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So soll die neue Gesamtschule, die der Landkreis ab dem Frühjahr an der Mahlower Straße in Teltow bauen lässt, aussehen.

© Visualisierung: Numrich Albrecht Klumpp Gesellschaft von Architekten mbH

Neue Gesamtschule in Teltow: Stadtpolitiker befürchten Verkehrschaos

In Teltow entsteht für mehr als 40 Millionen Euro eine neue und moderne Gesamtschule. Doch richtig glücklich ist man nicht - wegen der Angst vor einem Verkehrschaos.

Von Eva Schmid

Teltow - Die neue Gesamtschule in Teltow soll keine Schule wie jede andere werden. Sondern eine, in der das Lernen der Zukunft geprobt werden kann. Der Landkreis Potsdam-Mittelmark investiert in den Neubau in der Mahlower Straße mehr als 40 Millionen Euro. Es soll ein modernes Haus werden mit modernen Inhalten. Kreatives und digitales Lernen sind versprochen.

Doch der Weg dorthin scheint den Landkreis und die Stadt zu entzweien. Zwar haben die Teltower Stadtverordneten im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens bereits im Dezember grünes Licht für das Projekt gegeben. Doch wirklich glücklich ist man in Teltow mit der Sache nicht. Denn es gibt Befürchtungen, dass die neue Schule zu einem Verkehrschaos auf der Mahlower Straße führen wird. 

Schon jetzt gehört die Landesstraße zu einer der meist befahrenen Straßen der Stadt. Die neue Schule soll in der Mahlower Straße an der Ecke Conrad-Blenkle-Straße nahe des Teltower S-Bahnhofs gebaut werden. Ein Verkehrsgutachten des Kreises prognostiziert ab dem geplanten Schulstart 2022/23 zusätzliche 140 Fahrzeuge im morgendlichen Berufsverkehr.

Das Gebäude wird sternförmig angeordnet sein.
Das Gebäude wird sternförmig angeordnet sein.

© Visualisierung: Numrich Albrecht Klumpp Gesellschaft von Architekten mbH

Hohe Belastung durch Staub und Lärm

„Die Belastung durch Staub, Lärm und Verkehrsdichte wird sich für die Anwohnerinnen, Anwohner und Verkehrsteilnehmenden drastisch erhöhen“, warnt die Grünen-Fraktionschefin Anna Emmendörfer. Sie zweifelt zudem die Datengrundlage des Verkehrsgutachtens an. Der Verkehr sei nur an einem einzigen Tag gezählt worden, „wobei die Ruhlsdorfer Straße zu dem Zeitpunkt der Zählung auch noch gesperrt war“.

Mit einem Verkehrschaos in den Stoßzeiten rechnet auch der FDP-Fraktionsvorsitzende Hans-Peter Goetz. Bereits jetzt staue sich der morgendliche Verkehr zwischen S- und Regionalbahnhof von Mahlow aus. Grund dafür seien die Busse, die auf der Fahrbahn Richtung Innenstadt nicht mehr überholt werden können, da die ehemaligen Busbuchten zurückgebaut wurden. „Auch ist der geplante Schulparkplatz aus meiner Sicht viel zu klein“, sagt Goetz. Die zweite kommunale Gesamtschule in der Region mit Platz für 900 Kinder und Jugendliche werde laut Goetz viele Schüler aus den umliegenden Kommunen nach Teltow führen, „und die kommen sicher nicht alle mit dem Fahrrad und dem Bus“.

In der der Einrichtung mit dem Schwerpunkt digitales und kreatives Lernen sollen 700 Schüler unterrichtet werden.
In der der Einrichtung mit dem Schwerpunkt digitales und kreatives Lernen sollen 700 Schüler unterrichtet werden.

© Visualisierung: Numrich Albrecht Klumpp Gesellschaft von Architekten mbH

Auch Ulrich Witzig (CDU), stellvertretender Vorsitzender Stadtverordnetenversammlung, spricht vom „Nadelöhr Mahlower Straße“. „Bei der Auslegung der Planungsunterlagen werden wir genau darauf schauen, wie die Verkehrsführung ist.“ Witzig und seine CDU-Fraktion hatten sich wie auch die Grünen und Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) einst für einen anderen Standort für die neue Schule ausgesprochen – und zwar an der Potsdamer Straße nahe der neuen Biomalzspange. Doch dort ist aus Sicht des Landkreises zu wenig Platz.

Kreisverwaltung sieht Lage entspannter

„Die Verkehrsproblematik ist der Stadt bewusst“, sagte Bürgermeister Schmidt gegenüber den PNN. „Wir gehen davon aus, dass der zusätzliche Verkehr auf der Mahlower Straße verträglich geregelt werden kann.“ Die ÖPNV-Anbindung der Schule mit Bus und S-Bahn sei gut, dennoch werde die Stadt die Entwicklung genau beobachten. „Nötigenfalls muss nachgesteuert werden“, meint Schmidt.

In der Kreisverwaltung sieht man die Lage deutlich entspannter: Mit einem Verkehrschaos werde nicht gerechnet, „dies entspricht auch nicht den Aussagen des Verkehrsgutachtens“, sagt Kreissprecher Kai-Uwe Schwinzert.

In Teltow werden unterdessen bereits eifrig Ideen gesammelt, wie ein „ Verkehrskollaps“ verhindert werden kann. So will Goetz, der auch Kreistagsabgeordneter ist, in der Sitzung des Kreisausschusses am 13. Februar einen Grundstückskauf ins Spiel bringen. 

Schließt die Jet-Tankstelle?

Wie es aus Kreisen der Stadtpolitik heißt, soll die Jet-Tankstelle in der Mahlower Straße schließen. Wann, ist derzeit unklar. „Wenn das Grundstück dann aber zum Verkauf steht, sollte der Landkreis schnell zugreifen, auch wenn das nochmal Geld kostet“, sagte Goetz. Das würde die Verkehrssituation deutlich entspannen, weil die Zu- und Ausfahrt der Schule durch das zusätzliche Grundstück breiter gebaut werden könne.

Goetz hofft auch darauf, dass die künftige Sporthalle der Schule von Vereinen aus der Region genutzt werden kann, was wiederum zu mehr Verkehr auch außerhalb der Schulzeit führen würde. SPD-Fraktionschefin Christine Hochmuth sowie Rolf Kasdorf (Freie Wähler/BIT/BFB) würden den Grundstückskauf durch den Landkreis begrüßen. Der Teltower Stadtverordnete Kasdorf empfiehlt zudem, das Verkehrsthema nicht ganz so schwarz zu sehen: „Wir sind in Teltow sowieso schon am Limit und müssen jetzt eben ein bisschen Fantasie entwickeln, wie man das dort löst.“ Er kann sich auch gut zwei Kreisverkehre in der Mahlower Straße vorstellen und eine Reduzierung auf Tempo 30.

Informatikerin Grace Hopper als Namenspatin

Grace Hopper.
Grace Hopper.

© United States Navy

Die US-amerikanische Digitalpionierin Grace Hopper soll Namensgeberin für die neue Teltower Gesamtschule sein. Das hat die Schulkonferenz im Oktober beschlossen, am 13. Februar wird der Kreisausschuss darüber abstimmen. Die 1992 mit 85 Jahren verstorbene Hopper studierte Mathematik und Physik und kämpfte dafür, dass Computerprogramme in einer verständlichen Sprache verfasst werden statt. Mit ihrer Hilfe entstanden Programmiersprachen. Hopper war auch für die US-Navy tätig, zuletzt mit dem Dienstgrad als Flottillenadmiral. Für die Streitkräfte löste sie verschiedene Computerprobleme. Als Schule mit Schwerpunkt digitales Lernen sei Hopper „eine mehr als würdige Namenspatin“, so der Schulträger.

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