zum Hauptinhalt

Michendorf: Schaden von 1,5 Millionen Euro für Michendorf

Hausverwalter soll Mieterkonten umfangreicher geplündert haben als bekannt. SPD-Chef fordert Rücktritt des Bürgermeisters.

Michendorf - Die Gemeinde Michendorf ist durch den mutmaßlichen Betrug eines früheren Immobilienverwalters deutlich stärker geschädigt worden als bisher angenommen. Wie der SPD-Fraktionsvorsitzende Volker-Gerd Westphal mitteilte, sei im Finanzausschuss am Mittwochabend über einen Schaden in Höhe von knapp 1,5 Millionen Euro für die Gemeindekasse informiert worden. Bisher war von etwa 200 000 Euro die Rede.

Wie berichtet soll der kaufmännische Geschäftsführer der SRS Hausverwaltungs GmbH, die in der Gemeinde bis zum Sommer 2016 mehr als 80 private und kommunale Wohnungen verwaltet hat, zwischen 2009 und 2016 die Treuhandkonten seiner Kunden geplündert haben. Die Miete wurde jeweils auf Konten der SRS überwiesen, die wiederum das Geld abzüglich der Betriebskosten und einiger Entgelte an die Kommune überweisen sollte. Die zweite Geschäftsführerin des Unternehmens hatte im Juli die Wohnungseigentümer darüber benachrichtigt, dass dies offensichtlich nicht so geschah wie vorgesehen.

Die Gemeinde hat in den vergangenen Monaten Unterlagen zu dem Fall gesichtet. Zunächst sollten die Ergebnisse im Finanzausschuss in nicht öffentlicher Sitzung behandelt werden, auf Forderung vom SPD, Linke und FDP wurde der Tagesordnungspunkt in den öffentlichen Sitzungsteil verschoben. Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) wollte die Schadenshöhe auf PNN-Nachfrage weder bestätigen noch dementieren, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt. Für SPD-Fraktionschef Westphal sind die Vorgänge hingegen so schwerwiegend, dass der Bürgermeister zurücktreten sollte. Denn: „Wie ist es möglich, dass in der Gemeindeverwaltung nicht früher auffiel, dass Hunderttausende Euro von den Mieterkonten verschwanden?“ Jeder könne Opfer von kriminellen Machenschaften werden, aber nicht über einen Zeitraum von sieben Jahren. Mirbach trage dafür die Verantwortung. In den vergangenen Jahren sei im Finanzausschuss immer wieder nachgefragt worden, warum die Mieteinnahmen so niedrig seien. Eindeutige Antworten habe es nicht gegeben.

Wegen möglicher Haftungsansprüche müsse die gesamte Angelegenheit zügig aufgeklärt werden. „Diejenigen, die mit der Sache in der Vergangenheit zu tun hatten, dürfen hierbei nicht mitwirken“, so Westphal. Das gelte neben dem Bürgermeister auch für die Kämmerin und Beschäftigte der Liegenschaftsverwaltung. Dafür solle die Kommunalaufsicht um Hilfe gebeten werden.

„Ich bin dem aufgeschlossen, wir haben nichts zu verbergen“, kommentiert Mirbach die Forderung zum Einsatz der Kommunalaufsicht. Bei der Gemeindevertretersitzung am Montagabend könne dieser Punkt besprochen werden. Die Gemeinde habe schon im Sommer nach Bekanntwerden des Falls Anzeige erstattet. Wie weit die Ermittlungen inzwischen gediehen sind, blieb am gestrigen Freitag offen, da die Staatsanwaltschaft nicht mehr erreichbar war. Die neue Schadenssumme werde Mirbach zufolge nun dem Insolvenzverwalter mitgeteilt.

Die Forderung nach seinem Rücktritt sei „vollkommen aus der Luft gegriffen“, sagte Mirbach. Wegen fehlender Akteneinsicht sei der Schaden nicht eher zu ermitteln gewesen. Der Geschäftsführer habe seine Handlungen zudem geschickt getarnt. Mirbach glaubt nicht daran, dass die Gemeinde einen Großteil des Schadens erstattet bekommt. Schließlich sei bei vergleichbaren Verfahren oftmals nicht viel von der Insolvenzmasse übrig geblieben. „Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Die betroffenen Wohnungen werden inzwischen von der Babelsberger Verwaltungs- und Baubetreuungsgesellschaft mbH verwaltet. Schon vor Bekanntwerden des mutmaßlichen Betrugs hatte die Kommune den Vertrag mit der SRS gekündigt und anschließend ein Ausschreibungsverfahren gestartet.

nbsp;Enrico Bellin

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false