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Die neue Hakeburg in Kleinmachnow ist einem schlechten Zustand.

© Sebastian Gabsch

Neue Hakeburg in Kleinmachnow: Noch tiefer in die Geschichte geblickt

Der Kleinmachnower Autor Hubert Faensen hat einen Band über die geheimnisumwobene Hakeburg geschrieben. Er schildert darin bisher unveröffentlichte Details.

Kleinmachnow – Gerade rechtzeitig zum 90. Geburtstag hat sich für den Kleinmachnower Hubert Faensen ein großer Wunsch erfüllt. Wenn er am 29. Dezember seinen Ehrentag begeht, wird mit dem Buch "Die neue Hakeburg" die Fortsetzung seines erstmals 2001 veröffentlichten Werkes über den Wilhelminischen Prachtbau auf dem Gabentisch liegen. Ermöglicht hat es der Heimat- und Kulturverein Kleinmachnow, der zuvor Spenden sammelte, um den Druck zu finanzieren. "Das Buch ist ein Geschenk für mich", erklärte der Autor.

Sein Interesse galt dem geheimnisumwobenen Adelssitz seit jeher

Erst im Ruhestand hatte der Professor für Kunstgeschichte und frühere Dekan der Berliner Humboldt-Universtität die Zeit gefunden, sich der zwischen 1906 und 1908 für Dietloff von Hake auf dem Seeberg errichteten und später an die Deutsche Reichspost verkauften Wohnresidenz widmen zu können. Sein Interesse galt dem geheimnisumwobenen Adelssitz aber von jeher. Faensen stieg hinab ins Bundesarchiv und brachte bislang unveröffentlichte Details über die Burg als auch die Ende der 1930er Jahre entstandenen Institutsgebäude der wenig zuvor gegründeten Reichspostforschungsanstalt ans Licht. Vor allem der zu seiner Zeit wegen seiner Neigung zum Luxus und der Vorliebe für jüngere Frauen nicht unumstrittene Reichspostminister Wilhelm Ohnesorge (1872-1962) erweckte seine Neugier. Ohnesorge hatte in den 1940er Jahren in der Hakeburg residiert und in unmittelbarer Nachbarschaft hermetisch abgeschirmt Forschungen für die deutsche Kriegsführung vorangetrieben – von der Hochfrequenztechnik über die Atomphysik bis hin zur Funkspionage.

In "Hightech für Hitler" schrieb der Kunsthistoriker seine Erkenntnisse erstmals in einem Buch nieder, nachdem er zuvor schon einige Ergebnisse seiner Arbeit in einer Broschüre der Bundeszentrale für politische Bildung veröffentlicht hatte.

Buch um neuere Geschichte ergänzt

Das Buch erschien 2001 in einer Auflage von 4000 Exemplaren im Berliner Christoph Links Verlag, war inzwischen aber vergriffen. Auch hatte sich die Geschichte der Burg und der Institutsgebäude nach 2001 fortgeschrieben. Die Neue Hakeburg, die nach der politischen Wende zunächst als Hotel- und Restaurant genutzt worden war, wurde 2006 an private Investoren verkauft. Sie planen wie berichtet den Umbau der denkmalgeschützten Burg zu einem Luxuswohnhaus sowie weitere Neubauvillen auf dem Areal. In die Institutsgebäude der Reichspostforschungsanstalt war zudem im Jahr zuvor die Berlin Brandenburg International School (BBIS) eingezogen und hatte dort einen riesigen Bildungscampus errichtet, vornehmlich für Diplomatenkinder. Unweit entstand auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei darüber hinaus eine Waldorfschule.

All das nahm Hubert Faensen nunmehr in das vor wenigen Wochen ebenfalls im Links-Verlag erschienene zweite Buch zur Burg auf. Der Kleinmachnower Heimatforscher und frühere Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins, Rudolf Mach, hat "die Lawine ins Rollen gebracht", erzählt Axel Mueller, heutiger Vorsitzender des Vereins. Auf Bestreben Machs, der seit etwa zwei Jahren Sonntags Besuchergruppen durch die Hakeburg führt, sammelte der Verein Spenden. Rund 2000 Euro seien zusammengekommen, die der Verein dem Verlag als Druckkostenzuschuss übergab. Er selbst habe Bilder von den neuen Schulgebäuden beigebracht, sagt Mueller. Auch die BBIS steuerte Geld und Aufnahmen bei.

Weniger Bilder zugunsten von mehr Text

Faensen ergänzte das Buch um die Ereignisse der vergangenen Jahre. Er habe es aber auch insgesamt überarbeitet, erklärt der in Nordböhmen geborene Kunsthistoriker, der seit 1956 in Kleinmachnow lebt. Er sei noch mehr in die Tiefe gegangen, sagte Faensen. So habe er sich noch stärker der NS-Zeit gewidmet, aber auch neue Details aus jener Zeit eingefügt, als Burg und Forschungsareal nach dem Zweiten Weltkrieg von der sowjetischen Militäradministration der gerade gegründeten SED übereignet worden waren. Unter anderem geht er dabei auf Tagebuchaufzeichnungen des späteren Volkskammer-Abgeordneten Victor Klemperer ein, der 1948 Gast einer Tagung des "Zentralen Hochschulausschusses" in der Parteihochschule und SED-Kaderschmiede war, erzählt er. Zugunsten seiner Recherchen enthalte die Neuauflage des 200 Seiten starken Buchs etwas weniger Abbildungen als zuletzt.

In der vergangenen Woche haben Verlag und Autor das Buch erstmals im Kleinmachnower Rathaussaal der Öffentlichkeit präsentiert. Faensen war erst am Mittag aus dem Krankenhaus entlassen worden, nahm aber dennoch teil. Auch jetzt verfolge er die Ereignisse weitestgehend aus dem Krankenbett. Er sei zufrieden, resümiert er. 

"Die Neue Hakeburg" - Wilhelminischer Prachtbau, Hitlers Forschungszentrum, SED-Kaderschmiede ist zum Preis von 30 Euro beim Ch. Links Verlag, im Büro des Heimat- und Kulturvereins, Hohe Kiefer 41, als auch im regulären Buchhandel erhältlich.

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