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Bald Flüchtlingsheim: Der Hotelbetreiber des Sens Convent gibt seinen Widerstand auf und verhandelt jetzt über die Abwicklung der Hotelbetriebsgesellschaft.

© Andreas Klaer

Michendorf: Sens Convent Hotel wird abgewickelt: Flüchtlinge könnten ab Frühjahr einziehen

Der bisherige Betreiber des Sens-Convent-Hotels in Michendorf kämpft nicht weiter, ab dem kommenden Frühjahr könnte das Hotel als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden. Noch werden Gespräche geführt.

Michendorf - Karsten Dreger wird den Kampf um den Erhalt seines Michendorfer Sens-Convent-Hotels wohl aufgeben. Wie berichtet plant der Landkreis dort die Einrichtung eines Asylbewerberheimes. Dreger ist Geschäftsführer der „Sens Convent Hotel Michendorf GmbH“, die den Hotelstandort gepachtet hat und von der Entscheidung des Landkreises überrascht wurde. Er hatte zunächst angekündigt, um den Erhalt des Hotels zu kämpfen.

Inzwischen verhandelt er mit dem neuen Eigentümer und dem Insolvenzverwalter des Voreigentümers über eine Abwicklung seiner Hotelgesellschaft, wie Dreger gestern gegenüber den PNN erklärte. Die Verhandlungen verliefen konstruktiv. Inhaltlich gehe es um Verpflichtungen aus langfristigen Verträgen der Hotelgesellschaft, die sich auf etwa 700 000 Euro belaufen würden. „Ich denke, das Hotel ist im April, Mai 2016 für die Flüchtlinge frei“, sagte Dreger.

Eigentlich langfristige Perspektive für das Michendorfer Hotel

Seitdem die Pläne für die Flüchtlingsunterkunft bekannt geworden sind, seien zahlreiche Buchungen storniert worden. „Wenn niemand die offenen Rechnungen übernimmt, dann kann ich nicht gehen.“ Abgefunden hat er sich mit der Situation nicht. Das Sens-Convent-Hotel habe eine langfristige Perspektive gehabt, nach der dreijährigen Aufbauphase hätte man im kommenden Jahr Gewinn gemacht.

Mit den Plänen für ein Asylbewerberheim habe der Landkreis der touristischen Entwicklung der Gemeinde Michendorf einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Man verzichtet auf 40 000 Übernachtungen im Jahr. Alles, was zum Thema Tourismus bislang vorgetragen wurde, war gelogen“, meint Dreger. Dass es einmal einen zweiten Anlauf für ein so großes Hotel in der Gemeinde geben wird, glaubt er nicht.

Ein Flüchtlingsheim bringe mehr ein als ein Hotel

Der Insolvenzverwalter und der neue Eigentümer hätten indessen nur ein gutes Geschäft machen wollen, meint Dreger. „Ein Flüchtlingsheim bringt natürlich mehr ein als ein Hotel.“ Wie berichtet ist der Ex-Eigentümer des Hotels, der Düsseldorfer „Medico Fonds 41“, seit März pleite. Der „Medico“-Insolvenzverwalter hatte dem Pächter wegen angeblicher Zahlungsrückstände gekündigt und den Hotelstandort an die Kölner „Markus Mertens Vermögensverwaltungsgesellschaft“ verkauft. Die wiederum hatte das Haus mit 125 Zimmern dem Kreis ab 1. Januar 2016 als Asylheim verpachtet.

Mertens-Bevollmächtigter Carlo Gianni Benini bestätigte gestern das „Bestreben nach einer einvernehmlichen Lösung“ mit dem Pächter. „Alle Parteien sind daran interessiert und es sieht so aus, dass im Frühjahr die Flüchtlinge einziehen können.“ Auch für die gut 30 Hotelbeschäftigten bemühe man sich um Lösungen. Das Landratsamt hatte zuletzt erklärt, dass es die Pläne für ein Asylbewerberheim ruhen lasse, bis sich die drei Beteiligten geeinigt haben. Eine Eilentscheidung des Landrats für den Mietvertrag hatte der Kreistag erst vergangenen Woche durchgewunken – bei 27 Ja-Stimmen, 12 Nein-Stimmen und 12 Enthaltungen.

Schadensersatz vom Landkreis Potsdam-Mittelmark?

Bis zu 250 Asylbewerber sollen in dem Hotel untergebracht werden. Der Landkreis hat 3,2 Millionen Euro eingeplant, um das Objekt bis 2020 anzupachten. Pächter Dreger fragte sich gestern, warum das Hotel nicht gleich gekauft wurde, nach seinen Angaben hätte der Landkreis dabei eine Million Euro sparen können. Womöglich kommen noch weitere Kosten auf das Landratsamt zu, denn Dreger kündigte an, prüfen zu wollen, ob er nach der Einigung mit Eigentümer und Insolvenzverwalter Schadensersatzansprüche beim Kreis geltend machen wird.

Das Landratsamt wollte die Verhandlungen und Dregers Aussagen gestern nicht kommentieren. „Wir haben ja gesagt, dass wir uns nicht zu Wort melden werden, bis sich Pächter, Eigentümer und Insolvenzverwalter geeinigt haben“, sagte Kreissprecherin Andrea Metzler. Wenn man den Standort ab Frühjahr zur Unterbringung von Asylbewerbern nutzen könne, werde man das tun, so Metzler mit Verweis auf die schwindenden Kapazitäten zur Unterbringung der Flüchtlinge. „Nächstes Jahr wird sich die Lage nicht verbessern.“ Ein Kaufangebot an den Kreis für das Hotel habe es nie gegeben.

Online-Petition gegen Flüchtlingsunterkunft

Unterdessen ist eine Online-Petition gegen das Flüchtlingsheim auf openpetition.de von 290 Michendorfern unterzeichnet worden. Insgesamt gibt es 700 Unterstützer, die meisten aus Brandenburg. Die Argumente der Petenten, dass Hotelmitarbeiter ihren Job verlieren und sich in nächster Nähe eine Kita befinde, blieben nicht unbeantwortet. Zur Kita heißt es in der Onlinedebatte: „Eine derart schwache Argumentation, die von jedweder sachlichen Ebene abrückt und klar Ängste vor Unbekannten versucht anzusprechen, ist als Petitionstext vollkommen unhaltbar.“ Was die Mitarbeiter angeht, sei der Pachtvertrag aufgrund von Mietschulden gekündigt worden. Verantwortlich dafür sei der Hotelchef.

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