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Matthias Schuke ist Geschäftsführer der Alexander Schuke Potsdam Orgelbau GmbH in Werder. In diesem Jahr wurde die Firma mit dem Zukunftspreis und dem Innovationspreis ausgezeichnet. Den Innovationspreis gab es für eine Werkstatt-Testorgel, mit der sich der durch die Orgelpfeifen strömende Wind auf Phänomene wie Wirbel untersuchen lässt.

© C. Schlegelmilch

Potsdam-Mittelmark: Neugier und Freude an der Innovation

Orgelbaumeister Matthias Schuke über die Zukunft seines Handwerks und die neue Heimat in Werder

Herr Schuke, Ihre Firma hat über 800 Orgeln für Kirchen, Konzerthäuser und Musikschulen gebaut und rekonstruiert. Weltweit werden sie zum Weihnachtsfest erklingen. Gibt es eine Weihnachtsmusik, die Sie persönlich besonders lieben?

Ich bin sehr barock veranlagt. Gern wird in unserer Familie der Choral aus dem Bach’schen Weihnachtsoratorium „Brich an, du schönes Morgenlicht“ gesungen.

Kürzlich ist Ihre Firma mit dem Innovationspreis 2009 ausgezeichnet worden. Zur Preisverleihung waren Sie gar nicht anwesend, sondern in Mexiko. Was habe Sie dort gemacht?

Ich war dort dienstlich unterwegs, um mit Interessenten Kontakte herzustellen und deren Kirchen und Orgeln zu besichtigen. Mexiko ist für uns sehr wichtig, besonders nach dem erfolgreichen Bau der Orgel in Zamora.

Der Innovationspreis ist bereits die zweite Auszeichnung für das Unternehmen im laufenden Jahr. Wie wichtig sind Ihnen solche Preise? Welche Rolle spielen sie für das Unternehmen?

Nun, wir freuen uns natürlich sehr über die Würdigungen, die sowohl der Zukunftspreis als auch der Innovationspreis darstellen. Als Familienunternehmen stehen wir in einer Reihe mit Preisträgern, die für ihre besonderen Leistungen ausgezeichnet wurden. Dabei zu sein ist eine Motivation für alle Mitarbeiter der Firma und auch ein deutliches Signal für unsere Kunden.

Mit dem Innovationspreis wird eine bestimmte innovative Neuentwicklung gewürdigt. Wie wichtig sind Innovationen in Ihrer Branche?

Einerseits ist der Orgelbau ein Handwerk, das hier in Deutschland schon seit Jahrhunderten ausgeübt wird. Da könnte man meinen, dass schon alles erfunden wurde. Andererseits, wenn man diese lange Zeit betrachtet, kann man immer wieder Entwicklungen und Innovationen bemerken, die den Orgelbau weitergebracht haben. Wir freuen uns deshalb besonders, dass wir heute mit der Uni Potsdam einen starken wissenschaftlichen Partner haben, um auch im Orgelbau weiterhin innovativ tätig zu sein.

Was hebt die Alexander Schuke Orgelbau Potsdam GmbH von der Konkurrenz ab?

Unsere hervorragend ausgebildeten Mitarbeiter, die Verwendung von hochwertigen und zum großen Teil einheimischen Materialien, eine große Fertigungstiefe und ein hoher Qualitätsanspruch, den man eben nur mit hoch qualifizierten Fachleuten einlösen kann. Nicht zuletzt ist es aber auch die Neugier und Freude unserer Mitarbeiter an der Weiterentwicklung und Vervollkommnung unseres Produktes – der Orgel.

Derzeit baut Schuke eine Orgel in Warschau, fertige Exemplare stehen auf Gran Canaria, in Sibirien und in Südamerika. Sie waren gerade in Mexiko. Ist der Auslandsmarkt für Sie wichtiger geworden als der deutsche Markt? Welche Perspektive sehen Sie für Schuke in der Heimat?

Der Orgelbau war schon immer ein internationales Geschäft. Hier im Europa ist sozusagen das Kernland des Orgelbaus. Das liegt in unseren kulturellen Wurzeln. Hier hat sich der Orgelbau über die Jahrhunderte durch das Zusammenspiel von Kirchenmusik, Komponisten und Orgelbauern entwickelt. In vielen anderen Ländern der Welt fehlt dieser historische Hintergrund. Da holt man sich die Fachleute aus Deutschland. Der deutsche Markt ist nach wie vor unser Hauptmarkt. Wir pflegen deutschlandweit im Jahr etwa 150 Orgeln, davon etwa 40 Prozent hier im Brandenburger und Berliner Raum. Größere Arbeiten sind momentan in Deutschland eher rückläufig. Und das liegt nicht nur an der Finanzkrise, sondern auch an der allgemeinen Situation der Kirchengemeinden. Diese müssen sparen, haben immer weniger Organistenstellen. Dies wirkt sich natürlich auch auf die Orgelbaufirmen aus. Da wird auch der Erhalt und der Neubau von Orgeln in Zukunft weniger werden. Der Erhalt dieser kulturellen Substanz wird zukünftig mehr durch private Initiativen geschehen.

Seit 2004 hat die Firma ihren Sitz in Werder (Havel), trägt aber immer noch den Zusatz „Potsdam“ im Namen. Haben Sie Heimweh nach Potsdam, würden Sie wieder zurückziehen?

Nach vielen Versuchen in Potsdam war es eine bewusste Entscheidung hier nach Werder zu gehen. Wir haben uns hier eingelebt und fühlen uns wohl. Etwas Vergleichbares war in Potsdam leider nicht in finanzierbarer Form zu finden. Das im Firmennamen auch Potsdam steht, ist ein Bestandteil unserer Firmengeschichte und mittlerweile sozusagen ein Markenname. Unsere Kunden wissen, Schuke Potsdam birgt für Qualität.

Das Gespräch führte Matthias Matern

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