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Potsdam-Mittelmark: Neue Front gegen Fluglärm in Sicht

Gemeinsam könnten Teltow und Blankenfelde mehr erreichen / Neuer Routenvorschlag von Experten

Von Tobias Reichelt

Potsdam-Mittelmark - Gegen den drohenden Fluglärm vom künftigen Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg-International kündigt sich eine neue Protestfront an. Künftig könnten Bürgerinitiativen und Kommunalvertreter der Region Teltow und der ebenfalls vom Fluglärm betroffenen Gemeinde Blankenfelde-Mahlow gemeinsam gegen die Flugrouten-Entwürfe der Deutschen Flugsicherung protestieren. Der Vorsitzende der Fluglärmkommission, Bernd Habermann, hat die Bürgermeister der Region Teltow jetzt zur „konstruktiven Mitarbeit“ eingeladen. Auch eine Blankenfelder Bürgerinitiative hat die Teltower Protestler zur Zusammenarbeit aufgerufen.

„Wir wollen alle gleiche Bedingungen, nämlich Ruhe“, sagte Fluglärmkommissionschef Habermann gestern den PNN. Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf seien eingeladen, gemeinsam an einer „solidarischen Entscheidung“ für neue Flugrouten zu arbeiten, sagte er.

Bereits seit sechs Jahren leitet der SPD-Politiker und frühere Bürgermeister von Blankenfelde die Fluglärmkommission. Wie berichtet, waren in dem Gremium Anfang September die neuen Flugrouten-Entwürfe der Deutschen Flugsicherung vorgestellt worden. Im Gegensatz zu allen bisherigen Plänen müssten Einwohner der Region Teltow demnach mit stärkerem Luftverkehr und entsprechender Lärmbelastung rechnen, Blankenfelder wären entlastet. Zuletzt hatten die neuen Routen genau deshalb auch für Anfeindungen zwischen den Protestlern verschiedener Orte gesorgt. Die einen waren halbwegs zufrieden, die anderen ganz und gar nicht.

„Wir hätten die Unterstützung der südlichen Berliner Bezirke und der Umlandgemeinden schon vor zehn Jahren gebraucht“, sagte Habermann jetzt. Damals hätten die Blankenfelder allein gegen den Flughafenstandort Schönefeld demonstriert. „Es gibt in Deutschland keine Gemeinde, die so sehr vom Fluglärm betroffen sein wird, wie Blankenfelde“ – mit dem möglichen Lärm über Teltow nicht zu vergleichen. Für alle gelte aber nun: „Man muss das Beste daraus machen.“

Am Montag hatte das Brandenburgische Verkehrsministerium angekündigt, die Region Teltow in die Fluglärmkommission aufzunehmen. Dort müsse man alternative Routen finden, sagte Habermann. Dafür fordere man von der Flugsicherung genaues Kartenmaterial, dass zeige, wie viele Menschen an welchem Ort mit welcher Lautstärke betroffen sind. Generell sollte es vermieden werden, bewohntes Gebiet zu überfliegen.

Einen Vorschlag, wie die Kommunen vom Fluglärm entlastet werden könnten, hat indes der Blankenfelder „Verein zur Förderung der Umweltverträglichkeit des Verkehrs“ (VUV) vom Luftfahrtexperten Berthold Fuld entwickeln lassen. Demnach müsste die Flughafengesellschaft darauf verzichten, beide Start- und Landebahnen mit voller Kapazität zu nutzen, sagte VUV-Sprecher Gerhard Kalinka den PNN. Wäre das der Fall, dann könnte die Nordbahn des Flughafens künftig als reine Landebahn genutzt werden, die Südbahn als reine Startbahn.

„Technisch und sicherheitstechnisch ist es möglich, die Flugzeuge dann nur in Richtung Süden abknicken zu lassen“ – eine Variante, welche die Debatte um die Routen erheblich vereinfachen würde. „Alle Bürgerinitiativen müssen sich auf ein Modell einigen, das sollte unsere zentrale Forderung sein“, sagte Kalinka.

Der Sprecher der Teltower Initiative gegen Fluglärm, Andreas Hess, kündigte gestern bereits an, Gespräche mit den Protestlern in Blankenfelde aufnehmen zu wollen. „Es ist generell perfide, dass versucht wird, die Leute gegeneinander auszuspielen. Dazu darf es gar nicht erst kommen“, sagte Hess. Er wolle jetzt offen auf die Blankenfelder zugehen.

Derweil hat die Protestwelle in der Region Teltow einen neuen Höhepunkt erreicht: Schon 9000 Unterschriften sind gegen die neuen Flugrouten gesammelt. Am Dienstag, dem 5. Oktober, laden die Lärmgegner zudem in das Teltower Rathaus zur nächsten Informationsveranstaltung ein. Beginn ist 19 Uhr.

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