zum Hauptinhalt
Krumme Geschäfte mit den Fördergeldern für das Resort Schwielowsee.

© dpa

Nach Rückzug von Axel Hilpert und Insolvenzantrag: Betrieb am Luxusresort Schwielowsee geht weiter

Das Luxusresort Schwielowsee stellte am Mittwoch einen Insolvenzantrag, Chef Axel Hilpert räumte seinen Posten. Doch Mitarbeiter und Gäste müssen sich keine Sorgen machen.

Werder (Havel) - Am Luxusresort Schwielowsee geht der Betrieb auch nach dem am Mittwoch gestellten Insolvenzantrag und dem Rückzug von Axel Hilpert vom Chefposten weiter. Die Mitarbeiter wurden auf einer Versammlung informiert, selbst die Gäste wurden in Kenntnis gesetzt, um keine bösen Gerüchte aufkommen zu lassen und die Lage zu beruhigen. Der Komplex mit 122 Doppelzimmern, fünf Suiten, zehn Ferienwohnungen, Tagungsräumen und einem Anleger mit 55 Bootsliegeplätzen sei gut ausgelastet, wie ein Sprecher den PNN am Donnerstag sagte. Das Amtsgericht Potsdam hat als Sachwalter den Potsdamer Insolvenzanwalt Christian Graf Brockdorff eingesetzt, der auch Insolvenzverwalter der Berliner Modemesse Bread & Butter ist.

Die rund hundert Mitarbeiter des Resorts müssen sich nach Angaben des Sprechers keine Sorgen machen. Ihre Gehälter seien während des drei Monate laufenden Insolvenzverfahrens in Eigenregie gesichert. Die Theodor Fontane Besitz- und Betriebsgesellschaft kann fällige Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen. Dem Vernehmen nach kann das Unternehmen die Last der Kredite nicht mehr tragen. 2014 waren es knapp 30 Millionen Euro bei der der Deutschen Kreditbank (DKB).

Resort Schwielowsee: Axel Hilpert klebte am Chefposten

Hilpert, vor 1989 im Koko-Imperium des kürzlich verstorbenen SED-Devisenschaffers Alexander Schalck-Golodkowski, Stasi-Mitarbeiter und Schlüsselfigur bei den Waffengeschäften der DDR mit Kuba, hatte das luxuriöse Resort im Florida-Ambiente mit dem DKB-Kredit und Fördergeldern an den Schwielowsee gestellt, 2005 wurde es eröffnet und zog auch Prominenz an. Allerdings hatte er die Baukosten auf dem Papier künstlich hochgerechnet, um für sich etwas abzuzweigen. Das Landgericht Potsdam verurteilte Hilpert wegen Betrugs, Steuerhinterziehung und Untreue 2012 zu fünf Jahren und acht Monaten Haft. Laut BGH müssen Schadenshöhe und Gesamtstrafe neu entschieden werden. Mit einer Neuauflage am Landgericht Frankfurt (Oder) ist nicht vor Oktober zu rechnen. Trotz klarer Botschaften von DKB und Beratern wegen der Affäre klebte Hilpert am Chefposten, nun musste er ihn räumen, hält aber weiter fast ein Viertel des Unternehmens.

Das vom Gericht genehmigte Insolvenzverfahren in Eigenregie wird als Hoffnungszeichen gewertet, weil dabei die Sanierung und Fortführung des Unternehmens angestrebt wird. Durch die Insolvenz liegt der Rechtsstreit zwischen Resort und Brandenburgs Investitionsbank ILB um 9,2 Millionen Euro Fördergeld auf Eis, die ILB fordert die Summe komplett zurück, das Resort klagte dagegen. Die Bank will Jobs und Standort erhalten. In Potsdam und Werder geht man davon aus, dass nach den 2014 gescheiterten Verkaufsgesprächen nun ein neuen Investor gefunden wird – und die Schuldenlast geklärt wird. Davon geht auch Werders 1. Beigeordnete Christian Große (CDU) aus. Für den Landkreis Potsdam-Mittelmark ist die Rettung zwingend. Das Resort sei ein Anziehungspunkt und einer von wenigen Betrieben im Kreis, die auch bei TUI unter Vertrag stehen und so überregionale Besucher anlocken, hieß es. Ohne das Resort gäbe es im gehobenen Preissegment einen Mangel an Tagungsstätten. (mit Enrico Bellin)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false