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Neues Wohnquartier an der Teltowwerft: Wohnen am Wasser

Die Teltowwerft soll zu einem autofreien Quartier mit rund 160 Wohnungen und einem Hafenbecken werden. Eine Konkurrenz für die Marina soll der Bau aber nicht werden.

Teltow - Berlin hat, wovon Teltow noch träumt: Unweit der Marina-Baustelle, im ehemaligen Bauhafen der Teltowwerft, liegt bereits ein Schiff vor Anker. Lars Neubauer, Niederlassungsleiter der Investa Projektentwicklungs- und Verwaltungs GmbH, steht am Fuße des Bootes und erklärt: „In der Kajüte hätte ich gern unser Verkaufsbüro.“

Nur einen Steinwurf vom Kleinmachnower Seniorenstift Augustinum entfernt, hinter Schul- und Kleingärten, soll auf historischem Areal ein neues Wohnquartier entstehen. Vor zwei Jahren hat das in München ansässige Immobilienunternehmen Investa Real Estate das 2,5 Hektar große Werftgelände am Teltowkanal gekauft, um die Industriebrache zu einem nach eigenen Angaben „architektonisch anspruchsvollen Quartier für Wohnen, Leben und Arbeiten zu entwickeln“. Nachdem schon einige Projektentwickler zuvor ähnliche Pläne für das Areal am Teltowkanal verfolgten, aber wieder verwarfen, sind jene der Münchner inzwischen sehr konkret. Auch hätten die Fraktionen der Steglitz-Zehlendorfer Bezirksverordnetenversammlung, denen die Pläne im vergangenen Jahr vorgestellt worden waren, Zustimmung signalisiert.

160 Wohnungen direkt am Wasser

Rund 160 Wohnungen sollen demnach auf dem historischen Werftgelände entstehen. Teils werden sie in den vorhandenen denkmalgeschützten Bauten der Werft errichtet, teils neu gebaut. Das Verwaltungsgebäude am Eingang des Werftgeländes in der Senftlebenstraße 60 wird zum Sozialwohnungsbau umfunktioniert. Insgesamt sollen nach Angaben des Eigentümers vor Ort rund 25 Prozent der geplanten Wohneinheiten nach dem Berliner Modell entstehen. In den Mittelgangbau an der Eingangspforte werden Treppenhäuser integriert, auch bekommt das Haus ein neues, dem historischen Vorbild nachempfundenes Dach. „Im hinteren Gebäudeteil wird die Zufahrt zur Tiefgarage integriert“, erläutert Andrea Meyer, kaufmännische Projektleiterin bei der Investa. Rund 150 Stellplätze sollen unter der Erde geschaffen werden.

Das Wohngebiet selbst sei als autofreies Quartier geplant. Ein Grund, warum auch das benachbarte Kleinmachnow den Plänen positiv gegenübersteht. „Da es keine Straßenanbindung gibt, befürchten wir auch keine zusätzliche Verkehrsbelastung“, so Gemeindesprecherin Martina Bellack. Auch sei die Kommune intensiv in die Planungen einbezogen worden, erklärte sie.

Auf der gegenüberliegenden Seite werden Boote zu Wasser gelassen

In Sichtweite zum Augustinum werden in mehrgeschossigen Townhäusern Eigentumswohnungen mit einer Größe von 50 bis 250 Quadratmetern entstehen. Amehemaligen Bauhafen, einem rund 3600 Quadratmeter großen Wasserbecken, wird der Bezug zur Werft durch Kontorhäuser geschaffen, die wasserseits komplett verglast sind, erklärt Investa-Niederlassungsleiter Lars Neubauer. Auf der anderen Uferseite sollen hinter einem zu schützenden Biotop und der früheren Slipwiese, von der Boote zu Wasser gelassen werden können, sogenannte Sliphäuser entstehen. Die noch vorhandenen Slipwagen, mit denen früher die Schiffe aus dem Wasser gezogen wurden, werden hergerichtet und sollen später als Aufenthaltsplattformen am Wasser dienen.

Auch andere historische Elemente, die an die frühere Werft erinnern, sollen sich auf dem Gelände wiederfinden, erklärt Neubauer. Das zur Slipanlage gehörende Windenhaus wird saniert und bleibt als Museum erhalten, daneben soll es Infotafeln geben, alte Gleise und Weichenstücke werden auf dem Areal als Zeitzeugen eingebracht. Auch eine alte Dachkonstruktion werde auf dem Gelände installiert. „In der Werft war das erste Schiff im Lichtbogenschweißverfahren gebaut worden“, erläutert Neubauer. „Zur Übung war das Verfahren bereits an der Dachkonstruktion erprobt worden“, erzählt er. Das Leben in dem Quartier soll sich vor allem auch im Zentrum, am und im alten Lokschuppen, abspielen, der restauriert und als Gewerbehof hergerichtet wird. In dem denkmalgeschützten Bau werden etwa acht bis zwöf Lofts für Büros und Ateliers mit insgesamt rund 2200 Quadratmetern Nutzfläche entstehen, so Andrea Meyer.

„Der Schwerpunkt liegt auf dem Wohnen, nicht auf dem Bootfahren“

Auf Teltower Terrain, wo seit gut drei Jahren eine Marina mit 39 Bootsliegeplätzen gebaut wird, verfolgt man die Planungen auf dem 1906 entstandenen Werftgelände mit gemischten Gefühlen, vor allem wegen des integrierten Bauhafens. Eine Konkurrenz zur Teltower Marina werde das Becken aber nicht. Schon im Bebauungsplan wurde dem Becken wegen der mit zwei Stunden relativ großen Entfernung zu attraktiven Segelgewässern, der zu überwindenden Schleuse und Berufsschifffahrt auf dem Kanal anders als auf Teltower Seite keine strategische Schlüsselfunktion als Marina beigemessen. Und auch für die Investoren spiele das Wasser nur eine untergeordnete Rolle. „Der Schwerpunkt liegt auf dem Wohnen, nicht auf dem Bootfahren“, erklärt Lars Neubauer. Zwar werde es einige wenige Stege und Anlegeplätze sowie ein Bootshaus für Kanus und kleinere Boote geben, eine gewerbliche Nutzung sei jedoch ausgeschlossen, sagte er. Zudem sei durch das zu erhaltene Biotop vor den Sliphäusern und einer teils zu geringen Wassertiefe auch nur das halbe Becken nutzbar.

Noch in diesem Jahr wollen die Investoren mit der Schadstoffsanierung auf dem Gelände beginnen. Unter anderem müsse unterhalb der Slipwiese der Boden ausgehoben werden, das denkmalgeschützte Trafohäuschen wegen Ölen und Schmierstoffen abgerissen und neu aufgebaut werden, sagt der Niederlassungsleiter. Neubauer rechnet damit, dass das derzeit laufende Bebauungsplanverfahren zu Beginn des kommenden Jahres abgeschlossen werden kann. Im Sommer 2019 werde die Investa Real Estate dann mit dem Bau des Quartiers beginnen. Läuft alles nach Plan, werde es in drei Jahren bezugsfertig sein.

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