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Potsdam-Mittelmark: Nuthetal gegen Pferdesteuer

Ärger um aufgerissene Wege: Gemeinde wirbt bei Reitern und Wanderern für gegenseitiges Verständnis

Von Enrico Bellin

Nuthetal - Die Gemeinde Nuthetal will keine Pferdesteuer einführen, um die wachsenden Probleme zwischen Reitern, Autofahrern und Wanderern einzudämmen. Das stellte Bürgermeisterin Ute Hustig (Linke) am Dienstagabend bei einer Diskussion des rbb-Radiosenders Antenne Brandenburg im Konferenzsaal des Rehbrücker Institutes für Getreideverarbeitung klar. „Wir müssen weiter im Gespräch bleiben, um die Konflikte zu lösen. Eine Pferdesteuer wird dabei aber nicht diskutiert“, sagte Hustig am Ende der emotional aufgeladenen Debatte über das Verhalten der Pferdehalter, zu der etwa hundert Besucher gekommen waren.

Vorher hatte der Wanderwegewart der Gemeinde, Rudi Hommel, die Probleme auf den Punkt gebracht: „Behinderte oder Senioren können die Wanderwege kaum noch nutzen, weil sie von den Pferden schlicht aufgerissen werden.“ Auch europäische Fernwanderwege, die durch Nuthetal führen, seien davon betroffen. In der Gemeinde gibt es 13 Reiterhöfe, allein beim Rehbrücker Schäferhof sind 120 Pferde untergestellt. Reiter dürfen nach Gesetzeslage des Landes Feld- und Waldwege benutzen, nur schmale Wanderpfade oder speziell ausgeschilderte Sportwege dürfen sie nicht nutzen – woran sich jedoch nicht alle halten, so der Vorwurf.

Wie berichtet hat die Gemeinde in einer Aktionswoche im Oktober bereits Plaketten verteilt, die am Zaumzeug oder Sattel angebracht werden sollen, damit die Reiter bei Fehlverhalten auch zuzuordnen sind. Für jeden Reiterhof gibt es eine Plakettenfarbe, dann folgen Zahlen, die Rückschlüsse auf das jeweilige Pferd zulassen. Aus dem Publikum meldeten sich jedoch erboste Wanderer, die anmerkten, dass man damit nicht die einzelnen Reiter identifizieren kann. Daher sollten die Pferdehalter eine Steuer zahlen, mit der dann die Wege in Schuss gehalten werden oder Pferdeäpfel vom Gehweg beseitigt werden können. Nina Binder vom Landesverband der Freizeitreiter entgegnete jedoch, dass bisher der Aufwand zum Eintreiben solcher Abgaben höher sei als die Erlöse selbst. So hatte etwa das Bundesland Sachsen eine kostenpflichtige Pferdekennzeichnung sowie eine Reitwegeabgabe eingeführt, die jedoch hohe Kosten verursacht haben und 2015 wieder abgeschafft wurden.

Mirjam Deponte vom Wirtschaftsverband pro agro betonte zudem, wie wichtig die Pferde für die örtliche Wirtschaft seien: So sei Brandenburg inzwischen auf Platz fünf der beliebtesten Reiterziele Deutschlands. Zudem erarbeite der Verband ein Wegenetz, das Touristen dabei helfen soll, Routen abseits von Wanderwegen zu finden.

Ein solches Netz war auch in Nuthetal schon entworfen worden, wurde jedoch von der Forstverwaltung nicht genehmigt, sagte Gidon Wolf vom Schäferhof. Seine Reiter hätten darunter zu leiden, wenn sie sich an die Regeln halten: So dürfen sie innerorts Geh- und Radwege nicht benutzen, sondern müssen auf der Straße reiten. „Selbst 14-jährige Mädchen berichten uns, dass sie dann oft von Autofahrern geschnitten und beschimpft würden“, so Wolf.

Um für mehr Toleranz zu werben, will Nuthetal die Pferdeaktionswoche nun jährlich wiederholen, wie Ute Hustig ankündigte. Zudem sei die Gemeinde wieder mit dem Landkreis im Gespräch, damit ein eigenes Wegenetz für die Reiter noch umgesetzt werden kann.

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