zum Hauptinhalt
Eingerüstet. Auch zur Eröffnung des neuen Museums werden die Besucher die Bismarckhöhe wohl nur mit Baugerüst zu sehen bekommen.

© Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark: Morgenstern auf neuer Aktie

Europas erstes Museum zum Dichter eröffnet in einem Monat auf der Werderaner Bismarckhöhe

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) - Noch verdeckt ein großes Baugerüst die Fassade der Werderaner Bismarckhöhe. Im Aufgang zum Turm wird emsig renoviert, in den zukünftigen Ausstellungsräumen herrscht gähnende Leere an Wänden und in Vitrinen. Trotzdem: Der Eröffnungstermin des neuen Museums, Europas einzigem Literaturmuseum für den Dichter Christian Morgenstern, am 29. März steht.

Das bestätigte Dieter Mantz, Vorsitzender des Vereins Freundeskreis Bismarckhöhe, am gestrigen Mittwoch bei einem Treffen vor Ort. „Die Gäste werden zwar das Baugerüst noch sehen, da die Fassade nicht rechtzeitig fertig gestrichen werden kann.“ Die neuen Museumsräume würden jedoch zur Eröffnung eingerichtet sein. Bereits am 15. März öffnet die erste Ausstellung des Jahres in der Turmgalerie. In einem insgesamt vierteiligen Ausstellungszyklus bis November befassen sich verschiedene Künstler mit dem berühmten Dichter, dessen 100. Todestag sich am 31. März jährt. Vor einem Jahr genau hat der Freundeskreis einen Aufruf zur künstlerischen Beteiligung gestartet. „Über die Resonanz aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz waren wir sehr überrascht“, so Dieter Mantz. Laut Kurator Joachim Risch werden im Jahresverlauf Werke von mehr als 100 Künstlern gezeigt.

Risch wird Leiter des Christian-Morgenstern-Literaturmuseums, welches zunächst in einem 90 Quadratmeter großen Raum im Verbindungsbau der Bismarckhöhe eingerichtet wird (PNN berichteten). Neben der Literatursammlung aus dem Nachlass des Dichters, die 300 Bücher umfasst, stellen zehn Verlage neue Werke zu Morgenstern vor. „Die vielen Neuerscheinungen zeigen, wie groß das Interesse an Morgensterns Schaffen noch immer ist“, sagt Joachim Risch. Erstmalig erscheint ein Buch mit Liebesgedichten Morgensterns, welches eine besondere Ecke in der Ausstellung bekommt.

In einem zweiten Raum soll im kommenden Jahr noch zusätzlich eine Mediathek entstehen. Mehrere Computerarbeitsplätze sollen dort eingerichtet werden, laut Joachim Risch eine Verknüpfung zwischen analoger und digitaler Welt. In dem Raum sollen Workshops etwa mit Schülern stattfinden. Der Freundeskreis Bismarckhöhe arbeitet bereits mit vier Schulen aus Werder zusammen. Das Geld für die Mediathek stammt aus Landesmitteln, die Idee zu dem Projekt kam von Kultusministerin Sabine Kunst (parteilos). Sie ist die Schirmherrin des Literaturmuseums.

In Vorbereitung der Museumseröffnung wurden rund 300 000 Euro in die Bismarckhöhe investiert, rund ein Drittel des Geldes stammt vom Bund. Den Rest teilen sich das Land, der Landkreis, die Stadt sowie der Freundeskreis Bismarckhöhe. Unter anderem wurde der Turm trockengelegt, neue Fenster im Verbindungsbau eingesetzt, dessen Fassade neu gestrichen und ein zweiter Rettungsweg angelegt.

Der Freundeskreis Bismarckhöhe wird zur Eröffnungsgala eine neue Aktie präsentieren. Das vom Werderaner Künstler Frank W. Weber entworfene Blatt kann für zehn Euro erworben werden, die als Spende an den Freundeskreis gehen. Es ist bereits das vierte Mal, dass auf diese Weise um Spenden geworben wird. In einer limitierten Auflage von 100 Paketen wird es ein Angebot mit allen vier Aktien und Begleitinformationen für 50 Euro geben. „Wir hoffen, noch einmal einen größeren Betrag einwerben zu können“, so Dieter Mantz. Zwar könne er nicht sagen, wie viel Geld der Verein bisher durch die Aktien einnahm, doch wurde allein die erste Aktie etwa 1 500 Mal verkauft.

Das frische Geld braucht der Freundeskreis, denn mit der Museumseröffnung sind die Arbeiten an der Bismarckhöhe längst nicht abgeschlossen. Neben der neuen Mediathek soll 2015 auch die Ausstellung über die Höhengaststätte im Turmzimmer erweitert werden. „Bisher gehen wir darin nur auf die Geschichte ein“, so Joachim Risch. Was aktuell in den Räumen passiert – etwa der jährlich stattfindende Baumblütenball oder die Veranstaltungen des Karnevalsvereins – werde nicht erwähnt.

Einen Wehrmutstropfen gibt es jedoch: Die Ausstellungen und das neue Museum werden weiterhin nur am Wochenende zu besichtigen sein. Der Verein mit seinen 120 Mitgliedern schaffe es Joachim Risch zufolge nicht, andere Öffnungszeiten zu stemmen. „Trotzdem bieten wir mit dem neuen Morgenstern-Literaturmuseum einen weiteren Anziehungspunkt für Werder.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false