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Von Potsdam nach Werder. Die Linie 631 ist das Herzstück des Powerbus-Konzepts, das seit Januar 2017 den Öffentlichen Personennahverkehr in Werder (Havel) prägt. Die Bilanz nach dem ersten Jahr kann sich sehen lassen.

© Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark: Neue Power im Nahverkehr

Vor einem Jahr führte Werder (Havel) das Powerbus-Konzept ein. Die Bilanz zeigt eine Erfolgsgeschichte – doch es gibt noch mehr Potenzial

Werder (Havel) - Der Powerbus ist angekommen. Anfang des Jahres wurde das neue ÖPNV-Konzept für Werder (Havel) eingeführt – samt neuen Bussen mit Blütendesign und Altstadt-Silhouette. Hans- Jürgen Hennig, Geschäftsführer der Regiobus Potsdam Mittelmark GmbH, zog am Freitag im Werderaner Rathaus eine erste Bilanz nach einem Jahr Powerbus – und die fällt gut aus.

Die Analyse der Einnahmen aus dem Fahrkartenverkauf sowie einer Fahrgastzählung ergaben für den Stichtag 31. Oktober eine Steigerung von fast 30 Prozent. Zwar sei die Erhebungssystematik für die Vorjahre nicht genau gleich gewesen, gab Hennig zu, trotzdem zeigten die Zahlen eine „hervorragende Entwicklung“, wie der Regiobus-Chef sagte.

Beim Start der Powerbus-Linien hatte die Transportgesellschaft Powerbus auf fünf bis zehn Prozent Zuwachs bei den Fahrgästen gehofft. Das entspricht in etwa dem Wachstum bei den restlichen Buslinien. Zum Vergleich: In Brandenburg und im Bund liegt das Wachstum der Fahrgastzahlen im unteren einstelligen Bereich.

Das Powerbus-Konzept, kurz für Potsdam-Werder-Bus, startete im Januar 2017. Es beinhaltet unter anderem einen höheren Bustakt zwischen Werder und Potsdam sowie direkte Verbindungen nach Caputh, Ferch und Töplitz.

Glücklich zeigte sich Hennig auch über die Ergebnisse der Fahrgastbefragung, die kürzlich durchgeführt wurde. Demnach zeigten sich 92 Prozent der befragten Powerbus-Fahrer zufrieden oder sogar sehr zufrieden mit dem Angebot. Einige Bereiche des Powerbus-Netzes stechen bei der Bilanz besonders heraus. So gaben mehr als 40 Prozent der Fahrgäste an, den Bus als Verbindung zum Regionalexpress 1 am Werderaner Bahnhof zu nutzen. Hier stieg die Zahl der Ein- und Aussteiger laut Hennig um 62 Prozent.

Zum Bahnhof in Werder fährt auch die Linie 631, Herzstück des Powerbus-Konzepts. Seit Januar fahren die Busse mit neuer Streckenführung und höherem Takt zum Hauptbahnhof Potsdam. Hier zählte das von Regiobus beauftrage Planungsbüro Spreeplan 5830 Fahrgäste an einem Tag. Vorher waren es 3890 Fahrgästen. Weitere Wachstumsschwerpunkte liegen in Glindow, Bliesendorf und den Havelauen. Werders Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) sagte am Freitag, die Statistik zeige, dass „die Werderaner bereit sind, den ÖPNV anzunehmen, wenn das Angebot passt“. Die Stadt werde weiter daran arbeiten, die „Fluten von Autos“ von den Straßen zu bekommen.

Vizebürgermeister Christian Große verdeutlichte diese Absichtserklärung anhand von Zahlen aus dem am Donnerstag in die Stadtverordnetenversammlung eingebrachten Entwurf für den Doppelhaushalt 2018/2019. Demnach will die Stadt im kommenden Jahr noch einmal 270 000 Euro und im Jahr darauf 54 000 Euro in den Ausbau der Bushaltestellen investieren. Notwendig wird das unter anderem dadurch, dass aufgrund der steigenden Fahrgastzahlen auf einigen Strecken größere Busse eingesetzt werden sollen. Außerdem sollen noch mehr Bushaltestellen mit Echtzeitanzeigen versehen werden. Auf den elektronischen Anzeigen wird die Zeit bis zur Ankunft der nächsten Busse minutengenau heruntergezählt. Zwölf Haltestellen in Werder sind bereits so ausgerüstet. Sechs weitere sollen 2018 hinzukommen.

Der jährliche Zuschuss der Gemeinde Werder zum Powerbus beträgt 200 000 Euro. Der Landkreis Potsdam-Mittelmark gibt 400 000 Euro. Laut Regiobus-Chef Hennig hat der Powerbus im vergangenen Jahr etwa 140 000 Euro Mehreinnahmen erwirtschaftet.

Debra Reußner, Fachbereichleiterin Verkehr im Landratsamt, sieht das vergangene Jahr als Bestätigung für das Powerbus-Konzept. Allerdings handele es sich bei dem Liniennetz um ein „lebendes Gebilde“. So dürfte etwa der im Bau befindliche Schulcampus in Glindow zu Veränderungen im Liniennetz führen.

Bei allem Erfolg des Powerbus-Konzepts waren sich beim Pressegespräch in Werder am Freitag alle einig: Es könnte noch erfolgreicher sein. Das liegt vor allem an der schlechten Anbindung des neuen Stadtgebietes Havelauen an den Rest Werders. Weil nach wie vor ein Tunnel unter den Bahngleisen fehlt, stehen Busse wie Autos jeden Tag vor verschlossenen Schranken. Wenn der RE 1 ab Dezember 2018 dreimal pro Stunde fährt, wird dieses Problem noch schlimmer, erklärte Große. Ein weiteres Problem ist die Parkplatzsituation am Werderaner Hauptbahnhof. Hier sucht die Stadt gerade nach einem geeigneten Grundstück für ein weiteres Parkhaus. Doch auch eine Verbesserung beim Schienenverkehr in Nachbarkommunen wie Groß Kreutz würde Werder entlasten: Viele der Anwohner fahren mit dem Auto nach Werder und steigen dort in die Bahn um.

Martin Anton

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