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Aufgepasst. In Kleinmachnows Mitte, auf der Förster-Funke-Allee, müssen sich Schüler, Senioren, Radler, Pendler, Autofahrer und Busfahrer den engen Straßenraum teilen. Auch an vielen anderen Stellen in Kleinmachnow ist der zunehmende Verkehr zum Problem geworden.

© Andreas Klaer

Neues Konzept soll Verkehr verbessern: Voll, voller, Kleinmachnow

Seit Jahren klagt die Gemeinde über zu viel Verkehr - und tut sich schwer damit, das Problem in den Griff zu bekommen. Ein neues Konzept für einen großen Rundumschlag soll Abhilfe schaffen und den Verkehr in Kleinmachnow verbessern. Was können Bürger vom angekündigten Großprojekt erwarten?

Von Eva Schmid

Kleinmachnow - Es ist eng und wird immer enger. Bis zu 10 000 Fahrzeuge fahren pro Tag im westlichen Abschnitt der Förster-Funke-Allee. Die Straße, eine der Hauptverkehrsachsen, führt an Kleinmachnows Mitte, dem Rathausmarkt, vorbei. Hier treffen Radfahrer, Fußgänger, Autos und Busse aufeinander. Es ist oft unübersichtlich, wenig verkehrssicher – trotz Tempo 30. Es ist ein altes Problem.

Seit Jahren versucht die Gemeinde Kleinmachnow, dem steigenden Verkehr auf ihren Straßen Herr zu werden, seit 2004 will die Verwaltung ein Verkehrskonzept erarbeiten. Bisher ohne Erfolg. Das soll sich nun ändern. Jetzt wird der große Wurf geplant, ein Rundumschlag. Wenn schon ein Verkehrskonzept, dann aber richtig. Alle Verkehrsteilnehmer sollten bei der Gestaltung von Straßenräumen miteinbezogen und unter einen Hut gebracht werden, erklärt Gemeindesprecherin Martina Bellack. Ein hehres Ziel. Es wird kompliziert, räumt Bellack ein, gerade weil es beim Thema Verkehr so viele Interessenskonflikte gebe.

Ein Konzept für den Verkehr in Kleinmachnow, das möglichst alle Wünsche berücksichtigen soll

Bis Ende des Jahres soll ein integriertes Verkehrskonzept stehen, das unter anderem den Masterplan Fahrrad, die Schulwegsicherung, die Ergebnisse der Lärmkartierung, das Thema Barrierefreiheit sowie die aktuellen Zahlen zur Verkehrserhebung mitberücksichtigt. Auch Anregungen von Bürgern aus dem Online-Hinweisportal Maerker sollen in das Dokument miteingearbeitet werden. Geplant ist eine große Bestandsaufnahme.

Die Verwaltung will neben Fachexperten auch die Kleinmachnower zu Wort kommen lassen und das Verfahren transparent gestalten, so wird es jedenfalls versprochen. Wie das Thema die Bürger bewegt, wird laut Gemeindesprecherin Bellack auf dem Beschwerdeportal Maerker deutlich: „Mehr Halteverbote an Hauptverkehrsstraßen, auch der Gehwegausbau wird vielfach gefordert, um Barrierefreiheit zu schaffen.“ Weitere Anliegen betreffen laut Bellack die Busverbindungen, den S- und Regionalbahn-Anschluss sowie Lärmschutzmaßnahmen entlang der Autobahn.

Anwohner wollen weniger Schwerlastverkehr im Meiereifeld

Die Arbeit soll laut dem Antrag der Verwaltung in vier Phasen aufgeteilt werden: Im ersten Schritt geht es um die Analyse der Problembereiche. Dazu zählen neben der Förster-Funke-Allee zum Beispiel die schwierige Parksituation an vielen Stellen im Ort, aber auch der Wunsch der Anwohner nach weniger Schwerlastverkehr im Meiereifeld. In einem zweiten Schritt soll über erste Lösungen nachgedacht werden. Danach geht es um die Kosten. Am Ende wird alles zusammengefasst, auf Papier gebracht und dem Gemeindeparlament präsentiert. Geben sie grünes Licht, könnten die Maßnahmen in den kommenden Jahren schrittweise umgesetzt werden. So die Theorie.

Dass nach Jahren nun Bewegung in das Projekt Verkehrskonzept kommt, wird von den Parteien Kleinmachnows begrüßt. „Es ist wichtig, dass alles zusammengenommen betrachtet wird, und dass das jetzt nicht halbherzig geschieht“, sagt Markus Hurnik, der für die CDU im Verkehrsausschuss sitzt. Jedoch müssten die künftigen großen Bauvorhaben, unter anderem der Neubau von rund 270 Wohnungen am Stahnsdorfer Damm sowie das barrierefreie Wohnprojekt an der Förster-Funke-Allee mitbeachtet werden. „Auch was in die leerstehende Innova-Filiale am Rathausmarkt kommen wird, muss mit Blick auf den zukünftigen Verkehr beachtet werden.“ Der Elektronik- und Küchenfachmarkt hat wie berichtet 2016 geschlossen.

„Ich bin skeptisch, dass das mit einem großen Wurf zu lösen ist“ 

Auch Henry Liebrenz, der für die Grünen im Verkehrsausschuss sitzt, begrüßt den neuen Anlauf. „Die Idee ist grundsätzlich nicht schlecht.“ Er bezweifelt aber, dass allein ein Verkehrsplaner im Rathaus ein derart umfassendes Konzept innerhalb eines Jahres erarbeiten kann. Dass Bürgermeister Michael Grubert (SPD) sich auf eine Zeitschiene festlegt, freut ihn. So hätten die Gemeindevertreter die Möglichkeit, den Stand der Umsetzung zu kontrollieren. Seine Fraktionskollegin Barbara Sahlmann indes fühlt sich an den Masterplan Fahrrad erinnert. „Der ist seit 2013 fertig und in der Schublade verschwunden“, kritisiert sie. Die Verwaltung komme von sich aus selten auf die Idee, Punkte des Planes umzusetzen.

Wenig optimistisch ist auch der Vorsitzende der Fraktion Linke/Piraten, Klaus-Jürgen Warnick. Für ihn gleicht die Aufgabe einer Quadratur des Kreises. Beim Thema Verkehr gebe es viele widerstreitende Interessen. Es habe seinen Grund, dass bisher noch kein Verkehrskonzept vorliege. Das Grundproblem der Gemeinde seien zu viele Fahrzeuge auf zu wenig Raum. „Ich bin skeptisch, dass das mit einem großen Wurf zu lösen ist.“ Für den Verkehrsexperten der Lokalen Agenda 21, Peter Sahlmann, kommt das neue Konzept zu spät. Schon beim Bau der Biocompany oder des Pflegeheimes SenVital in der Förster-Funke-Allee wurde angemahnt, dass die Verkehrsplanung nicht hinterherhinken dürfe.

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