zum Hauptinhalt

Neues zum Streit um den Teltower Sabersky-Park: Die grüne Lunge im Bauland

Ehemaliger Grünen-Politiker Köhn fordert Einigung im Streit um Sabersky-Park – Erben bereiten Klage gegen Denkmalamt vor.

Teltow – Im Streit um den Denkmalschutz des an der Lichterfelder Allee in Teltow-Seehof gelegenen Sabersky-Parks hat sich der frühere Stadtverordnete Wolfgang Köhn (Bündnis 90/Die Grünen) für einen Kompromiss zwischen Stadt und Eigentümern ausgesprochen. „Mit einem langwierigen Rechtsstreit ist keinem geholfen, da geht es am Ende nur noch um Recht und Stolz“, erklärte er. Beide Seiten müssten sich aufeinanderzubewegen. Vor wenigen Tagen hatte der Vertreter der Erben des Parks, Florian Lewens, angekündigt, in der Frage des Denkmalschutzes eine Klage vorzubereiten (PNN berichteten).

Köhn hatte vor gut sechs Jahren die Eintragung des Parks in die Denkmalliste des Landes Brandenburg forciert. Zuvor hatten die Erben des ihnen nach einem langwierigen Restitutionsstreit rückübertragenen Grundstücks ihre Pläne öffentlich gemacht hatten, Teile des etwa 1,5 Hektar großen, heute mit hohen Bäumen bewachsenen Areals mit Wohnhäusern zu bebauen. Während um den Park herum die geplanten Neubauten realisiert worden sind, wurde damit die Bebauung des Grünzugs zunächst verhindert.

Gemeinsam mit einer Bürgerinitiative hatte sich Köhn dafür eingesetzt, dass der Park als jüdisches Kulturgut vollumfänglich erhalten und unter Schutz gestellt wird. Insbesondere begründete der ehemaligew Grünen-Politiker dies damit, dass der einst vor dem Gutshof der jüdischen Großgrundbesitzer Max und Albert Sabersky angelegte Garten der Feder des königlichen Hofgärtners Theodor Carl Gustav Nietner (1823-1893) entstamme. Dieser hatte Mitte der 1870er-Jahre im Auftrag der Brüder einen Entwurf für jenen Garten im Stil der Lenné-Meyerschen Schule mit geschwungenem Wegesystem, Hügeln, Teppichbeeten, Springbrunnen und Borkhäuschen entworfen. Die Grundstücks-Erben zweifeln heute jedoch daran, dass der Entwurf von Nietner tatsächlich auf dem Grundstück an der Lichterfelder Allee umgesetzt worden ist. Heute ist dort, wo einst gepflegte Anlagen Gutshof und die spätere Villa des Sabersky-Schwiegersohns Paul Mamroth umgeben haben sollen, nur noch Wald.

Der Hofgärtner hatte seinen Plan 1880 in einer Fachzeitschrift veröffentlicht. Dafür, dass er jemals realisiert worden ist, gebe es Erben-Vertreter Florian Lewens zufolge jedoch keinen historischen Beweis. Er will, dass das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege dem Park daher seinen Status wieder aberkennt. Dieses sah dafür bislang aber keinen Grund. Im Auftrag der Sabersky-Erben ließ Florian Lewens vor zwei Jahren ein umfassendes Gutachten erstellen, das seine Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Eintragung des Parks in die Landesdenkmalliste nährte. Darauf aufbauend bereite er derzeit eine Dokumentation und Klage vor, sagte er den PNN.

Köhn berief sich seinerzeit auf ein von amerikanischen Streitkräften aufgenommenes Luftbild aus dem Jahre 1945, das seinen Angaben zufolge aus dem Landesvermessungsamt Potsdam stammt. Das Foto lasse zwischen den abgelichteten Baumkronen ein Wegesystem erkennen, welches seiner Ansicht nach dem Nietnerschen Vorbild nachempfunden sein könnte, sich aber tatsächlich nicht mit dem ursprünglichen Plan deckt. „Mit seinen Zirkeln und dem Kreis in der Mitte ähnelt es aber seinem System“, erklärte Wolfgang Köhn. Sollte der Garten jemals dort bestanden haben, muss er in jedem Fall später noch einmal überformt worden und an den Bau der Villa Mamroth, die 1904 entstand, angepasst worden sein.

Die Villa war für die Tochter Max Saberskys, Else, und ihren Mann Paul Mamroth errichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg war sie allerdings zerstört worden. Die Fundamente der Villa sind auch heute noch auffindbar. Köhn zufolge könnte sie jederzeit wiedererrichtet werden.

Der frühere Grünen-Politiker will, dass die bewaldete Fläche nicht nur für frische Luft in Teltow-Seehof sorgt, sondern auch ihren Erholungscharakter zurückerhält. Dafür müsste die Stadt Teltow die Fläche allerdings erwerben. Erben-Vertreter Lewens zufolge bestünde diese Möglichkeit. Die Stadt lehnt einen Kauf derzeit aber ab (PNN berichteten). Den Erben sei weiter daran gelegen, die zum Gutshof gehörigen Grundstücke zu verkaufen, teilweise zu bebauen, betonte Lewens. Es sei nicht in ihrem Interesse, eine teuer zu unterhaltende Grünfläche für die Öffentlichkeit vorzuhalten, erklärte er. Aus diesem Grund hatte die Erbengemeinschaft vor einigen Jahren den Zugang zu ihrem privaten Gelände untersagt. Seitdem darf das Waldstück von den Teltowern zwar umrundet, jedoch nicht mehr betreten werden. Solveig Schuster

Zur Startseite