zum Hauptinhalt
Mehr Platz. Das Biomedizintechnikum III am Forschungsstandort Teltow-Seehof soll im Sommer eröffnet werden. Nun ist als Nachfolgeinvestition für sechs Millionen Euro ein Gründerzentrum geplant.

© Johanna Bergmann

Potsdam-Mittelmark: Neues Gründerzentrum in Teltow-Seehof

Landkreis will Jungunternehmern Labore zur Miete bereitstellen. Investition von sechs Millionen Euro

Von Eva Schmid

Teltow – Der Ausbau in Teltow-Seehof geht in die nächste Runde. Wird im Frühsommer das sogenannte Biomedizintechnikum III am Institut für Biomaterialforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthach eröffnet, steht bereits das nächste Großprojekt auf dem Forschungscampus an: der Bau eines Gründer- und Technologiezentrums. Darin soll Platz für Ausgründungen aus dem Institut für Biomaterialforschung des Helmholtz-Zentrums geschaffen werden. Das kündigte jüngst der Geschäftsführer des Teltower Technologiezentrums, Ulrich Dietzsch, am Rande der Feier zum 25-jährigen Bestehen seines Hauses in der Potsdamer Straße an. Mit dem rund sechs Millionen Euro teuren Neubau, der im Frühjahr kommenden Jahres gebaut werden soll, bekommt Teltow ein Gründerzentrum, wie es Potsdam mit dem „Go:In“ am Wissenschaftscampus Golm bereits hat.

„Der Antrag auf Förderung liegt beim Land, wir warten auf den Zuwendungsbescheid der ILB“, so Dietzsch. Mit bis zu 3,5 Millionen Euro könnte sich die Investitionsbank des Landes (ILB) an dem Projekt beteiligen. Den Rest müssen die kreiseigene Gesellschaft, die Technologiezentrum Teltow GmbH und der Kreis stemmen. Der hat bereits das Grundstück gekauft, auch Baurecht bestehe schon, sagte Landrat Wolfgang Blasig (SPD) auf der Jubiläumsfeier in Teltow.

Zum Verständnis: Technologie- und Gründerzentren sind meist in öffentlicher Hand, die Miete für die Jungunternehmer wird gefördert. Bis zu acht Jahre können Gründer von günstigen Mietkonditionen und modernsten Labor- und Büroräumen profitieren, dann sollten sie sich auf dem Markt etabliert haben.

Dass die Nachfrage besonders nach Miet-Laboren in der Region groß ist, kann Dietzsch bestätigen. Neben dem Angebot am Wissenschaftsstandort in Golm, das vor rund neun Jahren für Ausgründungen aus der Potsdamer Universität sowie den Max-Planck- und Fraunhofer-Instituten konzipiert wurde, gebe es in der Region fast nichts. Mit dem Golmer „Go:In“ sollte verhindert werden, dass Forscher, die sich mit ihrem Know-how und ihren Ideen selbständig machen wollten, abwanderten. Das hat offensichtlich auch funktioniert: Vier Jahre nach Eröffnung war das Potsdamer Gründerzentrum voll, sagt Dietzsch, der bis Anfang des Jahres als einer der Geschäftsführer die Geschicke des „Go:In“ mitbestimmte. Das sei beachtlich gewesen. Heute seien noch 90 Prozent der Flächen belegt. „Immer wieder bekomme ich Anfragen, ob wir auch in Teltow Labore vermieten.“ In der Region könne man aber Forschern dahingehend nichts anbieten. Im Teltower Technologiezentrum in der Potsdamer Straße stehen lediglich Büroräume zur Verfügung, maximal eine kleine Produktion könne man in dem Haus mit seinen derzeit 25 Firmen, vorwiegend aus der Elektronik- und Informatikbranche, ansiedeln, sagt Dietzsch. Würden Gründer in der Region nichts finden, „gehen sie über die Landesgrenze nach Berlin“. Doch das laufe der Wirtschaftsförderung entgegen. „In Berlin sieht der Markt zwar nicht unbedingt besser aus, aber es ergibt sich dort immer mal wieder etwas im Gegensatz zu Brandenburg.“

Auf 2000 Quadratmetern will der Kreis als Träger des neuen Gründerzentrums modernste Labore bauen. Das neue Gebäude soll dort entstehen, wo einst das Fraunhofer-Institut saß, bevor es mit einem Großteil seiner Abteilungen nach Golm gezogen ist. Das gesamte Grundstück umfasst 4000 Quadratmeter, nach langem Rechtsstreit aufgrund von Rückübertragungsansprüchen gehört es nun dem Kreis.

Die Idee zu dem Vorhaben hatte vor acht Jahren der Leiter des Instituts für Biomaterialforschung, Andreas Lendlein. Während er den Campus des Helmholtz-Zentrums in Teltow-Seehof über die Jahre immer weiter ausbauen lässt – der dritte Neubau für 10,8 Millionen Euro wird in wenigen Monaten fertig, der zweite Ausbau entstand vor fünf Jahren, das Helmholz-Zentrum hat sich kurz nach der Wende in Teltow-Seehof angesiedelt – wollte Lendlein seine bald knapp 200 Mitarbeiter am Standort halten. Unternehmen, die basierend auf den Forschungsergebnissen des Helmholtz-Zentrums, Medizinprodukte erstellen wollen, würden von der Nähe zu den Wissenschaftlern profitieren. Eine enge Abstimmung in der Entwicklungsphase sei für den Erfolg des Produktes äußerst wichtig, heißt es aus Kreisen der Institutsleitung.

Das Institut für Biomaterialforschung, das vor allem Grundlagenforschung betreibt, will nach der Fertigstellung des dritten Anbaus – dem Biomedizintechnikum III, das auf rund 3000 Quadratmetern 84 neuen Mitarbeitern modernste Chemie-, Physik und Biologielabore bietet – weiter expandieren. Weitere Flächen sollen angekauft werden, auch über den Bau einer Kita für die Kinder der Wissenschaftler wird bereits nachgedacht.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false