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Nachruf zu Kleinmachnower Pfarrer: Ein streitbarer und aufrechter Geist

Kleinmachnow trauert um Pfarrer Reinald Elliger. Er starb im Alter von 86 Jahren.

Kleinmachnow - Der Pfarrer Reinald Elliger ist am vergangenen Sonntag im Alter von 86 Jahren gestorben. Dies teilte die Gemeinde Kleinmachnow gestern mit.

In der Gemeinde wurde Elliger dafür geschätzt, dass er sich über die staatlichen Beschränkungen der kirchlichen Arbeit in der DDR immer wieder hinwegsetzte. Am 9. November 2014 durfte sich der damals 82-Jährige wegen seines Einsatzes für die Demokratie in das Goldene Buch Kleinmachnows eintragen. So bot Elliger Seminare mit theologischen Themen an, in denen gern politisch diskutiert werden durfte, sagte Gemeindekirchenrat Gerhard Casperson in seiner damaligen Laudatio.

Auch Referate zu Umweltproblemen seien in Elligers Kirche gehalten worden, obwohl diese als staatsfeindlich galten. Trotz massiver Einsprüche und Drohungen staatlicher Stellen habe Elliger in den Jahren 1983 bis 1985 zudem Lesungen von Systemkritikern wie Stefan Heym, Günter de Bruyn und Stephan Hermlin veranstaltet. Pfarrer Elliger, so erinnerte sich Gerhard Casperson am 9. November 2014, habe den Mut gehabt, trotz ständiger Mahnung und Bedrohung konsequent die Botschaft der christlichen Freiheit zu verkünden. Er habe mit seinem Einsatz auch dazu beigetragen, dass ein friedlicher Übergang in eine demokratisch gewählte Gemeindevertretung möglich wurde.

„Kleinmachnow trauert um einen Menschen, der zu denen zählte, die der Diktatur der DDR die Stirn boten und im Herbst 1989 den Weg bereiteten für die Friedliche Revolution“, heißt es vonseiten der Gemeinde. „Ein streitbarer und aufrechter Geist ist von uns gegangen.“ Zum Erntedankfest im Oktober 1989 habe Pfarrer Elliger die Auferstehungskirche geöffnet, um den Menschen einen Raum zu geben, in dem sie ihre Gedanken austauschen und frei diskutieren konnten. Die Kirche sei damals voll gewesen und alles, was der Bürger Herzen beschwerte, zur Sprache gekommen. Elliger habe mit seiner Veranstaltung auch den Willen zur Mitarbeit in Bürgerbewegungen gestärkt. Bürgermeister Michael Grubert (SPD) drückte im Namen der Gemeinde Kleinmachnow den Hinterbliebenen und vor allem der Witwe Brigitte Elliger sein tief empfundenes Beileid aus und wünschte ihnen viel Kraft in diesen für sie so schweren Tagen.

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