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Vor 30 Jahren landetet die Maschine der Interflug auf dem Flugplatz in Borkheide.

© Lutz Behnke

Musikfestival in Borkheide: Feiern mit DDR-Charme

Mitten im Wald in Borkheide findet ab Freitag das Musikfestival „Baum & Borke“ statt - ein Fest für Familien, Menschen vor Ort und neugierige Städter.

Von Eva Schmid

Borkheide - Die alte IL 18, eine Interflug-Passagiermaschine aus DDR-Zeiten thront über dem Festivalgelände. Umgeben von Kiefernwäldern, am Rande von Borkheide steht das Flugzeug seit 30 Jahren auf dem Feld. Kurz vor der Wende landete die Maschine zu Ausstellungszwecken auf dem Flugplatz der Waldgemeinde. Am Wochenende wird sie zur Kulisse des „Baum & Borke“-Festivals.

Unter den riesigen Flügeln des alten Flugzeugs wuseln am Dienstagabend viele Helfer herum. Sie alle haben sich die Woche vor Festivalstart freigenommen: statt am Schreibtisch im Büro zu sitzen, laufen sie jetzt mit Walki-Talkies übers Gelände, sagen wo die Bauzäune hinsollen, nehmen Dixi-Häuschen in Empfang. Grillduft liegt in der Luft, man hört das Zischen von Dosenbieren. Es ist Sommer, die beste Festivalzeit.

Die Gründer: Julian Weicht, Florian Kraatz, Kristin Mäurer und Martin Roth (v. l. n. r.).
Die Gründer: Julian Weicht, Florian Kraatz, Kristin Mäurer und Martin Roth (v. l. n. r.).

© Eva Schmid

Nicht der übliche "Dorfbums"

„Wir wollen hier etwas schaffen, was richtig cool ist“, sagt einer der Gründer, der 38-jährige Florian Kraatz. Etwas, was nicht dem üblichen „Dorfbums“ entspricht, etwas das hervorsticht. Ein Angebot, dass auch Städter anspricht – gute Musik, eine besondere Atmosphäre, kein Kommerz. Ein Fest, zu dem man auch die Familie mitnehmen kann oder auch ältere Musikbegeisterte einfach mal vorbeischauen können. Ein Fest mit Anspruch und Niveau.

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Neben Kraatz sitzt Julian Weicht, lange Statur, Hipster-Bart. Weicht lebt und arbeitet in Berlin und ist doch mit dem kleinen Örtchen Borkheide verbunden. Dort ist er aufgewachsen, Kraatz lebt dort seit einigen Jahren. Die anderen beiden Gründer, Kristin Mäurer und Martin Roth, haben ebenfalls Verbindungen zu der Waldgemeinde. Alle vier haben sich über den Potsdamer Verein Tumult kennengelernt, der im ersten Stock des Obelisk-Theaters in der Charlottenstraße Konzerte organisiert. Wird in Potsdam eher die härtere Schiene mit Metall und Punkrock bedient, wollten die vier Gründer auf dem „Baum & Borke“-Festival Musik anbieten, die viele anspricht – und dennoch nicht beliebig ist.

Mehr als 60 Künstler, ein volles Kinderprogramm und Lesungen

Das Programm ist vielverspechend, mehr als 60 Künstler, viele aus der Region treten auf. Gespielt wird Indie, Rock, Pop. Singer-Songwriter spielen, der Potsdamer Kneipenchor singt, es gibt Lesungen, Wasserspiele, einen Zauberer für die Kinder und am Ende des Abends dann doch noch krachenden Punkrock.

Liebe zum Detail: Wegweiser zu den Angeboten des Festivals.
Liebe zum Detail: Wegweiser zu den Angeboten des Festivals.

© Lutz Behnke

Das Areal wird wie schon im vergangenen Jahr mit viel Liebe zum Detail geschmückt, es gibt zwei Bühnen, eine Fliegerbar mit Paletten als Sitzlounge zusammengeschustert. Wer sich zurückziehen will, dem steht ein kleines Tipi offen. Kinder haben viel Platz zum Spielen.

„Es war schon immer unser Traum, mal eine große Veranstaltung zu machen“, sagt der 30-jährige Weicht. Doch in Potsdam ein Gelände für ein Festival zu finden, sei schwer. Kraatz kam daher auf die Idee, das ehrenamtliche Team des Hans-Grade-Museums auf dem Flugplatz zu fragen, was sie von einem Festival halten. Zumal er selbst dort schon auf Konzerten war. „Der Ort ist ideal, zum Bahnhof sind es nur wenige Gehminuten, im Wald stören wir keine Anwohner.“

Die Gründer stellten ihre Pläne im Gemeinderat vor – es gab grünes Licht, „Baum & Borke“ war geboren. Wie es zu dem Namen kam? Kraatz lacht und zeigt auf den dichten Wald um das Festivalgelände, „das hat sich so ergeben“.

Für alle. Auch Senioren und Kinder tanzen mit.
Für alle. Auch Senioren und Kinder tanzen mit.

© Anja Sudbin

Trotz roter Zahlen gibt es eine Neuauflage

Rund 650 Besucher kamen zum ersten Festival im vergangenen August. Es war ein heißer Tag damals, wenige Tage vor Festivalstart war nicht klar, ob man inmitten der Kiefern aufgrund der hohen Waldbrandgefahr überhaupt feiern darf. Am Ende gab es dann auch dafür grünes Licht. Zusammen mit über 60 Helfern verwandelten die Gründer den Flugplatz für einen Tag in einen Ort mit ganz eigenem Flair. Viele Besucher bedankten sich hinterher in den sozialen Medien bei den Veranstaltern. 

Der Hauptact im vergangenen Jahr war Blackout Problems. 
Der Hauptact im vergangenen Jahr war Blackout Problems. 

© Anja Sudbin

„Die Resonanz war umwerfend“, sagt Weicht. Und auch die Bands müssen sich wohlgefühlt haben. Viele kleine Independent-Musikagenturen hätten bereits schon für Auftritte im kommenden Jahr angefragt.

So entschied sich das Team – trotz des Minus, das sie durch Einnahmen im vergangenen Jahr nicht wettmachen konnten – für eine Neuauflage. Dieses Mal wird sogar zwei Tage lang gefeiert. Das bedeutet zwar mehr Aufwand für Kraatz und die anderen Gründer, doch sie sind sich sicher, dass es sich lohnen wird.

Das erwartet die Besucher:  

Das Festival beginnt am Freitagabend um 18 Uhr auf dem Flugplatz in Borkheide, nahe des Bahnhofes (Linie RE 7). Auf der Bühne stehen die Deutschrocker aus Berlin, Kicker Dibs, sphärische Musik von Arionce und Schlagerpunk von Dauerwelle Wasserstoff. Der Samstag startet ab 13 Uhr, unter anderem mit Popmusik von Marie Bothmer, Beatmusik von Kowsky, Soul von Luke Noa, der Songwriter Mister Me und die Hamburger Punkrockband Montreal. Auf einer kleineren Bühne tritt am Samstag ab 15.30 Uhr der Zauberer Santini Magie auf und der Potsdamer Kneipenchor gibt drei Auftritte im Laufe des Nachmittags und Abends. Im Lesetipi ist Programm ab 15.30 Uhr, es lesen drei Autoren. Auf dem Gelände gibt es auch einen Foodmarket mit Heidelbeerdelikatessen vom Spargelhof Klaistow, der Eiszauberei aus Brandenburg/Havel, dem Wilden Catering der Backschweintenne aus Gömnigk, Kaninchenspezialitäten aus Beelitz und Handbrot und Süßes vom Potsdamer Rotcatering. Die Konzerte enden übrigens so, dass man den letzten Zug des RE 7 noch bekommt. Zelten kann man leider nicht. Wer Lust hat, kann sich durch die alte IL-18 Maschineführen lassen. Der Eintritt kostet am Freitag 12, ermäßigt 6 Euro, am Samstag 25, ermäßigt 15 Euro. Ein Ticket für beide Tage 35, ermäßigt 19 Euro. Kinder unter zwölf Jahren haben freien Eintritt.

Das komplette Programm sowie Informationen zur Anfahrt unter www.baumundborke-openair.de/

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