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Die tödlichen Schüsse auf einen 58-Jährigen sollen in einem Hinterhof in Werder (Havel) gefallen sein.

© Julian Stähle

Update

Nach tödlichen Schüssen auf Nachbarn: Angeklagter dachte über Amoklauf nach

In der Brandenburger Straße in Werder (Havel) soll Anfang Februar ein 60-jähriger Alkoholiker seinen Nachbarn mit der Schrotflinte erschossen haben. Am Mittwoch ging der Mordprozess weiter

Potsdam/Werder (Havel) - Im Prozess gegen den 60-jährigen Andreas E., der im Februar mutmaßlich seinen Nachbarn in Werder (Havel) mit einer Schrotflinte erschossen hat, haben am Mittwoch vor dem Landgericht Potsdam mehrere Polizeibeamte ausgesagt. Dabei ging es vor allem um die Aussagen, die der Beschuldigte kurz nach seiner Festnahme gegenüber den Einsatzkräften gemacht haben soll. Das Gericht versuchte auch, Anhaltspunkte zu finden, inwieweit Andreas E. zum Tatzeitpunkt schuldfähig war.

Bei Festnahme soll er seine Schuld eingestanden haben

Die Einsatzkräfte hatten den Beschuldigten nach der Tat in einer Nachbarstraße nahe seines Wohnhauses angetroffen. Andreas E. soll bei der Festnahme ruhig und gefasst gewirkt haben, wie der Polizeibeamte Jens F. sich erinnert. Einsatzkräfte hätten E. vor einem Reihenhaus zu Boden gebracht und fixiert. Bereits während er zum Fahrzeug geführt wurde, habe der mutmaßliche Täter gesagt: „Ich bin schuldig, ich habe die Waffe an einen Baum gelehnt und werde euch zeigen, wo.“ Andreas E. habe die Beamten dann zu einem nahe gelegenen Waldgrundstück geführt, auf dem sich die Waffe wie von ihm beschrieben befunden habe. Andreas E. hatte wie berichtet in seiner Aussage vor dem Landgericht geschildert, sich nur bruchstückhaft an den Tathergang zu erinnern. 

Angeklagter dachte auch über einen Amoklauf nach

Laut Jens F. sagte Andreas E. bei seiner Festnahme außerdem: „Ich wollte eigentlich noch viel mehr Leute mitnehmen.“ In seiner gerichtlichen Aussage vor zwei Wochen hatte der Beschuldigte bereits geschildert, wie er nach dem Schuss zunächst geflohen sei und dann überlegt habe, ob er Amok laufen, sich von Einsatzkräften erschießen lassen oder sich selbst töten solle. Schließlich hatte er sich laut eigenen Worten entschieden, sich zu ergeben. Zwei weitere Polizeibeamte bestätigten in ihren Aussagen, dass sie den Angeklagten so verstanden hätten, als habe er einen Amoklauf in Erwägung gezogen.

Grund für die Bluttat war offenbar ein Streit zwischen den Nachbarn um die Hunde der Lebensgefährtin des Angeklagten. Gegenstand der Untersuchung am Mittwoch vor dem Landgericht war auch, inwieweit der Angeklagte durch seinen Alkoholkonsum zum Tatzeitpunkt in seiner Wahrnehmung eingeschränkt war. Andreas E. hatte am Tattag mehrere Flaschen Rotwein getrunken, wie er selbst sagte. Laut zwei Polizeibeamten, die Andreas E. festnahmen, habe der Beschuldigte kurz nach der Tat zwar deutlich nach Alkohol gerochen, ansonsten aber recht klar gewirkt. „Er hat ganz normal gesprochen, nicht gelallt oder so“, sagte einer der Beamten.

Auch Aussagen zum Motiv soll der Angeklagte am Tatort gemacht haben. Hierzu sagte der Beamte, der die Spurensicherung übernahm, er habe Andreas E. sagen gehört: „Ich wurde in meiner Ehre verletzt und musste sie wiederherstellen. So habe ich geschossen.“
Der Prozess gegen den 60-Jährigen hat Anfang August begonnen. Die Staatsanwaltschaft Potsdam legt dem Mann Mord zur Last. Er soll wie berichtet seinen Nachbarn mit einer Schrotflinte in Bauch und Kopf geschossen haben. Der 60-jährige soll laut Gericht starker Alkoholiker und zum Tatzeitpunkt stark betrunken gewesen sein. Ein Urteil in dem Mordprozess wird für November erwartet.

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