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Traditionsgeschäft. Seit 1934 gibt es den Bäcker Karus in Caputh, am 2. April soll er wieder öffnen.

© S. Gabsch

Nachfolger für Traditionsbäckerei Karus gefunden: Markus Magdziarz will Bäckerei in Caputh wieder eröffnen

Die Caputher Traditionsbäckerei Karus musste Ende des vergangenen Jahres geschlossen werden, weil sich zunächst kein Nachfolger gefunden hatte. Im April will Bäckermeister Markus Magdziarz die einzige Bäckerei des Ortes wieder eröffnen - mit einigen neuen Ideen.

Schwielowsee - Schnell die Kinder in die Kita, dann zum Pressetermin, zur Arbeit und zum Steuerberater – für Markus Magdziarz sind stressige Zeiten angebrochen. Im April will der 37-Jährige im Schwielowseer Ortsteil Caputh mit neuem Namen und frischem Konzept die im vergangenen Jahr geschlossene Traditionsbäckerei Karus in der Friedrich- Ebert-Straße wieder eröffnen. Das allein ist für den Berliner Bäckermeister schon aufregend genug, doch für Caputh geht es um noch mehr: Mit Magdziarz kehrt ein Stück verloren geglaubte Lebensqualität zurück.

„Wir sind sehr froh“, sagt die bisherige Geschäftsinhaberin und Tochter des Caputher Traditionsbäckers Knut Karus, Cornelia Ehrt. Der neue Bäcker sei mittlerweile Ortsgespräch, erzählt die Friseurmeisterin. Die Eröffnung werde sehnsüchtig erwartet.

Nachfolger vergeblich gesucht - Bäckerei schloss im Dezember 2016

Nachdem ihr Vater 2015 überraschend gestorben war, hatte sie die Geschäfte neben dem Friseur, den sie in Nachbarschaft betreibt, vorübergehend weitergeführt. Doch zum Ende des Jahres gingen die Kräfte aus. Über die sozialen Netzwerke suchte sie wie berichtet nach einem Nachfolger für das bereits 1934 eröffnete und letzte im Ort verbliebene Bäckergeschäft. Zunächst ohne Erfolg, zu Weihnachten schloss sie den Laden.

Für Markus Magdziarz ein Glücksfall. „Den laufenden Betrieb hätte ich nicht übernehmen können“, erklärte er. Das hätte sich nicht gerechnet. Nun aber könne er klein anfangen und ganz neu starten. Eine frühere Angestellte und einen Bäcker werde er weiterbeschäftigen, später sei ein weiterer Aufbau des alten Teams geplant. Auch die Filiale in Potsdam soll einmal wieder eröffnet werden.

Drei Bewerber wollten Karus-Nachfolge antreten

Neben Markus Magdziarz hatten sich nach der Schließung noch weitere Bewerber gefunden. Am Ende entschied das Bauchgefühl, sagt Cornelia Ehrt. Mit dem 37-Jährigen erhofft sie sich eine Übernahme, die von Dauer ist.

In zwei Wochen wird der aus Potsdam stammende Bäcker mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern (fünf und eineinhalb Jahre alt) in das zur Bäckerei gehörende Haus der Familie Karus umziehen, das er wie das Ladengeschäft zunächst angemietet hat, die Ausstattung der Bäckerei hat er gekauft. So sei die Belastung zu Beginn nicht so hoch, sagt er. Den Schritt in die Selbstständigkeit habe er nicht von langer Hand geplant, dennoch gehe er nicht blind hinein, erklärt er. Sein Schwiegervater, mit dem er eine GmbH gegründet hat, werde ihn unterstützen.

Ein Praktikum bei Bäcker Braune in Potsdam, Lehre in Werder, dann nach Berlin

Er hat schon immer gern gebacken, erzählt Markus Magdziarz. Ein Praktikum bei der Bäckerei Braune in Potsdam habe ihn dann noch näher an den Beruf herangeführt. Nach einer Lehre in einer Bäckerei in Werder und dem anschließenden Zivildienst landete er zunächst in Töplitz, kam dann nach Berlin, wo er auch seinen Bäckermeister machte und blieb. Fast sieben Jahre lang arbeitete er in einem Großbetrieb, formte Brötchen für Supermärkte wie Kaisers. Jetzt freue er sich auf die neue Aufgabe, will vieles anders machen als zuletzt. Vor allem wolle er sich für das Backwerk mehr Zeit nehmen. „Ein gutes Produkt mit gutem Geschmack braucht Zeit“, erklärt er. Sein Handwerk wolle er präsentieren, mit Leidenschaft und in hoher Qualität. Die Sicht der Verbraucher habe sich geändert, glaubt er. Die Qualität und Zutaten spielten wieder eine große Rolle, auch seien die Leute bereit, für hochwertige Ware einen höheren Preis zu zahlen. Ein Biobäcker werde er zwar nicht, aber dennoch wolle er auf Konservierungs- und Zusatzstoffe verzichten und zu regionalen Waren greifen. „Ich bin ein Freund der kurzen Wege“, erklärt der Bäckermeister. Obst und Öle kommen von regionalen Anbietern, auch den Kontakt zu einer Luckenwalder Mühle, die Vollkornmehl herstelle, habe er bereits geknüpft.

Gäste soll zugucken können, wie das Brot geknetet wird

Verschrecken wolle er die Caputher mit seinen Ideen nicht. Der Ur-Potsdamer kennt den Ort, als Besucher und Tourist. Dass er einmal da wohnen würde, hätte er sich allerdings nicht träumen lassen. „Als wir jünger waren, haben wir die Vorteile der Großstadt genossen“, erzählt er. Aber jetzt mit den Kids sei es stressiger geworden, mittlerweile bevorzuge er die Natur. Nicht nur selbst, auch über seine Produkte wolle er sich mit dem Ort identifizieren, sagt er. Etwa mit der „Caputher Promenade“ – einem Ensemble aus Kuchen und Kaffee to go. Im Hof, wo sich auch die Backstube befindet, soll zudem ein Café entstehen, von dem aus die Gäste dem Hausherrn über die Schulter schauen können. „Sie sollen zugucken können, wie ich das Brot knete, und es warm genießen“, sagt er.

Dass der Stress, der mit der großen Nachfrage nach dem neuen Bäcker gerade begonnen hat, vorerst nicht nachlassen wird, ist ihm bewusst. „Das war der Punkt, an dem ich am längsten überlegt habe“, erzählt Magdziarz. Während er jetzt Tagesschichten mit regulärer Arbeitszeit von 9 bis 18 Uhr schiebt, werde er künftig auch arbeiten, wenn eigentlich schon Feierabend ist. Auch nachts. Zeit, die er aber gern investiere. Für sein eigenes Unternehmen, aber auch für die Caputher, die schon jetzt dankbar dafür sind, bald wieder mit frischen Backwaren versorgt zu werden.

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