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Nach Bürgermeisterwahl in Teltow: "Endlich eine sichtbare Opposition"

Nach der Bürgermeisterwahl in Teltow: Der wiedergewählte Thomas Schmidt (SPD) spricht von Populismus. Sein Gegner Andreas Wolf sieht sich gestärkt im Oppositionskurs auch gegen die Marina.

Teltow - Er hat verloren und fühlt sich doch als Gewinner. „Es ist ein super Ergebnis“, sagte der Teltower Unternehmer Andreas Wolf zu seinem Abschneiden bei der Teltower Bürgermeisterwahl. Der 55-Jährige war für die Wählergruppe Bürger für Bürger gegen Teltows amtierenden Bürgermeister, Thomas Schmidt (SPD), angetreten, ihm am Sonntag in der Stichwahl aber unterlegen. Schmidt, der bereits seit 2001 amtiert, hatte knapp 61 Prozent der Wähler für sich mobilisieren können, Wolf sammelte „nahezu aus dem Stand“ fast 40 Prozent der Stimmen. „Endlich hat Teltow eine sichtbare Opposition“, erklärte er.

Auch vom Brandenburger Landesverband der BfB/Freien Wähler gab es gestern positiven Zuspruch. „Bei der letzten Kommunalwahl erzielte die lokale Wählergruppe BfB-Teltow noch fünf Prozent“, erklärte der Landesvorsitzende der Freien Wähler, Péter Vida. Durch klare Inhalte habe Andreas Wolf seinen Bekanntheitsgrad massiv ausbauen können. Auch hätte er damit die Gruppe der Freien Wähler in einer für Brandenburg großen Stadt gestärkt.

Schmidt will dem um sich greifenden Populismus entschlossen entgegentreten

Bis zur nächsten Kommunalwahl werde die Wählergruppe weiter Druck machen und auch Teltows Bürgermeister weiter „zum Wohle der Bürger antreiben“, sagte Andreas Wolf. Noch am Sonntag habe er dem Amtsinhaber und Wahlgewinner telefonisch gratuliert, zugleich kritisierte Wolf jedoch, dass der Bürgermeister in seinem letzten Wahlbrief an die Teltower Teile aus seinem Wahlprogramm übernommen habe.

Für Unmut hatte zudem gesorgt, dass der Kleinmachnower Bürgermeister Michael Grubert (SPD) offenbar aktiv in den Wahlkampf der Nachbarkommune eingegriffen und seinem Amtskollegen dabei geholfen habe, dessen Wahlbriefe in der Stadt zu verteilen. Grubert war am Sonntag von einem Mitglied der Wählergruppe dabei beobachtet worden, auf eine diesbezügliche Anfrage der PNN reagierte der Kleinmachnower Bürgermeister aber nicht.

Der im Amt bestätigte Teltower Bürgermeister Schmidt bewertete das Ergebnis der Wahl „als eine Bestätigung der Kommunalpolitik in Teltow, die gemeinsam mit einer politischen Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung in den letzten Jahren entwickelt worden ist“. Zugleich verschärfte Schmidt den Ton. „Ich sehe mich veranlasst, dem um sich greifenden Populismus zu begegnen, der mit Versprechungen und Verunglimpfungen einhergeht“, erklärte er. Dies habe nichts mehr mit einer politischen Auseinandersetzung zu tun und bedürfe einer weitgehenden Diskussion.

Bürgermeister sieht keinen Anlass zur Kurskorrektur

Im Vergleich zum ersten Wahlgang hatte Schmidt in der Stichwahl noch einmal 14 Prozentpunkte zugelegt, sein Gegenpart Wolf sogar 16 Prozent. Allerdings waren auch viele Wähler beim zweiten Urnengang zu Hause geblieben. Die Wahlbeteiligung bei der Stichwahl lag bei gerade einmal 45,8 Prozent, während am 24. September – als zugleich ein neuer Bundestag gewählt worden ist – noch 74,1 Prozent der rund 21 300 wahlberechtigten Teltower in die Wahllokale gekommen waren.

Sowohl im ersten als auch im zweiten Wahlgang hatten sich rund 3700 Teltower für den Herausforderer Andreas Wolf entschieden, Amtsinhaber Thomas Schmidt büßte im Vergleich zum ersten Wahlgang demgegenüber 1500 Wählerstimmen ein. Beim ersten Wahlgang hatten ihm noch rund 7400 Teltower ihre Stimme gegeben, bei der Stichwahl am Sonntag waren es nur noch knapp 5900 Teltower. Anlass zur Kurskorrektur sah der Bürgermeister aber nicht.

Die Teltower hatten die Wahl - auch über die Zukunft der Marina

Vor allem in den Wahllokalen im Hort „Ernst von Stubenrauch“ und der Grundschule Am Röthepfuhl in Ruhlsdorf, in denen im ersten Wahlgang die Mitkonkurrenten Eric Gallasch (CDU) und Hans-Peter Goetz (FDP) ihre besten Wahlergebnisse erzielt hatten, lagen die beiden Stichwahl-Kandidaten eng beieinander. Im Stubenrauch-Hort hatte Schmidt mit 54,2 Prozent nur neun Prozent mehr Stimmen gewinnen können als Herausforderer Wolf. In Ruhlsdorf waren es sogar nur fünf Prozent. Die Parteien der im ersten Wahlgang unterlegenen Kandidaten hatten vor der Stichwahl darauf verzichtet, eine offizielle Wahlempfehlung für die noch verbliebenen Kandidaten abzugeben.

Der stark pro Ruhlsdorf engagierte Kommunalpolitiker und Ortsvorsitzende der FDP, Hans-Peter Goetz, hatte aus der Position der Liberalen aber auch keinen Hehl gemacht. „Die Teltower haben sich entschieden, die beiden extremen Positionen in die Stichwahl zu schicken: Das Versprechen, dass alles so weitergeht wie bisher, gegen das Versprechen, gegen das Establishment kämpfen zu wollen und die Marina zu stoppen.“ Dabei blieb er auch nach der Wahl.

Eberhard Adenstedt: Das gute Abschneiden seines Herausforderers sollte dem Amtsinhaber zu denken geben

Auch die Teltower Fraktion der Bündnisgrünen hatte sich einen anderen Ausgang der Wahl erhofft, jedoch im Vorfeld klar Partei für Schmidts Konkurrenten Wolf ergriffen. „In einer großangelegten Bürgerbefragung durften wir über neue Hundetoiletten entscheiden, zur Meinung der Bürger über das Millionen verschlingende Hafenprojekt hat der Amtsinhaber uns aber nie befragt“, kritisierte etwa Eberhard Adenstedt. Das gute Abschneiden seines Herausforderers sollte dem Amtsinhaber zu denken geben, sagte er gestern.

Zum weiteren Vorgehen bezüglich der Marina äußerte sich der amtierende Bürgermeister bisher nicht. Die Prioritäten der neuen Amtsperiode wolle er auf die Sozialinfrastruktur der Stadt ausrichten, erklärte er. In seinem Wahlbrief hatte er den Bau der Schwimmhalle, aber auch bezahlbaren Wohnraum als Ziele benannt. Hier gelte es wegweisende Beschlüsse auf den Weg zu bringen, meinte er.

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