgenössische deutsche Künstler wie Georg Baselitz oder Markus Lüpertz im Programm hat. Kunst und Autos – das passe gut zusammen, findet Gädeke. Sind beide doch begehrte Objekte bei Sammlern. Und Sammler werden in der Carfactory wie in einem Nobel-Hotel behandelt, inklusive Aufnahmecheck zu Beginn des Aufenthalts.

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