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Stillstand vor Schienen. Die Schranken waren 2017 am Tag neun Stunden geschlossen. Auch für Rettungswagen sind sie ein Hindernis. Deshalb soll es in Werder künftig auf beiden Seiten des Bahnüberganges Rettungswachen geben.

© Manfred Thomas

Neubau in den Havelauen: Werder bekommt zweite Rettungswache

Der Kreis will wegen langer Schließzeiten der Schranken einen neuen Standort in den Havelauen errichten. Ob der Bahnübergang bis 2025 durch einen Tunnel ersetzt werden kann, ist wieder offen.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) - Für 205 000 Euro soll in den Werderaner Havelauen eine neue Rettungswache entstehen. Die Bauarbeiten sollen noch in diesem Jahr ausgeschrieben werden, falls der Kreistag auf seiner Sitzung im Oktober den Plänen der Verwaltung zustimmt. Der Standort ist Fachbereichsleiter Klaus-Dieter Hallex zufolge nötig, um auch die Anwohner hinter der Schranke an der Landstraße 90 schnell erreichen zu können. Wie berichtet plant das Land eigentlich, den Bahnübergang durch einen Tunnel zu ersetzen. Die Verhandlungen dazu stehen jedoch still. Ob der geplante Baubeginn im Jahr 2023 eingehalten werden kann, ist offen.

Die Ausschreibung soll noch 2018 starten

„Wir planen, ein Grundstück auf dem Gelände von Regiobus anzumieten, um dort in Fertigbauweise eine Zweigwache für ein Rettungsfahrzeug errichten zu können“, so Klaus-Dieter Hallex. Sie soll auch über Sanitär- und Pausenräume verfügen. Die Hauptwache für Werder steht in der Adolf-Damaschke-Straße in der Innenstadt. Der Rettungsdienst wurde wie berichtet im Juli erneut an die Firma Promedica vergeben, der Standort Havelauen war als Option im Vergabeverfahren enthalten. Die Kreistagsmitglieder hatten die Vergabe mit großer Mehrheit genehmigt, auch die zweite Rettungswache wird mehrheitlich begrüßt.

Die Detailplanung und die Ausschreibung der Arbeiten sollen noch in diesem Jahr starten. Ob auch der Baubeginn noch 2018 oder Anfang 2019 sein wird, konnte Hallex nicht einschätzen. Die Havelauen befinden sich nahe der Autobahnauffahrt Phöben der A10. Der zusätzliche Rettungswagen wäre somit schnell in den Ortsteilen Phöben, Töplitz, Kemnitz oder Derwitz. Zwar könne für diese Orte auch die Frist von 15 Minuten zwischen dem Auslösen eines Alarms und dem Eintreffen des Rettungswagens eingehalten werden. „Aber natürlich ist es schlecht, wenn ein Rettungswagen nach der Abfahrt erst einmal fünf Minuten an der Schranke stehen muss“, so der Fachbereichsleiter. Der Kreis könne nicht abschätzen, wann die Schranken durch einen Tunnel ersetzt werden. Und durch das Wachstum der Stadt sei die zweite Wache eventuell auch nach den Bauarbeiten noch nötig.

Die Bahn bewege sich nicht

Ohnehin könnte der Tunnelbau nach derzeitigem Plan nicht vor 2025 abgeschlossen sein. Doch wie Frank Schmidt, Chefplaner des Landesbetriebes Straßenwesen, den PNN am Mittwoch sagte, gerät auch dieser Zeitplan ins Wanken. „Bei DB Station und Services bewegt sich nichts. Die Firma ist nicht bereit, sich an den Baukosten zu beteiligen“, so Schmidt.

Wie berichtet sollte eigentlich zum Jahresende das Planfeststellungsverfahren für den Bau eines Tunnels für Autos anstelle des jetzigen Bahnübergangs sowie eines zweiten Tunnels für Fußgänger und Radfahrer am Bahnhof beginnen. Der Tunnel, der Zugänge zu den Bahnsteigen erhalten soll, würde etwa elf Meter entfernt zum jetzigen Bahnhofstunnel entstehen, der nur über Treppen und Aufzüge erreichbar und für einen gemeinsamen Geh- und Radweg zu schmal ist. Diese Lösung wurde im Juni 2017 präsentiert, da das Gebiet zu eng bebaut ist, um einen gemeinsamen Tunnel für Autos und Fußgänger anzulegen. Die Projektkosten werden auf 20 Millionen Euro geschätzt.

Nach dem Bau der beiden Tunnel soll der derzeitige Bahnsteigtunnel verfüllt werden. Die Bahn sollte sich nach Vorstellungen des Landesstraßenbetriebes deshalb an den Baukosten beteiligen – lehnt das aber bisher ab, da sich aus ihrer Sicht die Situation für Bahnkunden durch längere Fußwege verschlechtern würde. Zu Großveranstaltungen wie dem Baumblütenfest sei durch die elf Meter längeren Wege auch das Risiko höher, das Menschen die Gleise unerlaubt überqueren.

Im Gedränge. Vor allem zum Baumblütenfest fürchtet die Deutsche Bahn Probleme, wenn die Bahnsteige nur durch einen elf Meter entfernt liegenden Tunnel erreichbar sein würden. Festbesucher könnten deshalb laut Bahn öfter auf die Gleise gehen.
Im Gedränge. Vor allem zum Baumblütenfest fürchtet die Deutsche Bahn Probleme, wenn die Bahnsteige nur durch einen elf Meter entfernt liegenden Tunnel erreichbar sein würden. Festbesucher könnten deshalb laut Bahn öfter auf die Gleise gehen.

© Jörg Carstensen/dpa

Die Finanzierung der Tunnel ist offen

Wie sich die Bahn das weitere Vorgehen vorstellt, blieb gestern offen. Eine Anfrage blieb unbeantwortet. Grundsätzlich muss sich die Bahn zu einem Drittel an den Baukosten beteiligen, aber nur für die günstigste Variante, durch die ein Bahnübergang ersetzt werden kann.

Laut Frank Schmidt prüft der Landesstraßenbetrieb deshalb andere Möglichkeiten, um den neuen Tunnel für Fußgänger und Radfahrer zu finanzieren. Genaueres könne er derzeit allerdings noch nicht sagen. Dann würde es womöglich zu dem Kuriosum kommen, dass in Werder zwei Tunnel für Fußgänger und Radfahrer nur wenige Meter voneinander entfernt liegen.

Die Werderaner FDP hat am Mittwoch unterdessen einen offenen Brief an die Stadtverwaltung, die deutsche Bahn und das Infrastrukturministerium geschickt. Darin fordern die Liberalen mehr Bürgerbeteiligung und stellen 26 Fragen zum Projekt. „Diese Liste soll vor allem der Öffentlichkeit die Komplexität des Problems darstellen. Dadurch angeregt sollen sich direkt und indirekt Betroffene ihre Meinung bilden und dann auch entsprechende Forderungen formulieren“, sagt der langjährige Stadtverordnete Gerhard Opitz. Günther Kopp, stellvertretender Vorsitzender der FDP Werder, fordert die Beteiligten auf, sich umfänglich öffentlich zu den Fragen zu äußern.

Gefragt wird unter anderem, wie lange die Schranken derzeit geschlossen sind. 2017 seien es durchschnittlich neun Stunden täglich gewesen. Auch will die FDP wissen, ob es noch Alternativen zu den jetzigen Tunnelplänen gibt und wie die Bauzeit den Verkehr beeinflussen würde. Zudem sei fraglich, warum keine Brücke gebaut werde.

Diese Frage konnte Frank Schmidt gestern schon klären: Eine Brücke hätte eine Höhe von acht Metern haben müssen, um Platz für Züge und Stromleitung zu lassen. Das wäre vor Ort etwa durch nötige Rampen nicht möglich und würde sich auch nicht in das Stadtbild von Werder einpassen.

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