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Zum zehnten Mal werden Hunderte Nikolaus-Läufer in Michendorf erwartet.

© Axel Schmidt/Reuters (Archiv)

Nikolaus-Lauf in Michendorf: „Wir nehmen es nicht bierernst“

Tausende Nikoläuse laufen am Sonntag wieder durch Michendorf. Wie die Idee zu dem Lauf kam und was daran so besonders ist, erzählt einer der Organisatoren im PNN-Interview.

Herr Grötzner, warum tun sich die Leute das an: Einmal im Jahr bis zu zehn Kilometer im Nikolauskostüm durch Michendorf laufen, manchmal sogar bei eisigen Temperaturen?
Zunächst einmal werden im Sommer ganz viele Läufe ausgerichtet, im Winter aber nur wenige, das ist für Sportler natürlich reizvoll. Auch bei diesen Temperaturen macht Laufen Spaß. Die Veranstaltung richtet sich aber auch an ambitionierte Nicht-Sportler, über die Jahre ist der Lauf vor Weihnachten für viele zu einer gemeinschaftlichen Tradition geworden. Und diese Masse an Nikoläusen auf der Straße zu erblicken, das ist wunderschön.

Sportler und Nicht-Sportler zusammen, klappt das?
Bestens. Ein Beispiel: Wir haben ein, zwei Glühweinstände auf der Strecke aufgebaut. Die Sportler, die aus den regionalen Sportclubs zu uns kommen, ignorieren die Stände und laufen vorneweg. Die Hobbysportler bleiben zwischendurch auch mal kurz stehen. Viele sagen sich: Wir bewegen uns, aber wir nehmen es nicht bierernst. Es ist eine sportliche Familienveranstaltung.

Wie kam es zur Idee, einen Nikolauslauf ins Leben zu rufen?
Die beiden Initiatoren sind ebenfalls Läufer und ursprünglich gab es die Idee für einen lustigen Lauf im Winter. Aber gerade beim Zipfelmützenlauf, dem Wettrennen für die Kinder, geht es um noch mehr.

Und zwar?
Unser Ziel ist es, die Kinder überhaupt nach draußen zu kriegen, weg vom Computer. Sie zum Sport machen zu bewegen und vielleicht auch an den Sport langfristig zu binden. Einige Kinder haben mir erzählt, dass sie zunächst bei dem Zipfelmützenlauf über einen Kilometer mitgemacht und später mit dem 2,5-Kilometerlauf weitergemacht haben, als sie älter wurden. Sie wurden auf diese Weise an den Sport herangeführt. Das freut uns Organisatoren natürlich sehr.

Ist an diesem Sonntag anlässlich des zehnjährigen Jubiläums etwas Besonderes geplant?
Am heutigen Samstagabend findet zum ersten Mal ein Tanz in den Nikolauslauf im Michendorfer Gemeindesaal statt. Damit wollen wir uns bei den vielen Helfern bedanken, die uns von Anfang an bei der Organisation unterstützt haben. Auch ein DJ wird auflegen.

Wird neben der Laufwertung auch das schönste Kostüm prämiert?

Das haben wir immer mal wieder überlegt, ob wir eine Bewertung für ausgefallene Kostüme einführen sollen. Wir haben das bisher nicht gemacht, weil es uns vor allem um den Spaß auf der Strecke geht. Aber die Idee steht noch im Raum.

Was war Ihr lustigstes Erlebnis?
Wir laufen Runden, das heißt, für die zehn Kilometer muss man vier mal 2,5 Kilometer laufen. Vor sechs Jahren haben wir einem Läufer zum Sieg gratuliert und als wir die Zeit überblickt haben, wurde uns klar: So schnell konnte der nicht gewesen sein. Tatsächlich war er noch nicht alle Runden gelaufen.

Wo kommen all die Nikolauskostüme her? Und was passiert mit ihnen, wenn der Lauf vorüber ist?
Wir kaufen vor dem Lauf etwa 300 bis 350 Kostüme vorab ein und lagern sie. Das ist dann ein komplettes Set mit Zipfelmütze, Bart, Mantel, Cape und Gürtel und die gehen auch immer gut weg. Viele bringen ihre Kostüme dann jedes Jahr wieder zum Lauf mit. Es sind aber auch jedes Jahr wieder viele Eigenkreationen dabei: Ein Teilnehmer erscheint regelmäßig als Knecht Ruprecht mit einem dekorierten Karren. Wenn er dieses Jahr wieder dabei ist, würden wir ihn zum Jubiläum gern mit Süßigkeiten für die Kinder ausstatten.

Was würde wohl der echte Nikolaus von ihrem Lauf halten?
Ich glaube, er wäre ganz zufrieden, dass wir es schaffen, die Menschen in Bewegung zu halten und ihnen dabei Freude zu bringen. Das hoffe ich jedenfalls!

Das Interview führte Clara Zink

Nikolauslauf-Organisator Udo Grötzner.
Nikolauslauf-Organisator Udo Grötzner.

© privat

Zur Person: Udo Grötzner, 57 Jahre, ist seit 2012 Mitglied beim Laufclub Michendorf e.V. und organisiert seit fünf Jahren den Nikolauslauf mit. Wenn er nicht gerade läuft, verkauft er Sitzmöbel.

Clara Zink

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