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Michendorf: Rundgang durch das neue Flüchtlingsheim

Mit drei Jahren Verzögerung soll das zu einem Flüchtlingsheim umgebaute Sens-Convent Hotel ab Juni bezogen werden. Jetzt konnten sich die neuen Bewohner und Michendorfer dort umschauen.

Von Eva Schmid

Michendorf - Unentschlossen steht die marokkanische Familie Idrissi vor dem Eingang zur Hotellobby. Das ehemalige Michendorfer Sens-Convent Hotel wird bald ihr neues Zuhause sein. Die Familie mit zwei Kindern ist am Donnerstagnachmittag in die Potsdamer Straße 96 gekommen, um sich vor Ort umzuschauen. Mit ihnen wollen mehr als 100 interessierte Michendorfer das vom Kreis zu einem Flüchtlingsheim umgebaute Hotel, das ab jetzt Haus Polygon heißt, besichtigen. 

Polygon ist ein Vieleck, mit dem neuen Namen nimmt der Kreis Bezug auf die verschachtelte Architektur des Hauses sowie der Vielfalt der Nationen, die dort demnächst wohnen werden. Menschen aus 20 Nationen werden in Michendorf erwartet. Die meisten von ihnen leben wie die marokkanische Familie Idrissi bisher in Brück. Der Kreis will die dortige Containeranlage mit seinen 283 Bewohnern bis zum Jahresende auflösen. 

Mehr als 4,3 Millionen Euro hat das Hotel gekostet

Vor drei Jahren hat Potsdam-Mittelmark das Sens-Convent-Hotel in der Potsdamer Straße 96 zunächst für ein Jahr angemietet, später dann für 4,3 Millionen Euro gekauft. Damals hieß es noch, dass die ersten Flüchtlinge bereits im Frühjahr 2016 einziehen würden. Doch dann kamen die Probleme mit technischen Anlagen im Haus, die Reparaturen und Instandhaltung hat den Kreis in den vergangenen Jahren nach eigenen Angaben weitere rund 300.000 Euro gekostet.

Jetzt, mit drei Jahren Verspätung ist es soweit: Ab dem 1. Juni werden rund 80 Geflüchtete, darunter etwa 25 Familien mit 30 Kindern, einziehen. Auch 20 Alleinreisende werden bereits ab Juni nach Michendorf kommen, wie die beim Kreis zuständige Fachdienstleiterin für Soziales und Wohnen, Mariana Siggel, am Donnerstag in der alten Hotellobby erklärte. Sie kommen aus dem Iran, Kenia, Nigeria, der Türkei und Marokko. 

Weitere 140 Bewohner werden ab Anfang August in die Potsdamer Straße ziehen, wie die zuständige Fachdienstleiterin für Soziales und Wohnen, Mariana Siggel am Donnerstag erklärte. Sie wiederum kommen aus dem Sudan, dem Tschad, Afghanistan und Eritrea. Ab Mai soll der soziale Träger, der das Heim betreiben wird, feststehen. Vor Ort wird es neben einem Heimleiter auch drei Sozialarbeiter geben und einen Wachschutz. Die Kitakinder sollen im Heim pädagogisch betreut werden. Die Schulkinder werden täglich mit einem Shuttelbus in ihre bisherigen Schulen nach Brück gebracht, in Michendorf gebe es keine Kapazitäten, heißt es vom Kreis.

Wenig Platz für Hab und Gut

Auf der Rundtour durch das ehemalige Hotel ging es am Donnerstag auch in die alten Konferenzsäle, die jetzt als Büro oder Spiel- und Aufenthaltsraum genutzt werden sollen. Der verglaste Frühstücksbereich zur Potsdamer Straße hin soll als Speiseraum dienen. Gekocht wird in der ehemaligen Hotelküche, jede Familie kocht für sich.    Die meisten der 122 Zimmer sind Doppelzimmer mit einem Bad, sie sind rund 15 Quadratmeter groß. Das würde den Anforderungen entsprechen, betont der Kreis. Familien mit zwei Kindern bekommen zwei zusammenliegende Zimmer. Pro Zimmer gibt es einen kleinen Spintschrank, dazu ein Kühlschrank, der aussieht wie die einstige Minibar. 

Seit drei Jahren wurde das ehemalige Sens Convent Hotel in Michendorf zur Flüchtlingsunterkunft umgebaut. 
Seit drei Jahren wurde das ehemalige Sens Convent Hotel in Michendorf zur Flüchtlingsunterkunft umgebaut. 

© A. Klaer (Archiv)

Tatsächlich ist auch die Größe der Ausstattung eines der beherrschenden Themen beim Tag der offenen Tür: Wie sollen Familien mit Kindern in so kleinen Schränken und Kühlschränken ihr Essen und ihre Kleider lagern? Was passiert, wenn ein Großteil der Bewohner gleichzeitig die Küche nutzen will? Derartige Fragen sollen auch auf der Bürgerversammlung am 7. Mai geklärt werden. Ort und Zeit stehen noch nicht fest.

Auch Fatiya Idrissi, die Frau aus Marokko, die mit ihrer Familie einziehen wird, fragt sich, wie sie mit so wenig Stauraum auskommen sollen. Aber sie ist zuversichtlich: „Hier ist es wenigstens sauber, in Brück bei den warmen Temperaturen waren wieder überall Mäuse“, erzählt sie. Und zeigt Bilder auf denen der desolate Zustand des Containerdorfs deutlich wird. Hauptsache weg von dort. Um das neue Haus Polygon ist viel Grün, es gibt einen kleinen Spielplatz, das Familienzentrum ist nicht weit. Fatiya Idrissi freut sich auf Michendorf.

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