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Rot oder grün? Investoren wollen rund um den im Bau befindlichen Teltower Hafen größere Flächen entwickeln. Nun muss die Stadt entscheiden, ob sie dies auch möchte.

© Sebastian Gabsch

Potsdam-Mittelmark: Neue Pläne für Teltows Hafenareal

Investoren des Marina-Quartiers wollen ihre Fläche vergrößern und auch Baurecht für Kanalaue schaffen

Teltow – Am Teltower Hafen, so er denn fertiggestellt wird, sollte es sozial zu gehen: Behinderte Menschen sollten dort in einer Werkstatt Boote bauen, die Stadt Teltow wollte kommunale Wohnungen am Wasser bauen und vermieten. Partner der Stadt für die Vorhaben rund um das Prestigeprojekt Hafen, das mit immer neuen Kostensteigerungen aufwartet, waren das Evangelische Diakonissenhaus und die Klösters Baustoffwerke.

Doch jetzt, zweieinhalb Jahre nach dem ersten Spatenstich für den Hafen, sind die Pläne ad acta gelegt und es gibt neue: Die Investoren des Marina-Quartiers haben die östlich der Marina gelegene Fläche in ihr städtebauliches Konzept einbezogen und wollen sich dort um Baurecht bemühen, sagt Klösters-Geschäftsführer Elmar Prost. Nach Angaben von Christoph Schwebel von der Patzschke Schwebel Planungsgesellschaft, die im Auftrag einer Berliner Investorengruppe die zugehörigen Pläne entworfen hat, könnten zwischen Marina und Badstraße statt der bislang geplanten Mehrgeschosser locker angeordnete Reihenhäuser entstehen. Diese sollen den ortstypischen Charakter der Altstadt aufnehmen und das Areal optisch besser mit ihr verbinden.

Der Architekturprofessor hatte bereits vor eineinhalb Jahren in Teltow mit seinen Plänen für das Marina-Quartier für Furore gesorgt, mit dem er „die Altstadt ans Wasser und das Wasser zur Altstadt“ bringen will. Danach sollen gegenüber der Marina an einem Stichkanal und Weiher Maisonette- und Eigentumswohnungen in Townhäusern entstehen. Das Hafenbecken soll dazu unter der heute das Areal trennenden Straße hindurch verlängert werden, das Wasser so bis in die Altstadt führen. Ein Teil der Häuser soll zudem wie Hobbithöhlen in eine Lärmschutzwand an der vielbefahrenen Umgehungsstraße implantiert werden. Insgesamt sind 200 bis 250 neue Wohnungen geplant (PNN berichteten).

Die Teltower Stadtverordneten fassten dazu im Oktober 2015 einen Grundsatzbeschluss, dann wurde es still um die Pläne. Begraben sind sie aber nicht, erklärte der Entwickler des Areals. Mit den verschiedenen Eigentümern würden Gespräche geführt, die konstruktiv und mit großer Sympathie für die geplante Bebauung am Wasser verliefen, sagt Schwebel. Parallel zum Bau des Hafens werde der Bebauungsplan weiter entwickelt und das Genehmigungsverfahren eingeleitet. Um keine Fördermittel zu verlieren, werde die Marina trotzdem weiter gebaut wie geplant, erklärt der Architekt. Auch würden zuerst die Häuser gebaut und dann das Wasser zu ihnen gebracht. In etwa fünf Jahren, so schätzt Schwebel, könnte das Quartier fertig sein.

Das rund 8000 Quadratmeter große und bereits mit Wohnbauten beplante Areal neben der Marina hatten die Investoren zunächst nicht vordergründig mit im Plan, aber durchaus im Blick. Klösters könne sich die neuen Wohnbauten auf seinem Grundstück vorstellen, erklärte der Geschäftsführer des Unternehmens, Elmar Prost. „Nun muss die Stadt entscheiden, was sie möchte“, sagte er.

Klösters selbst hatte den Stadtverordneten kurz vor Baubeginn des Hafens erste Vorstellungen für einen „barrierefreien Wohnpark an der Kanalaue“ präsentiert. Die Ideen waren auf Basis eines Eckpunktepapiers entstanden, das zuvor in einem eigens zur Entwicklung der Kanalaue gegründeten Beirat erarbeitet worden war. Danach sollten auf dem Areal sechs Wohnwürfel mit bis zu sieben Geschossen und bedarfsgerechten kleinen Wohnungen entstehen, generalvermietet von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft, so Prost.

Der neue Plan bedeute aber nicht, dass die Stadt auf die Geschosswohnbauten verzichten müsse, meint er. Klösters verfügt noch über weitere Flächen am Kanal. Neben einem rund 6000 Quadratmeter großen, zurzeit ungenutzten Grundstück westlich der Marina gehört dem Unternehmen auch noch das dahinterliegende Betonwerk. Dies sei zwar noch verpachtet, müsse aber nach Ansicht des Eigentümers nicht dauerhaft erhalten werden. Aufgeben könne Klösters das Werk aber erst, wenn eine neue Nutzung steht, so Prost. Er sei bereit, darüber mit der Stadt zu sprechen.

Die sucht nun zunächst neben einem Investor für das Restaurant auch weiterhin einem Betreiber für den Hafen mit Platz für 39 Boote, das Kernstück des urbanen Wohnquartiers. Nachdem sich das Evangelische Diakonissenhaus wegen veränderter Wettbewerbsbedingungen schon früh entschlossen habe, nicht wie ursprünglich geplant mit der Behindertenwerkstatt dort Boote zu bauen, sei im Frühjahr 2015 die Entscheidung gefallen, sich auch nicht weiter am Ausschreibungsverfahren zu beteiligen, erklärte Alexander Schulz, Sprecher des Diakonissenhauses Berlin Teltow Lehnin. Dennoch könne sich die Diakonie weiter vorstellen, Dienstleistungen rund um den Hafen anzubieten, sagte er. Die Expertise der Behindertenwerkstatt reiche dabei von der Landschaftspflege über Mietwäscheservice bis zur Gebäudereinigung.

Nach Angaben der Stadtverwaltung würden derzeit Gespräche mit potenziellen Interessenten für den Betrieb des Hafens geführt. Auf dem Grundstück westlich der Marina, das die Stadt in Erbbaupacht von Klösters erworben hat, soll entsprechend des Bebauungsplanes maritimes Gewerbe entstehen. Da der künftige Betreiber aber frei entscheiden könne, wie er die Fläche nutzt, sei noch völlig offen, was dort entsteht. Bislang war neben der Bootswerft ein Winterlager für Boote im Gespräch.

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