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Ruhe vor dem Sturm. Von außen kaum sichtbar, rüsten sich die Kleinmachnower Kammerspiele für das bevorstehende 66.  Internationale Filmfest.

© Solveig Schuster

Neue Kammerspiele sind erstmals Spielort: Berlinale goes Kleinmachnow

Glamour in Kleinmachnow: Erstmals werden im Umland Berlinale-Filme gezeigt. Noch ist aber unklar, welche Beiträge in den Kammerspielen zu sehen sein werden.

Kleinmachnow - Berlinale goes Kiez: In drei Wochen wird in den Kleinmachnower Kammerspielen der rote Teppich ausgerollt. Erstmals in seiner Geschichte wird das Kleinmachnower Filmtheater zum Spielort für das renommierte Berliner Filmfest, das ab dem 11. Februar in seine mittlerweile 66. Auflage geht.

"Berlinale goes Kiez" in Kleinmachnow

Nach dem Thalia-Kino in Babelsberg, das drei Jahre lang als ausgewähltes Kiez-Kino Berlinale-Publikum ins Land zog, sind die Kammerspiele erst das zweite Brandenburger Kino überhaupt, das im Rahmen der seit 2010 bestehenden Sonderveranstaltung „Berlinale goes Kiez“ ausgewählte Berlinale-Filme außerhalb der Hauptstadt zeigen darf. Die Aufregung vor Ort ist entsprechend groß. „Es ist schon etwas ganz Besonderes“, sagt Kino-Leiterin Valeska Hanel.

Im November hatte die Berlinale-Projektleitung die Kammerspiele über ihre Wahl per Brief informiert. Nach einem Vor-Ort-Termin im Dezember sei die Entscheidung endgültig gefallen, so Hanel. Der hohe technische Standard, das zu erwartende Publikum und die Zuversicht, die gesamte Logistik stemmen zu können, habe die Fachleute überzeugt. Warum die Kleinmachnower Kammerspiele in den Blick der Berlinale-Organisatoren gefallen war, erklärt sich Kinoleiterin Hanel so. „Sie sind Kinokunst-Liebhaber wie wir, wir ziehen alle am selben Strang“. Zudem habe das Kino durch seine ausgebaute Programmvielfalt in den vergangenen Jahren an Bekanntheit gewonnen und auch das eigene Netzwerk ausgebaut. Erst vor drei Jahren hatte sich die Kleinmachnower Kulturgenossenschaft gegründet, um das Mitte der 1930er Jahre erbaute Traditionskino vor dem Aus zu retten. Mit Unterstützung der Gemeinde, die 400 000 Euro als Anschubfinanzierung beisteuerte, investierten die Verantwortlichen in den notwendigen Umbau. Ein neues Brandschutzkonzept wurde umgesetzt, das Kino mit einem neuen Digital- und Sound-System auf den neuesten technischen Stand gebracht. Auch die rund 300 denkmalgeschützten Kinosessel sind komplett aufgearbeitet und mit neuen Polstern versehen worden. Um dies zu ermöglichen, hatte die Genossenschaft Stuhlpatenschaften ins Leben gerufen. Fast alle Stühle sind inzwischen vergeben, freut sich Kino-Geschäftsführerin Carolin Huder.

Mehr als ein normales Programmkino

Inzwischen hat sich das Kino zu einem festen Kulturstandort entwickelt, dessen Repertoire weit über das normale Programmkino hinausreicht. Ob Jugendweihe, Ballett, Opern-Gesang oder seit neuestem auch offener Chortreff, mittlerweile haben die Kammerspiele ein buntes Potpourri zu bieten, das den Geschmack vieler Menschen in unterschiedlicher Weise trifft, sagt Ilona Nymoen, seit zwei Jahren neben Carolin Huder zweiter Vorstand des Kulturbetriebs. Im vergangenen Jahr kamen mehr als 32 000 Besucher in die Karl-Marx-Straße. Gäste in der Gastronomie und zu Veranstaltungen externer Partner, wie der Musikschule oder Musical Manufaktur, sind dabei nicht mitgezählt.

Trotz allem steht das Kino weiter unter Erfolgsdruck. Die Gemeinde knüpft weitere Zuschüsse an die Wirtschaftlichkeit. Danach sollen in diesem Jahr noch einmal 75 000 Euro in drei Raten in den Erhalt der Kammerspiele fließen. Große Sprünge ließen sich damit aber nicht machen, sagt Nyomen. Ein Kulturbetrieb könne unter heutigen Bedingungen kein sich selbst tragendes Haus sein und sei auf Förderungen angewiesen, ergänzt Valeska Hanel.

Ausgewählte Filme über die Kammerspiel-Leinwand

Der Berlinale-Zuschlag werde dem Kino noch einmal einen Schub verleihen, sind die Kino-Leiterinnen überzeugt. Neben sechs Berliner Programm-Kinos werden an einem Festivaltag zwischen dem 11. und 21. Februar zwei ausgewählte Filme über die Kammerspiel-Leinwand flimmern. Welche dies sein werden, ist bislang noch unklar, werde aber spätestens mit Veröffentlichung des Programms in der kommenden Woche bekannt gegeben. Der Kartenvorverkauf wird Hanel zufolge ab dem 8. Februar anlaufen. Die Kammerspiele werden ein eigenes Kartenkontingent erhalten, welches jedoch vorzugsweise an Kulturgenossen und weitere Unterstützer vergeben werden soll. Bis zu 350 Besucher finden im Kinosaal der Kammerspiele Platz. Ob auch Prominenz über den roten Teppich in Kleinmachnow laufen wird, ist offen. Die Kammerspiele werden sich aber für alle Eventualitäten rüsten, versprechen die Frauen.

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