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Am 11. Juni sind die ersten 27 Flüchtlinge in der Sporthalle des Wolkenberg-Gymnasiums in Michendorf angekommen.

© Björn Stelley

Neue Flüchtlingsunterkunft in Turnhalle in Michendorf: Schlafen unterm Basketballkorb

Die ersten Flüchtlinge haben die Schul-Sporthalle in Michendorf bezogen. 100 Flüchtlinge sollen dort vorübergehend untergebracht werden. Die Bedingungen sind alles andere als ideal.

Michendorf - Es war eine Szene wie zu einer Filmpremiere, nur mit dem Unterschied, dass keine Stars aus Limousinen, sondern Flüchtlinge aus einem Bus stiegen. Ansonsten war alles da: Kamerateams, Fotografen, Presse, Polizei und Fans, also die Bürger, die sich für die Flüchtlinge engagieren wollten. Sie waren aber fürs Erste nur Zaungäste.

27 Flüchtlinge sind am Donnerstag an der Sporthalle in Michendorf angekommen. Es handelt sich um fünf Familien mit 13 Kindern zwischen einem und 13 Jahren. Laut dem Sprecher des Landkreises Potsdam-Mittelmark, Kai-Uwe Schwinzert, stammen die Flüchtlinge überwiegend aus Ländern der Russischen Föderation, aus Albanien, und Serbien. Vier Asylbewerber sind alleinstehend und stammen aus Kamerun, aus Kenia, aus Albanien und aus dem Libanon.

Sportunterricht im Freien

Frauen, Kinder, Männer, Familien, alles bunt gemischt. Das war eine Bitte des Direktors des angrenzenden Wolkenberg-Gymnasiums an den Landkreis Potsdam-Mittelmark. „Als Schule haben wir Kompetenz im Umgang mit Schülern und Eltern“, sagt Henrik Reinkensmeier, der die ankommenden Flüchtlinge begrüßte. „Vielleicht ergibt sich ja etwas und wir können etwas zur Beschäftigung der Kinder beitragen.“ Trotzdem äußert sich der Schulleiter verhalten, wenn es um konkrete Hilfsangebote geht. Man stehe der Situation positiv gegenüber, wolle sich aber nicht mit Hilfsangeboten aufdrängen. Die Sporthalle steht der Schule derzeit nicht zur Verfügung. Aufgrund des sommerlichen Wetters könne der Sportunterricht im Freien stattfinden. „Umgezogen wird sich dann eben in einem Klassenraum“, sagt Reinkensmeier.

Für die Flüchtlinge, bis zu 100 sollen es werden, die nun in der Sporthalle untergebracht sind, ist die neue Situation alles andere als einfach. Am Tag der Ankunft beklagten zwei Asylsuchende aus Afrika, dass sie sich in ihrer Intimsphäre verletzt sehen. Das bestätigte Landkreissprecher Schwinzert gegenüber den PNN. In der Halle fehlt es an jeglicher Privatsphäre. Ein Feldbett reiht sich an das nächste. An einer Wand stehen ein paar Tische und Stühle. Demnächst sollen spanische Wände immerhin für ein wenig privaten Raum in der Halle sorgen. Das sagte Oliver Skibbe, der für die Unterkünfte von Flüchtlingen im Landkreis Potsdam-Mittelmark verantwortlich ist, den PNN.

AG heißt Flüchtlinge willkommen

Für das Leben in einer Sporthalle stehen den Flüchtlingen Kleiderschränke, eine Kücheneinrichtung und Kühlschränke zur Verfügung, so Landkreissprecher Schwinzert. Zur besseren Eingewöhnung händigten Mitarbeiter des Landkreises „Willkommenspakete“ mit den wichtigsten Informationen aus. Unterstützt werden die Neuankömmlinge zudem von Sozialarbeitern des Arbeits- und Ausbildungsförderungsvereins.

Bereits seit Anfang des Jahres diskutierten AG, Michendorfs Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) und die Ortsvorsteher an einem Runden Tisch die Möglichkeiten, Flüchtlinge in der Gemeinde unterzubringen. „Die Bewegung in der Kommune verlief schleppend“, sagt Juliane Rumpel, die Pfarrerin in Langerwisch ist. „Allerdings war uns da noch nicht klar, dass Michendorf 100 Flüchtlinge aufnehmen muss.“ Zudem habe die AG kaum Übung in solchen Dingen. „Wir stehen mit dem Flüchtlingsnetzwerk in Ferch in Kontakt, um zu lernen“, sagt Rumpel.

Derzeit sucht die Kreisverwaltung nach Räumen in einem neuen Übergangswohnheim, so Schwinzert. Allen Beteiligten sei klar, dass die Unterbringung in der Sporthalle nur für kurze Zeit vertretbar sei. Noch ist aber völlig unklar, ob die Halle nicht doch bis zum Ende der Sommerferien oder sogar bis Ende Dezember als Unterkunft für die Flüchtlinge dienen muss.

Björn Stelley

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