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Gut aufgelegt. In Beelitz wurde der Start der zehnten und elften PlusBus-Linie im Land Brandenburg gefeiert. Landrat Wolfgang Blasig (SPD) und regiobus-Chef Hans-Jürgen Hennig (v.r.) hoffen auf finanzielle Unterstützung für die Busse von Ministerin Kathrin Schneider (SPD, 3.v.l.) und VBB-Chefin Susanne Henckel.

© Andreas Klaer

Nahverkehr: Busse in Potsdam-Mittelmark: Neu vertaktet

Zwischen Beelitz und Potsdam sind die Busse jetzt schneller. Künftig soll man von der Nieplitz auch direkt an die Havel kommen.

Von Enrico Bellin

Neue Buslinien, gut merkbare Takte und Anschlüsse zu den Regionalzügen nach Potsdam und Berlin. Zwischen Beelitz und Potsdam ist im Januar das neue Buskonzept gestartet, auch nach Kloster Lehnin gibt es bessere Verbindungen. Am gestrigen Montag wurde das System offiziell eingeweiht. Dabei wurde auch bekannt, dass es künftig eine neue Buslinie zwischen Beelitz und Werder (Havel) geben soll. Auch könnten sich an den Zugverbindungen in der Region schneller als geplant Änderungen ergeben. Die PNN geben einen Überblick.

Die neuen Buslinien

Die wichtigste Neuerung ist die Einführung der stündlichen Expressbuslinie X 43, die von 5 bis 18 Uhr zwischen Beelitz und Potsdam fährt. Die Busse fahren nur in Michendorf von der Bundesstraße 2 ab, um den Ortskern und den Bahnhof zu erreichen. Zwischen Beelitz und Michendorf halten die Busse nur am Seddiner Jägerhof. Dadurch wird die Fahrzeit zum Potsdamer Hauptbahnhof auf eine halbe Stunde reduziert, rund 15 Minuten weniger als vor dem Fahrplanwechsel. Am Hauptbahnhof haben Pendler zehn Minuten Zeit, um den RE 1 nach Berlin zu erreichen. In Richtung Beelitz sind es zwölf Minuten vom Zug zum Bus. Die bisherige Linie 643 fährt weiterhin mindestens stündlich zwischen Beelitz und dem Potsdamer Hauptbahnhof und stoppt an allen Unterwegshaltestellen. Sie wird als PlusBus bezeichnet, da es am Bahnhof Seddin Anschluss vom und zum RE 7 nach Potsdam und Berlin sowie gut merkbare Fahrzeiten gibt. Abends fahren die Busse nicht mehr nach Wildenbruch, um Fahrzeit zu sparen. Wildenbrucher müssen ab 20 Uhr in Michendorf in die Busse der Linie 608 umsteigen. Neu ist, dass morgens und nachmittags einige Busse als Linie 643 zwischen Potsdam und Seddin fahren, dann aber als neue Linie 646 weiter nach Kähnsdorf. Somit gibt es erstmals Direktverbindungen zwischen Kähnsdorf und Potsdam, wenn auch nur viermal täglich.

Ebenfalls neu sind direkte Fahrten der Linie 645 von Beelitz über Fichtenwalde nach Kloster Lehnin. Die Busse fahren stündlich, am Wochenende alle zwei Stunden. Auch sie werden als PlusBus bezeichnet, da von Lehnin aus in Beelitz-Heilstätten in die Züge des RE 7 umgestiegen werden kann. Die Reisezeit zwischen der Klostergemeinde und Berlin verkürzt sich um etwa eine halbe Stunde.

Leicht verändert wurde auch die Linie 608, die nun meist in Stücken statt in Dobbrikow beginnt und über Michendorf neu auch an den Wochenenden bis zum Potsdamer Hauptbahnhof fährt.

Das sind PlusBusse

Zusammen mit den in den vergangenen Jahren eingeführten PlusBus-Linien Werder–Potsdam, Bad Belzig–Potsdam, Bad Belzig–Brandenburg/Havel und Bad Belzig–Treuenbrietzen gibt es mit den Linien um Beelitz nun sechs PlusBus-Linien im Kreis, in ganz Brandenburg elf. Neben den Anschlüssen an Züge und Stundentakte zeichnet die PlusBus-Linien aus, dass sie auch an Wochenenden verkehren und in der Woche kein Unterschied zwischen Schul- und Ferienzeiten gemacht wird, sodass Pendler ein verlässliches Angebot haben. Im Gegenzug gibt es für Schüler stellenweise Verschlechterungen, da nicht mehr alle Busse an den Schulzeiten ausgerichtet sind oder aus kleineren Ortsteilen Linien nicht mehr direkt zur gewünschten Schule fahren.

Das kosten PlusBusse

Die Kosten für die zusätzlichen Fahrten übernehmen derzeit meist zur Hälfte der Landkreis und die beteiligten Kommunen. So zahlt für das neue Buskonzept die Stadt Beelitz nun zusätzlich 27 000 Euro im Jahr, die Gemeinde Michendorf 20 000 Euro, Seddiner See 11 000 Euro und Kloster Lehnin 20 000 Euro. Der Landkreis übernimmt 78 500 Euro. Zwar hat Infrastrukturministerin Kathrin Schneider (SPD) angekündigt, dass sich künftig das Land an der Finanzierung der PlusBusse beteiligen will, die genaue Regelung, was bezahlt wird, müsse aber noch erarbeitet werden. Schneider sprach von zusätzlichen Cents pro gefahrenem Kilometer. Der regiobus-Chef wünscht sich jedoch auch Finanzierungshilfe beim Marketing. So verteilt die Gesellschaft bisher unter anderem bei jeder Einführung neue Fahrplanhefte an alle Haushalte der betroffenen Region. Die PlusBusse haben Erfolg: Seit ihrer Einführung sind die Fahrgastzahlen um mindestens zehn Prozent gestiegen, in Werder sogar um 30 Prozent.

Die Verbindung Beeliz-Werder

Die größte Lücke im Busverkehr der Region gibt es noch immer zwischen Beelitz und Werder. Die beiden Städte, die ein gemeinsames Mittelzentrum bilden, liegen zwar nur 20 Kilometer auseinander, eine Autofahrt dauert etwa 25 Minuten. Da es keine direkte Busverbindung gibt, müssen Fahrgäste aber die Züge nehmen und in Berlin-Wannsee umsteigen. Zwischen den Innenstädten ist man so etwa 80 Minuten unterwegs. Schüler können deshalb die Schulen der jeweils anderen Gemeinde nur sehr schwer besuchen. „Man vergisst immer, dass diese Städte ein Mittelzentrum bilden“, sagt Landrat Wolfgang Blasig (SPD). Der Kreis wolle deshalb als Nächstes eine Verbindung zwischen den Städten etablieren. Einen Zeitraum dafür gibt es noch nicht. Dem Geschäftsführer von regiobus Potsdam Mittelmark, Hans-Jürgen Hennig, zufolge ist die Realisierung aber „in einem relativ kurzen Zeitraum“ möglich. Begünstigt werde sie durch die städtebauliche Entwicklung der wachsenden Kommunen. So soll wie berichtet in den kommenden Jahren in Glindow ein neuer Schulcampus der Hoffbauer-Stiftung entstehen, der direkt an einer künftigen Buslinie Werder–Beelitz läge. Auch plant die Kreisverwaltung, in den vom Bus bedienten Heilstätten einen neuen Verwaltungssitz zu errichten. „Die neue Buslinie ist wichtig, damit wir unsere Funktion als Mittelzentrum überhaupt erfüllen können“, so der Beelitzer Bürgermeister Bernhard Knuth.

Die Zukunft auf der Schiene

Da mehr Busse allein nicht ausreichen, um das Wachstum der Metropolregion abzudecken, sollen wie berichtet ab 2022 zusätzliche Züge unter anderem auf den Regionalexpresslinien 1 und 7 fahren. Dem Landrat und den betroffenen Bürgermeistern ist das zu spät. Sie drängen bei Ministerin Schneider seit Monaten darauf, eher zu reagieren. „Wir werden die Verhandlungen mit den Bahnunternehmen dazu in den kommenden Wochen abschließen“, sagte Schneider den PNN. Hauptproblem sei, dass es deutschlandweit kaum passende Züge gibt, die auf den Linien eingesetzt werden können. So müssten zusätzliche Züge etwa 160 Stundenkilometer fahren können, um genauso schnell wie die schon eingesetzten zu sein. Sonst würde es sehr schwer, einen Fahrplan zu erstellen.

Weitere Veränderungen soll es ab 2022 wie berichtet rund um Beelitz geben. So soll die Linie RB33 von Beelitz nach Potsdam Hauptbahnhof statt nach Wannsee fahren. Eine neue Linie soll mindestens von Beelitz nach Potsdam-Rehbrücke fahren. Ob sie nach Wannsee und perspektivisch weiter über Zehlendorf nach Steglitz fahren kann, werde sich Schneider zufolge im kommenden Jahr entscheiden. Dann soll klar sein, wie viel Geld die Bahnunternehmen für die Verkehre verlangen.

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