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Potsdam-Mittelmark: Mittelmarks Dauerbrenner

Die Werderaner Blütentherme und der Teltower Hafen haben auch in diesem Jahr für viele Schlagzeilen gesorgt. Hinzugekommen ist der Streit um eine Villa in Stahnsdorf. In Michendorf wurde dagegen ein langjähriges Projekt vollendet

Von Enrico Bellin

Auf Partnersuche. Werders Blütentherme sieht im Dezember 2017 noch genauso aus wie vor einem Jahr. Nicht nur, dass kein Bauarbeiter seither einen Handschlag am Rohbau in den Havelauen getan hat. Auch die Suche nach einem Partner für Bau und Betrieb des Bades ist entgegen des vorgesehenen Zeitplans noch nicht abgeschlossen. Rund 21 Millionen Euro hat die Stadt bereits für die Therme und ihr Umfeld ausgegeben. Sicherung und Unterhalt der Baustelle haben allein in diesem Jahr 140 000 Euro gekostet. Um das Bad schnell und ohne größere Mehrkosten zu vollenden, hatte die SPD bereits im Januar vorgeschlagen, aus der Therme ein Blüten-Bad zu machen. Ohne Thermalbecken sollte es ein auf Sport und Gesundheit fokussiertes Bad und eine Sauna mit Seeblick in der bestehenden Gebäudehülle geben. Die Stadtverordneten folgten jedoch mehrheitlich dem Vorschlag der CDU, einen privaten Investor für Vollendung und Betrieb des Bades zu suchen. Acht Unternehmen haben Angebote abgegeben, mit ihnen redet die Stadt derzeit über Details. Einen Zeitplan zur Eröffnung will sie nicht nennen. Die Vorsitzende des Bad-Ausschusses fürchtet, dass die Therme auch 2019 noch nicht eröffnen kann. Ursprünglich hatte die Blütentherme bereits 2012 eröffnet werden sollen.

Nass und abgerutscht. Im Gegensatz zur Blütentherme befindet sich im Becken des Teltower Hafens bereits Wasser. Im August wurde der Durchstich zwischen dem Becken und dem Teltowkanal fertig, seither läuft Wasser in das auf 14,6 Millionen Euro taxierte Projekt. Im gleichen Monat wurde eine Strafanzeige gegen Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) bekannt, da mehrere Aufträge für den Bau des mit 39 Bootsliegeplätzen konzipierten Hafens wohl nicht ordnungsgemäß ausgeschrieben wurden. Angesichts der inzwischen fast verdoppelten Baukosten gibt es zudem immer wieder Streit im Stadtparlament. So kritisierten Stadtverordnete, die ein Gutachten zur Kostensteigerung gefordert hatten, dass der Gutachter von einem Anwalt der Stadt bevormundet wurde. Auch habe die Stadt vor Beschlüssen zum Hafenbau Mehrkosten verschwiegen. Im November kam es zudem zu einem Erdrutsch am Hafenbecken: Beim Ausbaggern des Beckens war ein fünf bis sechs Meter hoher Hang abgerutscht. Laut Projektsteuerer Dietmar Städter hatte sich im schwierigen Baugrund eine Erdschicht gelöst. Neue Baugrunduntersuchungen sollen klären, wie groß das Problem ist. Auch die mit der verkehrlichen Erschließung des Hafens beauftragte Firma hatte im November die Arbeiten ruhen lassen. Grund waren laut Städter „Lücken in der Ausführungsplanung“. Während das Hafenbecken im kommenden Jahr fertig sein soll, ein halbes Jahr später als ursprünglich geplant, werden die Gastronomie- und Bürogebäude aber nicht vor 2019 fertig.

Demo für die Feuerwehr. Kein Stück weiter sind die Stahnsdorfer in diesem Jahr bei ihrer Suche nach einem geeigneten Feuerwehrstandort gekommen. Die alte Wache am Dorfplatz ist marode. Im Oktober zogen schließlich etwa 100 Demonstranten durch den Ort, um für einen Neubau in der Annastraße zu werben. Im Gespräch sind auch Grundstücke am Güterfelder Damm und in der Ruhlsdorfer Straße. Ein Vorstoß von Bürgermeister Bernd Albers (BfB) für den Bau in der Annastraße wurde im Oktober mit einer Stimme Mehrheit abgelehnt. Im November wurde das Thema Feuerwehrstandort kurzfristig von der Tagesordnung der Gemeindevertreter genommen, die Diskussion soll 2018 fortgeführt werden. Aus Protest gegen die seit 2011 andauernde Standortsuche machen die Mitglieder der Feuerwehr seit Juli nur noch Dienst nach Vorschrift; Hilfe bei Festen gibt es nicht mehr.

Kulturort für Stahnsdorf? Zu einem weiteren Dauerbrenner in Stahnsdorf könnte sich die Zukunft des Hauses in der Ruhlsdorfer Straße 1 entwickeln. Im Mai eröffnete die Gruppe ArtEvent eine Ausstellung in der Villa. Einige Künstler würden das Haus gern dauerhaft als Kulturort nutzen. Dann wollte der Landkreis das Gebäude für seine Volkshochschule erwerben, gab im Juli aber bekannt, es abreißen zu wollen, weil eine Sanierung zu teuer wäre. Im November beschlossen die Gemeindevertreter, das Haus vorerst nicht zu verkaufen. Wofür es genutzt werden soll, ist aber weiter unklar.

Mehr Geld für den Ausbau. Stillstand gab es im vergangenen Jahr auch oft auf der Autobahn 10 zwischen den Dreiecken Nuthetal und Potsdam, wo die Autobahn seit dem Frühjahr 2016 auf acht Fahrspuren ausgebaut wird. Zudem vergeht kaum ein Tag, an dem keine Auffahrunfälle im Polizeibericht stehen. Im Mai gaben die Planer schließlich bekannt, 4,5 Millionen Euro mehr auszugeben, um die Arbeiten ein halbes Jahr früher als geplant im Mai 2020 abschließen zu können. Ein Großteil der Strecke soll schon im August 2018 fertig sein.

Bahnhof unterm Hammer. Bei der Versteigerung des Bahnhofs Michendorf hat sich Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) verzockt. Nachdem die eigenen Angebote für den Bahnhof zu niedrig waren, hatte die Gemeinde Verträge mit einem Investor geschlossen und gehofft, dass dieser bei einer Auktion den Zuschlag erhält. Für 313 000 Euro ging der Bahnhof aber an den Investor Thomas Dressel. Ein Antrag der Michendorfer Grünen, ein Vorkaufsrecht auszuüben und den Bahnhof doch noch für die 313 000 Euro zu erwerben, wurde im April abgelehnt. Die Grünen wollten unter anderem eine Kita im Bahnhofsgebäude unterbringen. Inzwischen laufen die Vorarbeiten für die Sanierung in der Bahnhofshalle. Im Foyer soll ein Kiosk entstehen. Dazu sollen Mietwohnungen wieder nutzbar gemacht werden. Das Kartoffelrestaurant und eine Psychotherapiepraxis können im Bahnhof bleiben. Unterdessen wurde nach knapp dreijähriger Vollsperrung im November die Unterführung der Potsdamer Straße am Michendorfer Bahnhof wieder freigegeben. Für knapp 16 Millionen Euro hatte die Bahn zuvor die Gleise über der Unterführung erneuert.

Warten auf den Tunnel. In Werder muss man dagegen noch lange auf eine Unterführung am Bahnhof warten. Seit Jahren kämpft die Stadt darum, den Bahnübergang in der Phöbener Straße durch eine Unterführung ersetzen zu lassen. Vor Jahren hatte das Land erste Planungen dafür erstellt. Anfang Juni wurde dann jedoch eine neue Lösung präsentiert: Statt die Straße leicht zu verlegen und einen Tunnel für Auto- und Radfahrer sowie Fußgänger anzulegen, soll ein Tunnel im bisherigen Straßenverlauf für Autos entstehen. Für Fußgänger und Radfahrern soll ein zweiter, zum Bahnhof hin versetzter Tunnel gebaut werden. Der Haken: Das Planfeststellungsverfahren soll erst Ende 2018 beginnen. Eine Fertigstellung vor dem Jahr 2025 ist damit unrealistisch.

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